Ist Lando Norris zu sehr Softie? "Mir egal, was die Leute sagen!"

Lando Norris antwortet auf die Kritik an seiner Selbstkritik und an den Fehlern des Teams, die zuletzt für den Verlust des Sieges in Silverstone verantwortlich waren

(Motorsport-Total.com) - Steht Lando Norris die Psyche im Weg, um es jemals bis ganz nach oben an die Spitze der Formel 1 zu schaffen? Dem Briten wird nachgesagt, dass er nicht das Rücksichtslose, das Weltmeister-Gen hat, das andere Champions besitzen. Und außerdem agiere der McLaren-Pilot häufig zu selbstkritisch nach kleineren Fehlern, was ihn aus der Bahn werfen könnte.

Titel-Bild zur News: Lando Norris (McLaren) vor dem Formel-1-Rennen in Ungarn 2024

Lando Norris hat nicht vor, sein Image zu ändern Zoom

Er selbst sieht das allerdings nicht so: "Ich bin zufrieden mit meiner Balance", winkt er ab. "Ich respektiere, was andere Leute sagen, aber ich weiß selbst, was ich denken muss und was ich besser mache als 99 Prozent der anderen Leute. Mir ist das alles egal."

Zwar höre er durchaus auf Ratschläge und versuche, sich psychologisch und verbal zu verbessern, "aber ich kann sagen, was ich will und ich kann denken, was ich denken muss. Und das kann ich für mich besser als jeder andere", so Norris.

Er betont: "In gewisser Weise interessieren mich Leute nicht, die in der Hinsicht negativ über mich reden, denn für jeden funktioniert es anders. Leute gewinnen anders, sie attackieren oder verteidigen sich anders und haben einfach eine andere Lebensweise. Und ich mache, was ich möchte. Ich weiß, was für mich funktioniert, und dabei bleibe ich."

Gleiches gelte auch für Aussagen, dass er verglichen zu etwa Max Verstappen zu nett sei, um Erfolg zu haben: "Ich versuche, in jeder Hinsicht respektvoll zu sein, aber das hat absolut null Relevanz für das, was auf der Strecke passiert", stellt Norris klar.

"Und so sehr Leute auch etwas daraus machen und darüber reden wollen, so ist das, was vor zehn, 15 oder 20 Jahren war, komplett anders als heute", sagt er. "Wenn ich will, dann kann ich mehr Arsch sein und mich wie ein Idiot verhalten und die Leute das denken lassen, aber das muss ich nicht und das will ich auch nicht."

"Ich möchte immer noch Witze machen, Spaß haben und lachen - und mich interessiert nicht, was Leute in diese Richtung sagen. Ich genieße einfach mein Leben. So einfach ist das."

Auch McLaren in der Kritik

Zuletzt hatte aber auch sein McLaren-Team sein Fett wegbekommen. Der Rennstall machte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen, weil man immer wieder gute Chancen auf Grand-Prix-Siege versemmelte, obwohl man ein siegfähiges Auto hat.

Erst vor zwei Wochen beim Rennen in Silverstone stand der Rennstall für seine Reifenwahl in der Kritik. Norris führte das Rennen an, wechselte dann aber eine Runde zu spät von Intermediates auf Slicks und nahm mit Soft die falsche Mischung.


Fotostrecke: Diese Siege hat McLaren in der Formel-1-Saison 2024 weggeworfen

"Ja, ja, ich kam eine Runde später als Lewis [Hamilton] rein, aber uns sind die Reifen innerhalb von fünf Runden eingegangen, während sie das Rennen gewonnen haben", sagt er. "Ob wir die falsche Entscheidung getroffen haben oder nicht: Wir waren einfach nicht einmal annähernd schnell genug. Selbst wenn wir vor Lewis rausgekommen wären, hätte ich nicht gewonnen."

Die Fehler aus Silverstone habe man aber analysiert, wie man es nach jedem Rennen als Team macht. "Das war jetzt nichts Großes", sagt Norris. "Wir mussten da jetzt nicht fünf oder sechs Tage oder zwei Wochen dran sitzen, um das zu verstehen."

"Brauchen niemanden, der uns sagt, was wir falsch machen"

"Ich denke nicht, dass das ein super komplizierter Prozess ist", führt er weiter aus. "Aber wenn du ein Rennen anführst oder Zweiter bist und diese Entscheidungen treffen musst, dann liegt immer ein wenig mehr Druck auf den Entscheidungen." Denn dann geht es nicht um einen verlorenen siebten oder achten Platz, sondern um einen verlorenen Sieg.


Eigentlich müsste McLaren die WM anführen!

Hätte McLaren die vielen Strategie- und sonstigen Fehler der Saison 2024 nicht begangen, könnte das Team die Konstrukteurs-WM bereits anführen. Weitere Formel-1-Videos

"Silverstone schmerzt, natürlich, aber wir brauchen keine anderen Leute, die uns sagen, was wir falsch gemacht haben und wie wir alles besser machen können", so der Engländer.

"Wir haben auch viele gute Dinge gemacht, und dass wir uns daran erinnern, ist wichtig. Natürlich gibt es auch Zeiten, wo wir einen Fehler mehr gemacht haben, und daran erinnert sich jeder und greift das Team dann an", sagt er. "Aber es gab auch zahlreiche Situationen in diesem Jahr, wo das anderen Teams und Fahrern passiert ist."

Norris: Waren das konstanteste Team

Gleichzeitig betont er, dass das Selbstvertrauen bei McLaren nach den vergangenen Rennen so hoch wie nie zuvor sei: "Wir sind nicht übertrieben optimistisch oder übermäßig selbstbewusst. Aber wir machen einfach so viele Dinge gut", stellt er klar.

McLaren sei in den vergangenen Rennen definitiv das konstanteste Team gewesen, auch wenn man laut Norris nie das allerbeste Team war. "Vielleicht bei einem oder zwei Rennen würde ich darauf wetten, dass wir möglicherweise das beste Auto waren. Aber von A nach B über ein ganzes Wochenende gesehen, glaube ich nicht, dass wir ein dominantes Wochenende hatten."


Norris verweist zum Beispiel auf Mercedes, die laut ihm in Kanada einen deutlichen Doppelsieg hätten holen müssen, "aber sie haben es noch viel mehr vermasselt als wir in Silverstone", betont er.

"Es gab andere Situationen, in denen wir einfach nicht das beste Auto waren, aber wir waren einfach jedes Mal da. Wir haben Chancen genutzt, wir haben keine Fehler gemacht, die Zuverlässigkeit war stark. Es gibt so viele andere Dinge, an die die Leute nicht denken und über die sie nicht sprechen. Ich bin sehr glücklich und stolz auf das Team, dass es so gut läuft."