• 27.03.2006 10:05

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: G'dday, Melbourne!

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke berichtet von den Vorzügen ihres Traumlandes Australien, in dem man Kängurus als Steak verspeist...

(Motorsport-Total.com) - Hallo, liebe Formel-1-Freunde, oder "G'dday", wie der Australier sagt! Ich liebe dieses Land, seine verrückten Mitmenschen und die lockere Lebenseinstellung! Einzig die unglaubliche Vielzahl von leicht bis zu höchstgiftigen Kreaturen auf diesem Kontinent hält mich davon ab, eine Auswanderung nach "Down Under" ernsthaft in Erwägung zu ziehen!

Titel-Bild zur News: Skyline von Melbourne

Im Albert Park von Melbourne gastiert die Formel 1 bereits seit 1996

Während in Adelaide die ganze Stadt den Grand Prix richtig lebte, findet die Großstadt Melbourne nur langsam zum Grand-Prix-Feeling. In den letzten Jahren ist es aber immer besser geworden: Wer abends in Melbourne auf die Piste gehen will, für den gibt es eine riesige Party am Sonntagabend an den Piers - wie zum Beispiel ein Mega-Rave an den Docks mit Star-DJ's aus dem Londoner 'Ministry of Sound'. Während des Wochenendes geht auf und ab der Chapel Street in South Yarra die Post ab, im Casino sind oben verschiedene Clubs, zum Beispiel 'Heat', auch das 'Boutique' ist cool.#w1#

Kängurus als Steak und Alligatoren als Burger

Kulinarisch bietet Melbourne alles; wer gerne etwas Neues ausprobiert, sollte sich ein Känguru-Steak nicht entgehen lassen - superzart und absolut lecker, auch wenn die kleinere Variante dieser boxenden Australier durchaus richtig süß aussieht. Allerdings ist ein sehr guter Freund von mir nach wie vor der Meinung, sie als australische Rattengattung zu bezeichnen. Damit meint er aber nur die Wallabies, die kleinen Kängurus. Die großen, gut über zwei Meter großen Brüder des Wallabies kann man nun wirklich nicht mehr als süß bezeichnen!

Auch Alligator-Burger ist nicht schlecht, schmeckt ein bisschen wie Hühnerfleisch und man hat beim Gedanken an die Tiere nicht so ein schlechtes Gewissen im Gegensatz zu besagtem Känguru. Ganz lecker auch Kollege Emu - aber den kennt man ja auch in Deutschland inzwischen als Steak.

Wer elegant dinieren will, sollte zu 'Walter's Wine Bar' gehen, Ferrari speist gerne in Chinatown, im 'Flower Drum' (17 Market Lane). Die meisten Teams steigen in den Tophotels wie 'Hyatt', 'Sheraton' und 'Hilton' ab. Und im 'Stokehouse' in St. Kilda kann man die ganze Woche über Formel-1-Leute antreffen - die Lage am Strand ist wunderschön, das Essen klasse und die Atmosphäre ebenfalls. Dort war vergangenes Jahr übrigens eine der vielen Grand-Prix-Partys am Sonntagabend - die von Red Bull, die wir nach mehrstündigem "Partyhopping" zur eindeutig besten kürten.

Ein Erlebnis ist ein Besuch im 'Melbourne Aquarium'! Ich liebe Mantarochen, und hier kann man in einem Tunnel unter ihnen hindurchspazieren. Ganz Mutige können hier auch mit Haien tauchen. Ich hoffe ja wiederum, dass ich diesen Gesellen nicht im St. Kilda Harbour beim Kitesurfen begegne! Apropos Surfen: In Torquay, südwestlich von Melbourne, steht das 'Surfworld Museum', rundherum jede Menge coole Surfshops.

Australien besitzt eine fantastische Artenvielfalt

Skyline von Melbourne

Melbourne hat viel mehr zu bieten als seine beeindruckende Skyline... Zoom

Eines sollte man auf keinen Fall versäumen: einen der "Habitats" (ähnlich unseren Wildparks, nur eben mit typisch australischen Tieren wie Riesenkängurus, Wombats, Alligatoren, Emus, kuscheligen Koalabären und dem Tasmanischen Teufel) zu besuchen.

Ein sehr schöner ist auf Phillip Island, etwa eineinhalb Stunden östlich von Melbourne. Dort ist außerdem nicht nur die bekannte Motorradrennstrecke, sondern auch ein Pinguinreservat: Jeden Abend kommen hunderte kleine "Frackträger" aus dem Wasser, laufen über den Strand und verschwinden in den Dünen. Ein unglaubliches Erlebnis! Mein Tipp: rechtzeitig da sein und einen guten Platz auf den Tribünen am Strand sichern. Photographieren mit Blitz ist verboten - wir wollen die Kerlchen ja schließlich nicht verschrecken -, das Erlebnis jedoch bleibt unvergessen! Klasse sind auch typische Aussie-Barbies - ich kann mich aber immer noch nicht an die dazu typische Kopfbedeckung gewöhnen: Schlapphüte mit an Schnüren baumelnden Weinkorken!

Das ist ja auch bei weitem nicht die einzige nette Eigenart der Aussies: Sie haben teilweise auch ihr eigenes Englisch entwickelt. "No worries" (von "bitte, gern geschehen" über "alles cool, Mann" zu "ich schaff das schon, lass mich in Ruhe" wohl in alles übersetzbar) kennt man ja auch bei uns inzwischen. "Fair dinkum" heißt soviel wie "genau", "Sheila" ist ein Mädchen oder eine Frau, "roo" ist das Känguru, "mystery bags" sind Würstchen. Aha.

Surfer sollten am besten nach Surfers Paradise

Wer Zeit hat, sollte unbedingt die Great Ocean Road westlich von Melbourne entlang fahren. Bis Adelaide braucht man nicht unbedingt zu cruisen, doch die "Apostel" (riesige Felsen in der Meeresbrandung vor den steilen Klippen der Küste) sind atemberaubend! Und wer nach dem Grand Prix noch einen Badeurlaub dranhängen will: Surfers Paradise an der Gold Coast südlich von Brisbane bietet perfekte Wellen für Anfänger und Könner, und um diese Jahreszeit normalerweise noch schön sommerliches Wetter.

Sensationell ist die Gegend nördlich von Cairns, doch um diese Zeit kann es dort auch mal vier Tage am Stück regnen - da ist der Oktober eher zu empfehlen. Das Great Barrier Riff ist ein fantastisches Tauchgebiet, der Strand von Port Douglas traumhaft und das 'Sheraton Mirage' mit dem weitläufigen Lagunenpool (mit Sandstrand und einer Bar, an der man im Pool liegend seinen Drink schlürfen kann!) wundervoll luxuriös! Michael und Ralf Schumacher, David Coulthard und ihre Kollegen waren schon öfters gerne dort. Seit Jahren steigen dort immer wieder Teams und Piloten ab, um zu entspannen. Als Adelaide noch das Saisonfinale war, war das halbe Hotel mit Formel-1-Leuten ausgebucht!

Grand Prix von Australien seit 1996 in Melbourne

Offiziell zur Weltmeisterschaft zählend gab es bislang nur 17 australische Grand Prix'; der erste fand 1985 in Adelaide statt. Allerdings war 1928 bereits ein Grand Prix auf Phillip Island vor Melbourne. Captain Arthur Waite gewann mit einem Austin 7. Beim ersten Grand Prix in Melbournes Albert Park waren 1953 sogar 40 Autos am Start.

Kitesurfer in Melbourne

Australische Kitesurfer in Melbourne, unweit neben der Rennstrecke Zoom

1991 konnte sich Australien ins Buch der Rekorde eintragen lassen: Wegen zu starken Regens wurde das Rennen nach 14 Runden abgebrochen und ging damit als kürzester Grand Prix aller Zeiten in die Geschichte ein. Sir Jack Brabham ist wohl der berühmteste australische Formel-1-Pilot: Hintereinander gewann er die WM-Titel 1959 und 1960 und schrieb Geschichte als der erste Mann, der einen Titel in einem Auto gewann, das seinen Namen trug - dem Brabham-Repco.

2002 Jahr sorgte Mark Webber im Minardi dafür, dass die Australier feierten, als hätte der damals 25-Jährige aus Queanbeyan, New South Wales, einen Sieg eingefahren: In seinem ersten Grand Prix holte er mit dem fünften Platz zwei Punkte und durfte zusammen mit seinem Landsmann und Teambesitzer Paul Stoddart sogar aufs Podium.

Start um 06:00 Uhr europäischer Zeit

Start ist um 14:00 Uhr Ortszeit - und weil Europa ja eine Woche vor dem Grand Prix auf Sommerzeit umstellt und Australien in der Nacht auf den Rennsonntag auf Winterzeit umstellt, ist das dann 06:00 Uhr morgens in Deutschland.

Das Rennen geht über 58 Runden, eine Gesamtlänge von 307,574 Kilometer, und gilt als eines der bestorganisierten des Jahres. Der Kurs (5,303 km) ist keine permanente Rennstrecke; gefahren wird im Albert Park, nahe Downtown Melbourne. Rund um einen recht idyllisch gelegenen See rasen die Formel-1-Boliden hier mit Topspeeds von bis zu 280 km/h. Da Teile der Strecke als normale Straßen genutzt werden, ist der Asphalt staubig und rutschig, es fehlt an Bodenhaftung. Ich bin vor allem mal gespannt, wie viele Motoren diesmal durchhalten werden; nach den vielen Wechseln in Malaysia ist es auch diesmal für einige das zweite Einsatzwochenende. 2000 kamen hier übrigens von 22 nur zehn ins Ziel, 1999 waren es gar nur acht!

Gd'day, Eure Inga Stracke von der Strecke!