• 06.10.2009 11:53

Interview: "FIA hat eine Vorbildfunktion"

Guido van Woerkom, Präsident des niederländischen Automobilverbandes, unterstützt die Kampagne von FIA-Präsidentschaftskandidat Ari Vatanen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr van Woerkom, warum unterstützen Sie Ari Vatanens Wahlkampagne?"
Guido van Woerkom: "Für mich ist internationale Zusammenarbeit sehr wichtig und ich sehe in der FIA eine Plattform, die uns gegenseitige Kontakte ermöglicht. Gleichzeitig erleben wir einiges im Umfeld der FIA. Die Fusion von AIT und FIA, das heißt der Bereiche Mobilität und Motorsport, ist noch nicht durchgehend vollzogen."

Titel-Bild zur News: FIA-Logo

Guido van Woerkom unterstützt den Reformkurs von Ari Vatanen

"Außerdem schlägt der Motorsport immer wieder Wellen. Das kann ich nicht hinnehmen, da auch unsere Glaubwürdigkeit darunter leidet. Das heißt, wir brauchen einen Wechsel. Ich glaube, Ari Vatanen und sein Team sind sowohl für die FIA-Mobilität als auch für den FIA-Motorsport akzeptable Kandidaten. Ari selbst genießt im Motorsport hohes Ansehen und aufgrund seiner langen Erfahrung in der Politik kann er auch im Bereich Mobilität erfolgreich sein. Ihm und seinem Team traue ich den Wechsel zu. Ich glaube an dieses Team und deshalb unterstütze ich es."#w1#

Großer Klub in einem kleinen Land

Frage: "Könnten Sie uns etwas über Ihren Klub, den ANWB, sagen?"
Van Woerkom: "Der ANWB ist eine große Organisation in einem relativ kleinen Land. Wir haben vier Millionen Mitglieder und zählen damit in der FIA zu den größeren Klubs. Doch die Niederlande sind ein kleines Land. Daher ist für uns die internationale Zusammenarbeit so wichtig. Unser Kerngeschäft ist zum einen die Pannenhilfe und zum anderen die adäquate Vertretung unserer Mitglieder, wie sie von uns erwartet wird. Dies verschafft uns bedeutendes Ansehen in der niederländischen Gesellschaft."

Frage: "Welches sind für Sie die wichtigsten Mobilitätsthemen für die nächsten Jahre?"
Van Woerkom: "Eines der Hauptthemen ist der Umgang mit fossilen Kraftstoffen und CO2, hier sehen wir verschiedene Ansätze. Zunächst kann man den Bedarf an fossilen Kraftstoffen durch entsprechende Technologien senken. Darüber hinaus müssen wir aber auch nach Alternativen suchen. Das können Elektroautos aber auch und vor allem in Ballungsräumen der öffentliche Nahverkehr sein. Und für Menschen, die nicht an einen physischen Arbeitsplatz gebunden sind, sollte es Telearbeitsplätze geben, damit sie nicht zu pendeln brauchen. Als Weltverband im Bereich der Mobilität sollten wir all diese Möglichkeiten fördern."

Frage: "Welche Rolle kann die FIA dabei spielen?"
Van Woerkom: "Verbände wie die FIA haben eine Vorbildfunktion. Sport und Mobilität können zusammenarbeiten und mit sportlich interessanten Aktivitäten gleichzeitig Technologien für eine nachhaltige Mobilität fördern. Beispielsweise bin ich ein Befürworter des KER-Systems in der Formel 1, denn diese Technik könnte auch in Straßenfahrzeugen eingesetzt werden. Ein Zeichen für den technischen Fortschritt wäre es für mich, wenn es Rennen für schadstofffreie Fahrzeuge gäbe."

Mehr Gleichgewicht innerhalb der FIA

Frage: "Was würden Sie in der FIA gern ändern?"
Van Woerkom: "So sehr ich die Formel 1 mag, würde ich mir eine Führung wünschen, die alle Aktivitäten der FIA gleichermaßen betont. Ich würde mir auch eine bessere Vertretung der Interessen der Mitglieder wünschen und befürworte die Bereitstellung von Mitteln für den Transfer von Know-how zwischen den FIA-Klubs. Wir verfügen beispielsweise über reichhaltige Erfahrung was Interessenvertretung angeht. Das könnte für kleinere Klubs schwierig sein. Hier könnten wir Hilfe leisten, zum Beispiel mit Workshops, um weltweit ein einheitliches Niveau herzustellen."

"Wir sollten sicherstellen, dass die FIA als eine Plattform der Klubs wahrgenommen wird und die Belange der Mobilität vertreten kann. Und damit meine ich nicht nur die Automobilität, sondern Mobilität im weitesten Sinn. Die FIA kann und sollte die Rolle einer Botschafterin übernehmen, die die Interessen der Touristen vertritt, denn Urlaubsreisen bedeuten Mobilität. Dieser Aspekt findet meiner Meinung nach seit der Fusion von AIT und FIA nicht genügend Beachtung."

Frage: "In einem Weltverband kann es gegensätzliche Interessen geben. Wie gehen Sie damit um?"
Van Woerkom: "Zunächst müssen wir akzeptieren, dass es unterschiedliche Interessen gibt. Große Klubs müssen einsehen, dass kleinere Klubs andere Interessen haben und umgekehrt. In der Vergangenheit sind wir nicht gut damit umgegangen. So gibt es oft Konfrontationen zwischen großen und kleinen Klubs statt Zusammenarbeit zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels. Ich würde mir von dem neuen Präsidenten wünschen, dass er Themen auf die Tagesordnung setzt, die für uns alle gleichermaßen relevant sind."