• 15.05.2010 23:35

  • von Dieter Rencken

Interview: Fernandes will blaue Flaggen abschaffen

Lotus-Teamchef Tony Fernandes spricht über das bisher beste Qualifying von Lotus in Monte Carlo und überrascht mit einem ungewöhnlichen Vorschlag

(Motorsport-Total.com) - Tony Fernandes mag kein fleischgewordener Racer vom Schlage eines Frank Williams sein, doch der hauptberufliche Airliner hat sich im Formel-1-Fahrerlager mit seiner offenen Art bereits viele Freunde gemacht. Außerdem ist Lotus bisher das mit Abstand beste der drei neuen Teams. Darüber und über einen die höchst ungewöhnliche Idee, die blauen Flaggen abzuschaffen, spricht der Malaysier im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Tony Fernandes

Tony Fernandes ist mit der Leistung seines Lotus-Teams recht zufrieden

Frage: "Tony, wie ist dein Eindruck von deinem ersten Monaco-Grand-Prix?"
Tony Fernandes: "Ganz speziell. Ich komme schon seit vielen Jahren hierher, aber es ist klasse, jetzt selbst zum Feld zu gehören. Und es war ein gutes Qualifying. Wir sind zum ersten Mal weniger als drei Sekunden hinter der Pole - 2,3 Sekunden sind nicht schlecht. Die Moral des Teams ist sehr gut und Heikki hat wirklich gepusht. Er hat sich dabei auch ein paar Mal gedreht, als er unter 1:17 Minuten fahren wollte. Insgesamt war es also ein großartiger Tag. Ich bin froh, dass es im Qualifying keine Zwischenfälle gegeben hat, genau wie von mir vorhergesagt. Es war ein guter Tag."#w1#

Querdenker mit neuen Ideen

Frage: "Du warst derjenige, der mit einem Veto die Entscheidung blockiert hat, das erste Qualifying in zwei Teile zu splitten. Es hat keine großen Blockaden gegeben. Felipe Massa sagt sogar, dass es in Q3 schlimmer war als in Q1, obwohl die kleinen Teams da gar nicht mehr dabei waren. War es die richtige Entscheidung so?"
Fernandes: "Absolut. Unterm Strich war es nicht so ereignisreich, wie es hätte sein können, aber es war die richtige Entscheidung. Wir sollten uns an die Regeln halten. In diesen 24 Autos sitzen gute Fahrer."

"Ich trete auch weiterhin für die Abschaffung der blauen Flaggen ein, denn Verkehr ist heutzutage etwas Überflüssiges im Rennsport. Nur zur Klarstellung: Als ich gesagt habe, dass wir das Qualifying nicht teilen sollten, gab es keinen großen Aufschrei. Es hat halt jemanden gebraucht, der es sagt - und es hat gut funktioniert."

¿pbvin|512|2742||0|1pb¿Frage: "Ihr scheint konstant das schnellste der neuen Teams zu sein. Wie schreitet eure Weiterentwicklung voran?"
Fernandes: "Wir bekommen in der Türkei ein weiteres Upgrade, einen neuen Flügel und eine neue Gewichtsverteilung, mehr nach vorne verlagert. Wir spielen auch ein bisschen mit dem Unterboden herum. Wir wissen, dass noch ein bisschen mehr in diesem Auto steckt."

"Für Silverstone ist auch ein Upgrade geplant, aber dann ist Schluss, damit wir uns auf das nächstjährige Auto konzentrieren können. Wir entwickeln also genauso gut weiter wie alle anderen. Ich bin sehr glücklich, denn wir sind nun nur noch eine Sekunde von den etablierten Teams weg. Das ist gut."

Zufrieden mit dem Cosworth-Motor

Frage: "Wie zufrieden bist du mit der Partnerschaft mit Cosworth?"
Fernandes: "Die läuft gut, da kann ich mich nicht beschweren. Es wird immer besser. Wir hatten natürlich Kinderkrankheiten, aber mehr mit Xtrac und dem Getriebe als mit Cosworth. Natürlich ist es nicht der stärkste Motor im Feld, denn das ist Mercedes, aber wir sind zufrieden und hoffen, dass der Motor weiterentwickelt wird."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Monaco, Samstag


Frage: "Nächstes Jahr könnte ein weiteres neues Team kommen. Derzeit gibt es finanzielle Vergünstigungen für die neuen Teams. Soweit ich weiß, würde dieser Pott dann durch vier und nicht mehr durch drei geteilt. Findest du, dass ein 13. Team einsteigen sollte, oder sollte die Formel 1 lieber das konsolidieren, was sie hat?"
Fernandes: "Wir sind auch ein neues Team. Wenn es möglich ist, dann sollten wir da aufgeschlossen sein. Ich bin ja auch durch ein erweitertes Feld reingekommen, daher bin ich der Letzte, der ein neues Team, neue Unternehmer davon abhalten würde, in die Formel 1 einzusteigen. Ich unterstütze das."

Frage: "Möchtest du noch etwas anfügen?"
Fernandes: "Nicht wirklich. Es waren sechs großartige Rennen. Wir haben gesagt, dass wir uns Respekt verdienen wollen. Ich finde, das gelingt uns jetzt langsam. Hoffentlich können wir darauf aufbauen."