• 15.01.2010 17:52

  • von Stefan Ziegler

Irvine: "Man hat den Sport seiner Geschichte beraubt"

Abkürzungen zum Überholen, ein neues Punktesystem: Ex-Pilot Eddie Irvine kann angesichts dieser Vorschläge nur den Kopf schütteln

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Chef Bernie Ecclestone ist immer wieder für eine Überraschung gut, doch die jüngste Idee des britischen Rennchefs stößt nicht überall auf offene Ohren: Um das Überholen in der Formel 1 zu erleichtern, dachte Ecclestone unlängst darüber nach, die Rennstrecken im Kalender mit einer speziellen "Abkürzung" auszustatten, die ein Pilot nur wenige Male pro Grand Prix benutzen dürfte.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

Angesichts der Neuerungen vergeht Eddie Irvine fast der Appetit auf die Formel 1...

"Das macht überhaupt keinen Sinn", kontert der frühere Ferrari-Fahrer Eddie Irvine beim 'BBC Radio 5 Live'. "Es ist noch nicht einmal besonders originell, sondern einfach nur schrecklich. In der Formel 1 geht es doch gerade darum, dass das Überholen schwierig ist. Es ist eben etwas Besonderes", erklärt der ehemalige Rennfahrer, hält aber nicht alle Maßnahmen der Formel-1-Kommission für schlecht.#w1#

Das Nachtankverbot findet Freunde

Das Nachtankverbot könnte die Show tatsächlich nachhaltig verbessern, vermutet der Nordire. "Diese Geschichte wird das Überholen viel glaubhafter machen, weil die Rennwagen nun ein unterschiedliches Potenzial haben. Einige Autos werden besser mit einer großen Spritladung klargekommen, andere haben ihre Stärke vielleicht gerade bei wenig Benzin im Tank", gibt Irvine zu Protokoll.

"Die Unterschiede werden weitaus größer sein." Eddie Irvine

"Die Unterschiede werden weitaus größer sein. Es wird auch Piloten geben, die viel härter mit ihren Reifen umgehen als andere. Auch das wird einen Unterschied ausmachen. Der Verschleiß der Fahrzeuge wird ebenfalls größer sein, denn die Autos werden offensichtlich mehr Sprit mit sich herumschleppen müssen. All das wird helfen", meint der 44-Jährige, sieht aber dennoch schwarz.

"Das Problem bei der Formel 1 ist doch, dass man immer wieder die Regeln ändert, um sie zu verbessern - dabei ist doch überhaupt gar nichts verkehrt daran", so Irvine. "Letztendlich wurde der ganze Sport doch gerade dadurch zerstört, dass sie das Qualifying und das Punktesystem verändert haben. Man hat den Sport seiner Geschichte beraubt und die Formel 1 hatte eine großartige Geschichte."

Irvine: Früher war alles besser...

"Es gab Statistiken, anhand derer die Piloten sagen konnten: 'Ich hatte so und so viele Punkte. Ich habe in meinem ersten Grand Prix gepunktet. Ich kann mich mit den Jungs aus den 1970er- und 1980er-Jahren vergleichen.' Die Fans konnten diese Geschichte sehen, doch jetzt ist alles anders, jetzt ist alles Mist", wettert der langjährige Formel-1-Pilot und fordert eine baldige Rückbesinnung.

"Die Fans konnten diese Geschichte sehen, doch jetzt ist alles anders, jetzt ist alles Mist." Eddie Irvine

"Sie müssten einfach nur sagen: 'Okay, damals war der Sport richtig klasse. Belassen wir es dabei.'" Immerhin: Wenn im März die neue Formel-1-Saison beginnt, werden erstmals seit langem wieder mehr als 22 Fahrzeuge in der Startaufstellung auftauchen. Irvine: "Die neuen Privatteams werden nicht so professionell agieren wie ein Hersteller und werden auch nicht so große Budgets haben."

"Es wird wieder größere Unterschiede zwischen den Autos geben und vermutlich auch deutlich mehr Überrundungen. Das war früher immer an der Tagesordnung", so der Ex-Rennfahrer. "Man muss nur einfach wieder an den Punkt zurückkehren, wo man damals war - und verstehen, dass man in den vergangenen zehn Jahren sein Schindluder mit etwas getrieben hat, das absolut in Ordnung war."