• 25.04.2005 16:01

Jetzt ist Schumacher plötzlich Favorit für Barcelona

Am Tag nach der beeindruckenden Ferrari-Demonstration in Imola staunt die Formel 1 noch immer über den Speed von Schumacher

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach der grandiosen Aufholjagd von Imola hat Michael Schumacher den WM-Titel wieder fest im Visier und will in der Höhle des Löwen mit dem ersten Saisonsieg die Wende vollziehen: "Wir sind wieder an der Spitze dabei. Die Vorstellung von Imola macht mir viel Mut und Hoffnung für die nächsten Rennen. Wir können wieder in den WM-Kampf eingreifen", teilte der siebenmalige Weltmeister nach dem zweiten Platz beim Ferrari-Heimspiel am Montag auf seiner Homepage mit. "Das war sicher eines der besten Rennen meiner Karriere", freute er sich.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hat seit gestern wieder allen Grund zum Jubeln

Angriffslustig zeigte sich auch Ferrari-Teamchef Jean Todt nach Schumachers Husarenritt vom 13. Startplatz aus: "Für uns fängt die Saison jetzt erst an. Ich glaube fest daran, dass wir den WM-Titel gewinnen können. Ferrari ist wieder da", sagte der Franzose. Obwohl der Spanier Fernando Alonso mit seinem Sieg-Hattrick die WM-Führung auf 36 Punkte ausbaute und schon 26 Zähler Vorsprung auf Schumacher hat, sei der Weltmeister laut Todt "heimlicher Gewinner" von Imola gewesen.#w1#

Bremst Schumacher Alonso ausgerechnet in Spanien aus?

In 14 Tagen kommt es zum großen Showdown der beiden WM-Rivalen. Denn bei Alonsos Heimspiel am 8. Mai in Barcelona will Schumacher auf die Überholspur ziehen und die Siegesserie des stolzen Spaniers beenden. Der WM-Spitzenreiter hat im Land des Fußballs und Radsports das Formel-1-Fieber entfacht. Der fünfte WM-Lauf auf dem 'Circuit de Catalunya' ist mit 115.000 Zuschauern ausverkauft. Nach Alonsos Sieg von Imola gab es wilde Hupkonzerte im ganzen Land; in Oviedo, der Heimatstadt des Triumphators, sprangen die Menschen freudetrunken immer wieder in die Brunnen.

Spaniens Medien waren außer Rand und Band: "Deutschland hat den Papst, Spanien hat Alonso. Das sind die aktuellen Machtverhältnisse in der Welt", kommentierte 'Radio Marca' am Tag nach dem Großen Preis von San Marino. Die Zeitung 'Marca' feierte die "Alonshow" in großen Buchstaben: "'Schumi', folge mir doch. Er schlug den Meister in einem historischen Rennen. Der Sieg des Jahrhunderts." 'As' schrieb: "Eine Wiederauferstehung von Schumacher, aber Alonso ist der Boss." Fast kleinlaut konterten die Tifosi: "'Schumis' Revanche. Das nächste Mal werden wir die Ersten sein", meinte beispielsweise 'Tuttosport'.

Alonso selbst war der ganze Rummel fast ein bisschen peinlich. Der 23-Jährige hat plötzlich wieder Angst vor Schumacher: "Ich war überrascht von Ferrari. Das war eine starke Leistung und auch eine Warnung für uns", meinte er und rechnete in kleiner Runde vor: "Wäre Michael von einer normalen Position aus gestartet, hätte er vielleicht mit 40 Sekunden Vorsprung gewonnen. Ferrari ist in Barcelona natürlich Favorit."

Briatore sieht Schumacher als stärksten Gegner für Renault

Renault-Teamchef Flavio Briatore, zugleich Alonsos persönlicher Manager, sprach von einem Rennen, das gut für die Formel 1 gewesen sei. Der Italiener, der einst Michael Schumacher bei Benetton 1994 und 1995 zu zwei WM-Titeln führte, zollte dem Weltmeister größten Respekt: "Wir wissen, dass es Michael ist, den man schlagen muss." Der Österreicher Alexander Wurz, der als Ersatz für den verletzten Kolumbianer Juan-Pablo Montoya den vierten Rang im McLaren-Mercedes belegte, staunte nur noch: "Der Speed von Michael Schumacher war erschreckend."

Für den dreimaligen Formel-1-Weltmeister Niki Lauda kam Schumachers Comeback nicht überraschend: "Ich hatte auf Michael gesetzt. Die Reifen haben zu der Superleistung beigetragen. Das Ferrari-Paket ist zurück, sie hätten das Rennen gewinnen können", sagte der Österreicher am 'RTL'-Mikrofon. Ferrari-Technikchef Ross Brawn freute sich über ein "fantastisches Rennen, auf dem wir nun aufbauen können. Das gibt uns allen einen Motivationsschub." Und Premiere-Experte Hans-Joachim Stuck meinte: "Man darf Michael nie abschreiben, deshalb ist Flavio Briatore jetzt auch so nervös."

Ferrari-Teamchef Todt erneuerte im Überschwang der Gefühle sein Angebot für Schumacher: "Michael kann solange für uns fahren, wie er will." Doch laut Schumachers Manager Willi Weber gibt es im Moment keine Verhandlungen bezüglich des zum Saisonende 2006 auslaufenden Ferrari-Vertrags: "Wir haben zurzeit andere Probleme. Wir wollen das nächste Rennen gewinnen. Michael muss sich entscheiden - vielleicht zum Jahresende, was er nach 2006 machen will", erklärte der Schwabe. Ans Aufhören denke Schumacher noch nicht. Weber: "Die Motivation hat Michael, und so lange er sie hat, wird er auch fahren."