Inga on Tour in der Provinz
'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke über die Ruhe und Abgeschiedenheit rund um Nevers und über die Formel 1 im "Niemandsland"
(Motorsport-Total.com) - Hallo liebe Formel 1 Fans! Runde elf der Formel 1: der "Natur-Grand-Prix"! Schwarz-weiße Kühe auf den Weiden, endlose Wiesen, Ruhe, Rotwein und Senf. Vor ein paar Jahren haben wir eine kleine Weinkellerei entdeckt, dort gibt es, sozusagen im "Hofverkauf", großartigen Chateau Neuf du Pape! Viel mehr fällt mir allerdings zum Magny-Cours-Grand-Prix nicht ein. Ach ja, vielleicht noch der Kampf, jedes Jahr ein Hotel/Quartier in der Nähe der Strecke zu bekommen, um nicht endlose Stunden im Stau zu verbringen.

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Magny-Cours bietet abseits der Formel 1 vorrangig Idylle
Der Reihe nach: Außer Feldern und ein paar kleinen Dörfern ist hier einfach nichts. Jeder, der irgendwie ein Zimmer zu vermieten hat, setzt dafür Preise an, als wäre es eine Luxussuite. Vor einigen Jahren standen wir wieder einmal am Samstagmorgen über zwei Stunden im Stau - französische Polizisten - "Flics", wie sie im Volksmund genannt werden - hatten den Verkehr geregelt. Wie? Bitte nicht nachfragen. Nur soviel: Seitdem reisen wir im Wohnmobil zum Frankreich-Grand-Prix.#w1#
Geschichte/Buntes

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Ein gewohntes Bild abseits der Strecke in Magny-Cours Zoom
Der gut einsehbare Kurs liegt in der französischen Provinz in der Nähe des Städtchens Nevers an der Loire. Die wenigen Hotels in angenehmer Streckenreichweite sind schon Monate vorher ausgebucht, es empfiehlt sich also, früh zu reservieren. Der erste Frankreich-Grand-Prix in der Formel 1 fand 1950 statt und da das Rennen nur einmal, nämlich 1955, ausfiel, ist dies der 55. französische Grand Prix.
Rund 250 Kilometer südlich von Paris wird auf einem hypermodernen Kurs gefahren, Magny-Cours zählt zu den Retortenkursen der Neuzeit. Die Strecke ist erst seit 1991 Austragungsort des Frankreich-Grand-Prix, zuvor wurde in Reims, Rouen, Clermont Ferrand, in Le Castellet und Dijon-Prenois gefahren, 1967 sogar auf der berühmten Strecke in Le Mans.
In der Landesmitte Frankreichs gelegen, könnte sich ein Besuch der idyllischen Loire-Schlösser etwa 150 Kilometer weit entfernt anbieten, um wenigstens etwas Abwechslung in den hier recht eintönigen Alltag zu bringen. Und obwohl die Strecke immer wieder Schauplatz einiger guter Rennen war, blieb der Umzug der Veranstaltung aus dem malerischen Le Castellet in Südfrankreich unbeliebt. Die Fahrt durch berühmte französische Weinlandschaften und der aus dem 19. Jahrhundert herübergerettete Charme der Region um Magny-Cours lässt alles, aber keine Formel 1 Rennstrecke erwarten.
Die schwarz-weißen, hoch aufragenden Tribünen passen hierher, wie eben eine Rennstrecke auf eine Kuhweide. Der einzige Lichtblick für Formel-1-Personal und Fans: Direkt neben dem Fahrerlager ist ein Outdoor-Go-Kart-Kurs, auf dem sich die Mechaniker Mittwoch und Donnerstag vor dem Grand Prix heiße Rennen liefern.
Der Kurs

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Einmal im Jahr ist in Magny-Cours wirklich etwas los: Die Formel 1 kommt zu Besuch Zoom
Das Rennen wird über eine Distanz von 308,586 Kilometern (70 Runden) ausgetragen. Die Strecke selbst ist durchaus anspruchsvoll und bietet alle Arten von Kurven. In Magny-Cours liegt das Hauptaugenmerk auf der Reifenabnutzung und der Temperatur. Die Griffigkeit des Belags schwankt stark, abhängig von Temperatur und Bewölkung. Schwankungen in der Luft- und folglich Asphalttemperatur haben hier einen wesentlich größeren Einfluss auf den Grad der Bodenhaftung als auf allen anderen Strecken.
Ungewöhnlich und tückisch ist die letzte Rechtskurve vor Start und Ziel. Schnelle Schikanen und langsame bis mittelschnelle Kurven dominieren den Streckenverlauf. Der Belag ist der glatteste aller Formel-1-Strecken und erlaubt deswegen andere Feder- und Dämpfer-Abstimmungen. Noch etwas Eigenartiges hinsichtlich der Oberfläche: Im Trockenen beansprucht sie die Reifen enorm und bei Regen ist sie sehr rutschig.
Es gibt zwei gute Überholpunkte: vor der 'Adelaide'-Spitzkehre und der 'Imola'-Schikane. In der Spitzkehre ist eine gute Bremsstabilität entscheidend, denn dank der großen Auslaufzone ist es dem Fahrer möglich, beim Bremsen ein gewisses Risiko einzugehen und an seinem Konkurrenten vorbeizuziehen.

