• 19.09.2013 20:40

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Jagd auf Vettel: Letzte Ausfahrt Singapur?

Bei Mercedes hievt man den Heppenheimer schon fast den Thron, sieht die eigenen Farben am Wochenende aber im Vorteil - Vettel ist gewarnt

(Motorsport-Total.com) - Würde man sein Geld in einem Wettbüro auf einen anderen Formel-1-Weltmeister 2013 setzen als auf Sebastian Vettel, bekäme man dafür eine mehr als ordentliche Quote. Naturgemäß sind die Erfolgsaussichten ebenso gering, schließlich führt der Red-Bull-Star die Gesamtwertung mit 53 Punkten Vorsprung auf Dauerrivale Fernando Alonso mehr als komfortabel an. Der Drittplatzierte Lewis Hamilton (81 Zähler zurück) bezeichnet Vettel im Gespräch mit 'Sky Sports F1' sogar als "über alle Berge".

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Wer reckt als Weltmeister die Faust gen Himmel? Es scheint wieder Vettel zu sein Zoom

Auch sein Neu-Mentor Niki Lauda hat kaum noch Zweifel daran, dass sich der Heppenheimer zum vierten Mal in Folge die Krone aufsetzt: "Er ist es noch nicht, aber er ist fraglos auf dem besten Weg - mit einem Restrisiko", so der Mercedes-Aufsichtsrat gegenüber 'APA'. Der Österreicher ist voll des Lobes für den 26-Jährigen, der schon jetzt an vielen Rekorden kratzt: "Eine unglaubliche Leistung. Er entwickelt sich immer weiter und wird immer besser." Vettels Einstellung und Bodenständigkeit imponieren Lauda: "Man darf nie sagen: 'Ich bin so toll.' Dann ist es vorbei."

Stattdessen würde sich der Abo-Weltmeister jedes Jahr neu erfinden, um schneller und besser zu werden. "Und Vettel kann das, genauso wie ein Michael Schumacher", wagt Lauda einen ambitionierten Vergleich und rechnet mit einer Titelentscheidung schon in Abu Dhabi. Hamilton würde das natürlich gerne verhindern und träumt vor der Nachtschicht in Singapur: "Bisher war das Jahr großartig und ich wäre liebend gerne Weltmeister. Aber was passiert, das passiert." Vettel selbst sieht sich noch lange nicht auf der sicheren Seite.

Ist Singapur Mercedes-Land?

Schließlich haben ihn seine eigenen Erfolgsgeschichten aus den Jahren 2010 und 2012 gelehrt, dass Vorsicht angebracht ist: "Deswegen sollten wir da nicht blauäugig in die nächsten Rennen gehen und denken, dass das Ding schon im Sack ist", betont Vettel, dem damals furiose Aufholjagden gelangen. Und auch Lauda weiß aus dem Nähkästchen zu plaudern: "Er muss nur krank werden und ein paar Rennen nicht fahren, dann geht es ihm so wie mir auf dem Nürburgring." Es war das Jahr 1976, in dem der schwere Feuerunfall in der Eifel alles auf den Kopf stellte.

Dass sich auch sportlich noch etwas bewegen lässt, glaubt Hamilton - zumindest, wenn es um den Grand Prix in Singapur geht. "Wir sollten am Wochenende schnell sein. Wenn nicht, wären wir ernsthaft überrascht", kündigt der Star der Silberpfeile an und führt einen Optimismus auf die äußeren Umstände des einzigen Nachtrennens im Kalender zurück. Er denkt an Monaco. wo Nico Rosberg siegte: "Auf einem Straßenkurs und mit viel Abtrieb sollten wir wirklich gut sein." Ex-Teamkollege Jenson Button pflichtet bei und glaubt nicht, sich auf Red-Bull-Territorium zu befinden.


Fotos: Großer Preis von Singapur, Pre-Events


Red Bull wird niemals müde

Das hatten Vettel und Co. erstaunlicherweise dann vorgefunden, wenn Top-Speed gefragt war: "Wir haben es hier mit einer komplett anderen Strecke zu tun. Sie waren in diesem Jahr auf Strecken, die wenig Abtrieb verlangen, sehr stark", analysiert Button und wittert mehr Konkurrenz als in Monza. "Ich glaube nicht, dass es für sie hier so einfach wird wie zuletzt." Hamilton hat die WM trotz guter Voraussetzungen nicht mehr im Blick, sondern eher das Jahr 2014: "Ich versuche, so viele Rennen wie möglich zu gewinnen. Vieles von dem, was wir entwickeln, ist für das kommende Auto."

Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Im Formatiosnflug Richtung 2014: Mercedes setzt auf die Turbo-Ära Zoom

Sein Gefühl sei deshalb deutlich besser: "Hoffentlich liegt mir dieses Auto dann mehr", so der Brite, der jedoch wieder mit der Truppe aus Milton Keynes wird rechnen müssen. Vettel warnt ihn schon jetzt: "Natürlich gibt es Leute, die von den Red-Bull-Erfolgen allmählich ermüdet werden, aber das gilt nicht für uns." Der Deutsche zeigt sich unermüdlich und untermauert mit seinen Worten Laudas Lob für die richtige Einstellung: "Wir wissen, dass es keine Garantien gibt. Genau das darf man nie vergessen: wie hart die Arbeit war, um überhaupt dorthin zu kommen."