• 09.05.2006 13:38

Interview: Ralf Schumacher ganz privat

Ralf Schumacher im intimen Gespräch über seine Kindheit in Kerpen, One-Night-Stands und sein neues Leben mit Ehefrau Cora und Sohn David

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Mit sechs Grand-Prix-Siegen ist Ralf Schumacher eigentlich längst mehr, als der Spitzname "Schumi II" suggerieren mag, doch in Deutschland ist der nach Österreich ausgewanderte Toyota-Pilot bei weitem nicht so populär wie sein um sechseinhalb Jahre älterer Bruder Michael. Am Nürburgring sprach er unter anderem über seine glückliche Kindheit in Kerpen, One-Night-Stands und sein neues Leben mit Ehefrau Cora und Sohn David.

Titel-Bild zur News: Ralf und Cora Schumacher

Formel-1-Star Ralf Schumacher mit seiner Ehefrau Cora am Nürburgring

Frage: "Ralf, die Menschen in Kerpen reden unheimlich nett von dir und deinem Bruder Michael. Was bedeuten dir diese Leute?"
Ralf Schumacher: "Man muss fairerweise sagen, dass ich dort den größten Teil meiner Jugend - eigentlich sogar meines Lebens, denn so alt bin ich ja noch nicht - verbracht habe. Die Kartbahn und die Leute, die man dort kennen gelernt hat, bedeuten einem natürlich schon viel, aber leider Gottes - oder zum Glück, je nachdem - bin ich nicht mehr so nahe dran, weil ich meine eigene Familie habe und weggezogen bin. Früher kannte ich jedes Gesicht auf der Kartbahn, aber heute gibt es nur noch wenige, die ich kenne - zum Beispiel die Carola, Richie, die Leute bei Peter Kaiser und Gerhard Noack. Die Leute, die damals schon dort waren, kenne ich schon noch, aber heute ist das logischerweise nicht mehr so."#w1#

Kartbahn war in unmittelbarer Nähe des Elternhauses

Frage: "Dein Elternhaus steht in unmittelbarer Nähe der Kartbahn. War das so etwas wie die perfekte Kindheit für zwei junge Buben?"
Schumacher: "Zumindest für zwei Buben, die gerne Kart fahren, ganz klar! Natürlich hatte das als Kind auch den einen oder anderen Nachteil, denn die Freunde zum Spielen waren etwas weiter weg, aber im Großen und Ganzen hat mir das viel Spaß gemacht."

"Mit dem Macho habe ich nichts zu tun, aber mit dem Romantiker wahrscheinlich auch nicht." Ralf Schumacher

Frage: "Wie würdest du dich als Ehemann selbst beschreiben? Bist du eher der Romantiker oder eher der Macho?"
Schumacher: "Weder noch. Mit dem Macho habe ich nichts zu tun, aber mit dem Romantiker wahrscheinlich auch nicht. Ich bin zu sehr Realist, um sehr romantisch zu sein. Das fällt mir etwas schwer - zum Leidwesen meiner Frau, der das nicht ganz so gut gefällt. Macho bin ich aber auch keiner. Ich halte mich für einen sehr fürsorglichen Ehemann und Vater, aber trotzdem auch sehr realistisch. Auf so Dinge wie Mondschein und Kerzenlicht stehe ich nicht so. Das ist nicht meins - auch nicht Schmusemusik."

Frage: "One-Night-Stand oder lebenslange Partnerschaft?"
Schumacher: "Grundsätzlich ist die lebenslange Partnerschaft immer der Wunsch eines Menschen, glaube ich, aber der Zeitpunkt ist halt verschieden."

Frage: "Heißt das, dass One-Night-Stands früher für dich okay waren?"
Schumacher: "Ich möchte mich jetzt nicht über mein Privatleben vor meiner Zeit mit Cora äußern, aber grundsätzlich war es auf diese Art und Weise auch sehr schön. Trotzdem hätte ich Cora im Nachhinein gesehen gerne früher getroffen."

Frage: "Wie alt ist dein Sohn David jetzt?"
Schumacher: "David wird im Oktober fünf."

Bei Schumacher kommen schon erste graue Haare...

Frage: "Wie schnell die Zeit vergeht. Das merkt man an den Kindern am meisten, oder?"
Schumacher: "Und an den grauen Haaren, die langsam kommen!"

"Zwischen meinem Beruf habe ich eigentlich den ganzen Tag Zeit und nehme David auch überall mit hin." Ralf Schumacher

Frage: "Was fasziniert dich momentan am meisten an deinem Sohn?"
Schumacher: "Zu sehen, wie er sich weiterentwickelt, ist erstaunlich - nicht nur beim Wachsen, sondern auch die Persönlichkeit. Er ähnelt auch sehr stark den Eltern, denn wir beide sehen uns immer wieder in ihm. Das macht eine Menge Spaß! Wir verbringen natürlich auch eine Menge Zeit mit unserem Sohn, denn zwischen meinem Beruf habe ich eigentlich den ganzen Tag Zeit und nehme ihn auch überall mit hin. Dasselbe gilt für meine Frau."

Frage: "Was hat er denn von dir?"
Schumacher: "David ist sehr selbstbewusst und sehr unruhig - genau wie ich als Kind auch war. Er weiß wirklich ganz genau, was er will."

Frage: "Wie würdest du Cora als Mutter beschreiben?"
Schumacher: "Cora hat nach außen ein Image, das ich nicht nachvollziehen kann, denn sie steht immer als perfekte Frau da, aber sie ist zugleich auch die perfekte Mutter. Ich muss sagen, sie macht wirklich alles für den David, und sie macht immer Klimmzüge, damit sie das irgendwie hinkriegt. Wenn überhaupt, dann leiden ihre Termine darunter. Sie ist schon eine sehr, sehr gute Mama. Da hätte ich mir keine bessere wünschen können."

Keine "Anti-Sex-Klausel" im Toyota-Vertrag

Frage: "Fußballer dürfen vor einem wichtigen Spiel keinen Sex haben. Wie hältst du das als Rennfahrer?"
Schumacher: "Grundsätzlich dürfen wir, wann wir wollen - und das tun wir auch so! Näher möchte ich darauf nicht eingehen."

Cora und Ralf Schumacher

Cora und Ralf Schumacher vor ihrer Renntaxifahrt am Nürburgring Zoom

Frage: "Findest du, dass Sex für eine Beziehung wichtig ist?"
Schumacher: "Das gehört sicherlich auch zu einer Beziehung, aber es ist nicht der wichtigste Teil einer Beziehung."

Frage: "Bist du eitel?"
Schumacher: "Ja, ich glaube schon - aber es kann schon auch passieren, dass ich mal komplett ausspanne. Ich bin aber nicht der Typ, der in der Jogginghose vor die Tür geht. So etwas mache ich nicht."

Frage: "Wie viel Zeit verbringst du morgens im Bad?"
Schumacher: "Ich brauche nicht ganz so lang. Etwa eine halbe Stunde."

Frage: "Habt ihr getrennte Bäder?"
Schumacher: "Nein, wir teilen uns das. Vom Platz her geht das schon."

Frage: "Du engagierst dich sehr für Not leidende Tiere. Warum gerade dafür?"
Schumacher: "Es gibt viele Dinge, für die man sich einsetzen kann. Es gibt viele Leute, die sich für Kinder einsetzen, was immer eine tolle Sache ist und was wir auch ein bisschen machen. Tiere sind sehr wehrlose Geschöpfe. Ich bin mit vielen Tieren aufgewachsen - wir beide -, und wenn man die Möglichkeiten hat, ein bisschen mitzuhelfen und etwas zu verändern, dann ist das etwas, was man gerne tut."

Jagen als Kontrastprogramm zum Formel-1-Alltag

Frage: "Du gehst aber auch gerne auf die Jagd. Wie passt das mit deiner Liebe zu den Tieren zusammen?"
Schumacher: "Das ist auch etwas, was ich gerne mache - weniger des Schießens wegen, sondern eher, weil es eine komplette Abwechslung ist. Man ist draußen im Wald, es geht kein Handy, nichts. Die Jagd ist ganz einfach, was mein Sohn übrigens auch liebt. Manchmal übernachten wir einfach nur dort und sind dort alleine. Das ist etwas Schönes."

"Privat bin ich eigentlich wunschlos glücklich." Ralf Schumacher

Frage: "Welche Träume hast du für dein übriges Leben abseits der Formel 1 noch?"
Schumacher: "Privat bin ich eigentlich wunschlos glücklich. Ich hoffe, dass ich nicht in irgendeine Situation komme, mit der man nicht klarkommt, wenn ich einmal aufhöre. Das kann einem ja passieren und ist auch schon vielen Leuten passiert."

Frage: "Das heißt, du kannst nachempfinden, was dein Bruder momentan durchmacht, nicht wahr?"
Schumacher: "Ich weiß nicht, was der Michael durchmacht. Ich glaube, er macht noch gar nichts durch, aber klar: So eine Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen. Wir waren es einfach gewöhnt, ständig zu reisen, und wenn man sich dann sagt, dass jetzt Schluss ist, dann sitzt man auf einmal zwölf Monate im Jahr zu Hause. Es ist nicht so leicht, damit klarzukommen - und es ist mein größter Wunsch, dass ich das irgendwann einmal schaffen werde. Hoffentlich dauert das noch einige Jahre!"

Frage: "Und was sind deine Träume in der Formel 1?"
Schumacher: "In der Formel 1 wäre es natürlich schön, wenn noch der eine oder andere Sieg dazukäme, denn nach so vielen Rennen war das bisher definitiv zu wenig. Und dann ist da natürlich auch noch der WM-Titel..."