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  • 19.09.2013 21:53

  • von Dominik Sharaf

Ist die Katze aus dem Haus: Grosjean peilt Führungsrolle an

Der Franzose will 2014 die Nummer eins bei Lotus werden und den WM-Titel anpeilen - Keine Präferenz beim Teamkollegen: "Wer schnell ist, ist gut für das Team"

(Motorsport-Total.com) - Seitdem er bei Lotus ist, ranken sich Gerüchte um seinen unfreiwilligen Abschied: Der im Dauerfeuer seiner Kritiker stehende Romain Grosjean nimmt den Abgang Kimi Räikkönens zu Ferrari zum Anlass, die umgekehrte Richtung einzuschlagen und die neue Nummer eins bei den Schwarz-Goldenen zu werden. Der 27-Jährige hält diesen Ehrgeiz für "ganz natürlich" und demonstriert eine breite Brust: "Wenn ich hier bin, um Rennen zu fahren, dann habe ich den Traum vom WM-Titel."

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Die Nummer acht soll nicht mehr lange stehen: Grosjean will Teamleader sein Zoom

Grosjean folgert: "Dafür muss ich Nummer eins sein, das will ich erreichen." Seinen Verbleib scheint der Achte der WM-Gesamtwertung sicher zu haben, schließlich hatte sich Teamchef Eric Boullier im Falle eines Räikkönen-Wechsels zu ihm bekannt. Grosjean bedauert diesen trotz des eigenen Vorteils, den er aus der Sache zieht: "Ich habe immer gesagt, dass das für das Team ein Verlust wäre. Er ist ohne Zweifel ein wirklich guter Fahrer." So habe der Finne es auch geschafft, ihn zu kitzeln.

"Wir bringen uns in den Sessions gegenseitig dazu, so schnell wie möglich zu fahren." Was der Ex-Weltmeister seinem Teamkollegen wohl noch voraus hat, weiß Grosjean selbst: "Er ist sehr konstant." Trotzdem will er auf dem Weg zum Lotus-Primus bei seinem bewährten Rezept bleiben. "Ich mache, was ich in den vergangenen Rennen gemacht habe: einen guten Job und das, was ich liebe. Dann verändern sich die Dinge ganz natürlich zum Guten." Ein Problem mit dem wachsenden Druck hätte er nicht.

Grosjean und Hülkenberg: alte Bekannte

Zwar räumt Grosjean ein, sich umstellen zu müssen, findet aber am Nummer-eins-Status deutlich mehr Gefallen als an dem eines Quasi-Neulings, der er noch 2012 gewesen ist: "Es ist schon eine große Veränderung. Ich bevorzuge aber diese Situation eher als die im vergangenen Jahr." Optimistisch stimmen ihn die Vergangenheit und der Verlauf seiner Karriere: "Jedes Mal, wenn ich der Teamleader war - ob in der Formel 3 oder der GP2 - war die Lage komfortabel. Aber dafür muss man sorgen." Doch wer mimt 2014 eigentlich den Wasserträger?

Grosjean und Lotus-Kandidat Nico Hülkenberg waren bereits in ihrer gemeinsamen Formel-3-Zeit im Jahr 2007 Teamkollegen und kennen sich gut. "Ein schneller Fahrer", lobt er den aktuellen Sauber-Piloten, dessen Ferrari-Hoffnungen sich zerschlagen haben. Zu dessen mutmaßlich hartnäckigsten Kontrahenten um den Vertrag in Enstone hat er hingegen gar kein Verhältnis. "Felipe kenne ich nicht über die Fahrerparade hinaus", erklärt der Franzose über den scheidenden Ferrari-Star Massa. "Aber solange er schnell ist, ist er gut für das Team."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Singapur, Pre-Events


Geld und Personalsorgen beunruhigen nicht

Der personelle Aderlass bei Lotus beunruhigt Grosjean nicht. Dass neben Technikchef James Allison auch Aerodynamik-Guru Dirk de Beer nach Maranello abwandert, beeindruckt ihn nicht: "Meiner Meinung nach wird das Team stärker", kontert Grosjean und meint damit die langfristige Entwicklung. "Drei Jahre in Serie haben wir ein sehr gutes Auto auf die Beine gestellt. Noch gibt es ein paar Bereiche, in denen wir uns deutlich verbessern können, um zu den Top 2 zu gehören. Wir sind auf dem Weg dahin."

Romain Grosjean

Romain Grosjean will durch Leistungen Boullier und Co. überzeugen Zoom

Als Erfolgsgeheimnis bezeichnet Grosjean die Atmosphäre im Team, die viele Beobachter schon als den Schlüssel für Räikkönens zweiten Frühling ausgemacht hatten. "Ich lebe unweit von Enstone, sodass ich häufig vor Ort bin", sagt er über das Lotus-Hauptquartier. "Ich fühle mich dort wie zu Hause. Es gibt keinen Grund, weshalb sich daran etwas ändern sollte." Auch die prekäre finanzielle Lage und das Warten auf den Abschluss des viel zitierten Investorendeals nicht: "Was das Geld angeht, sollte es besser und besser werden", blickt Grosjean zuversichtlich in die Zukunft.