• 28.05.2010 18:07

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Istanbul-Spezialist Massa unter Druck

Felipe Massa war schon mal lockerer: Fernando Alonso setzt ihn ausgerechnet auf seiner Haus- und Hofstrecke in Istanbul massiv unter Druck

(Motorsport-Total.com) - Teamchef Stefano Domenicali geht zwar eigenen Angaben nach davon aus, dass Ferrari auch 2011 mit Fernando Alonso und Felipe Massa weitermachen wird, doch Massas Vertrag läuft am Saisonende aus und wurde bisher nicht verlängert. Das und die Tatsache, dass er im teaminternen Stallduell zunehmend ins Hintertreffen gerät, scheint dem Brasilianer zuzusetzen.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa hinterlässt derzeit keinen besonders lockeren Eindruck

Ausgerechnet in Istanbul, wo er 2006 Teamkollege Michael Schumacher geschlagen und seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert hat, auch 2007 und 2008 eine Klasse für sich war, sieht Massa gegen Alonso schlecht aus. Im ersten Freien Training war er um 0,573, im zweiten am Nachmittag um 0,895 Sekunden langsamer als der zweifache Weltmeister und derzeitige WM-Dritte. Dabei hatte er gehofft, gerade an diesem Wochenende eine Trendwende herbeizuführen.#w1#

Fehler kostet die schnellste Runde

Fairerweise muss man hinzufügen, dass Massa im zweiten Training seinen schnellsten Run auf weichen Reifen nicht nutzen konnte, weil er in Kurve acht von der Strecke abkam: "Dieser Fehler hat mir das Leben schwer gemacht, denn die weichen Reifen waren heute klar besser." Aber nach dem Dreher eben auch unbrauchbar. Im ersten Sektor fuhr er 33,3 Sekunden - um vier Zehntelsekunden langsamer als Jenson Button, aber gleich schnell wie Alonso.

¿pbvin|512|2762||0|1pb¿Daher dürfe man das teaminterne Stallduell heute nicht überbewerten: "Diesen Vergleich darf man nicht ziehen. Ich habe nur den ersten Sektor als Messwert - und der war okay, ähnlich wie Fernando. Dann habe ich mich gedreht", analysiert der 29-Jährige und rechtfertigt sich für seinen kleinen Fahrfehler: "Viele andere waren dort auch neben der Strecke. Es ist keine einfache Kurve, da geht man schnell mal über das Limit."

Doch Massa wirkte nicht nur wegen des Drehers angespannt, sondern auch wegen der anschließenden Reaktion, als er völlig von der Rolle wirkte und auch noch drei gegnerischen Fahrzeugen im Weg stand. Michael Schumacher nahm es locker und winkte seinem Freund zu, aber Souveränität sieht anders aus. Auch der Gesichtsausdruck Massas nach den beiden Sessions hinterließ einen sehr angespannten Eindruck bei den Beobachtern.

Mit den Reifen diesmal zufrieden

Dabei sieht er durchaus Licht am Ende des Tunnels: "Ich glaube, dass das Auto mit den gleichen Reifen hier etwas besser funktioniert als in Barcelona", meint der Ferrari-Pilot hoffnungsvoll und sagt über die voraussichtlich stärksten Gegner an diesem Wochenende: "Red Bull und McLaren sind ganz klar die zwei Teams, die es zu schlagen gilt. Man kann nach dem heutigen Tag aber noch keine Vergleiche anstellen."


Fotos: Felipe Massa, Großer Preis der Türkei, Freitag


Helfen soll Ferrari in Istanbul ein marginal verbessertes F-Schacht-System. Das bewirkt weiterhin einen Strömungsabriss am Heckflügel, kostet aber in den Kurven keinen Anpressdruck mehr. Massa: "Wir haben den F-Schacht und wir haben den Topspeed, den wir wollen. Im Vergleich zu Barcelona ist das System ein bisschen anders, was die Bedienung durch den Fahrer angeht. Der Effekt ist aber der gleiche wie in Barcelona."

Nun muss er diese technischen Fortschritte nur noch nutzen, um seinem Arbeitgeber einen ganz besonderen Anlass zu vergolden: "Ich bin sehr stolz. 800 Grands Prix von Ferrari sind eine tolle Story, eine schöne Erinnerung", schwärmt der leicht emotional veranlagte Brasilianer. "Das müssen wir auf jeden Fall feiern - hoffentlich mit einem Sieg am Sonntag! Es ist nett, hier zu sein und Teil dieser Story zu sein."