• 10.08.2005 16:42

Istanbul Otodrom: Bekanntes unbekanntes Terrain

Keine Runde sind die Piloten im Istanbul Otodrom bisher gefahren, trotzdem kennen die Ingenieure die Strecke bereits bis ins Detail

(Motorsport-Total.com) - Heute in einer Woche hält die Formel 1 zum ersten Mal Einzug ins Fahrerlager der neu gebauten Strecke vor den Toren Istanbuls. Nach dem Aufbau des Motorhomes und dem Einrichten der Boxen werden die Mechaniker anfangen, die Renault R25 von Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella für die ersten Trainingssitzungen vorzubereiten.

Titel-Bild zur News: Skizze der Strecke in Istanbul

Detaillierte Streckenkarten dienen als Basis für Computer-Simulationen

Die Basis für das Setup erarbeiteten die Ingenieure des Renault-Teams bereits vor einigen Wochen. Mittels aufwändiger Computersimulationen wurde die Abstimmung seitdem immer weiter verfeinert. Pat Symonds, Leiter der Fahrzeugentwicklung bei Renault, weiß bereits, welche Strategie-Optionen der "Equipe Jaune" beim Grand Prix der Türkei zur Verfügung stehen.#w1#

Seine Überlegungen beruhen dabei unter anderem auf dem berechneten Treibstoffverbrauch des Renault RS25-Zehnzylinders auf dem 5,340 Kilometer langen Asphaltband nahe der Bosporus-Metropole, der Anzahl der Überholmöglichkeiten sowie der Länge der Boxengasse. Mehr als eine Million Szenarien werden Symonds und sein Team durchspielen, bevor sie die endgültigen Strategie-Entscheidungen treffen.

Die Vorbereitung auf den Türkei-Grand-Prix begann bereits vor langer Zeit: Anfangs standen dem Renault-Team lediglich Basisinformationen wie Streckenlänge, Kurvenradien und Topographie des Geländes zur Verfügung. Anhand dieser Daten errechneten die Ingenieure zunächst zwei Hauptfaktoren: das Abtriebsniveau und die optimalen Getriebeübersetzungen. "Du musst mit diesen Dingen früh beginnen", erklärt Symonds. "Allein für die Produktion der Getrieberäder planen wir alles in allem rund acht Wochen ein."

Sobald die grundlegenden Charakteristika eines neuen Kurses feststehen und eine dreidimensionale Ideallinie errechnet wurde, kümmern sich die Experten um die Detailfragen: Parameter wie Feder-Dämpfer-Abstimmung, Kühlung oder Bremsen fließen nach und nach in die Berechnungen mit ein. "Anschließend füttern wir unsere Computer mit dem Verhalten des Renault R25 in der berechneten Grund-Abstimmung", beschreibt Symonds den nächsten Prozessschritt.

"Dann verändern wir zum Beispiel die Daten für das Abtriebsniveau oder die Getriebeübersetzungen und beobachten, wie sich das auf die Rundenzeiten auswirkt. So nähern wir uns Schritt für Schritt dem effektivsten Basis-Setup, mit dem wir Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella am Freitagmorgen in das erste freie Training schicken", erklärt der Brite.

Gleichzeitig läuft auch bei Michelin die Vorbereitung auf Hochtouren: Die Experten des Reifenpartners von Renault errechnen, welchen Längs- und Querkräften die Renault R25 auf dem Istanbul Otodrom ausgesetzt werden und welche Temperaturen voraussichtlich vorherrschen werden. Hinzu kommt die Asphaltbeschaffenheit. Diese Daten dienen Michelin als Grundlage für die beiden Reifenoptionen, aus denen Renault am Grand-Prix-Wochenende wählen kann.

Am Freitagmorgen werden die einzelnen Teams unter Umständen auf unterschiedliche Setup-Optionen setzen. Doch im Verlauf der Trainingssitzungen werden sich die Abstimmungen immer weiter einander annähern. Dabei wird entscheidend sein, welches Team wie schnell auf unerwartete Bedingungen reagieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen kann.

Denn unabhängig davon, wie akkurat sich die Formel-1-Teams auch auf die neue Strecke vorbereitet haben und wie viele Daten ihnen zur Verfügung stehen - keine Simulation kann jemals sämtliche Fragezeichen beseitigen. Allein die Daten, die als Grundlage der Berechnungen dienen, können niemals zu 100 Prozent der Wirklichkeit entsprechen.

Das Grip-Niveau kann sich beispielsweise in der Praxis deutlich von der Theorie unterscheiden. Auch die Beschaffenheit der Kerbs und die Frage, ob die Fahrer sie in ihre Ideallinie mit einbauen können, wirkt sich auf die Rundenzeiten und auf das Fahrzeug-Setup aus.

Apropos Fahrer: Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella müssen den neuen Kurs natürlich noch kennen lernen. Erfahrungsgemäß brauchen die beiden dafür aber nicht länger als fünf bis zehn Runden.

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