• 01.08.2022 10:22

  • von Kevin Hermann, Co-Autor: Jonathan Noble

Horner über Ferrari-Taktik: "Als sie die harten Reifen herausholten, ..."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigt sich überrascht von der Ferrari-Strategie beim Ungarn-Grand-Prix - Verstappen-Sieg hat "all unsere Erwartungen übertroffen"

(Motorsport-Total.com) - Viel wurde nach dem Grand Prix von Ungarn über die Strategie von Ferrari diskutiert. Charles Leclerc wechselte bei seinem zweiten Boxenstopp von den Mediums auf neue harte Reifen, doch die härteste Mischung war unter den kalten Bedingungen in Budapest unbrauchbar, was Leclercs Rennen ruinierte.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Entglitten beim zweiten Boxenstopp Charles Leclercs Siegchancen? Zoom

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat sich ebenfalls zur Strategieentscheidung des Ferrari-Kommandostandes geäußert, nachdem sein Schützling Max Verstappen mit einer überragenden Aufholjagd das Rennen vom zehnten Startplatz gewinnen konnte.

Auf die Frage, ob er erwartet hätte, dass Ferrari den Undercutversuch seitens Verstappen in Runde 39 covern würde, sagt er: "Nein, denn ich habe gedacht, dass Ferrari zu diesem Zeitpunkt auf eine andere Strategie aus war." Somit ist man bei Red Bull ausgegangen, dass die Scuderia einen längeren zweiten Stint fahren würde, um zum Schluss noch einmal auf den weichen Reifen zu gehen.

Horner: Nach Leclerc-Boxenstopp erschien der Sieg möglich

"Sie haben damit versucht, die Position auf der Strecke zu sichern", fügt Horner hinzu. "Als sie dann mit Charles an die Box kamen und den harten Reifen herausholten, haben wir realisiert, dass der Sieg für uns möglich sein könnte."

Horner will jedoch nicht nachtreten, obwohl man bei Red Bull die deutlich bessere strategische Variante vollzogen hat: "Ich denke, dass wir uns auf uns selbst konzentrieren sollten. Ferrari hat ein sehr schnelles Auto und zwei gute Fahrer."

"Wir haben erwartet, dass sie heute sehr stark sein würden, und ich denke, dass die kalten Temperaturen sie vielleicht etwas beeinträchtigt haben. Aber sie haben sich selbst in die Ecke gedrängt, und das hat uns strategisch die Tür geöffnet."

Horner nach geänderter Red-Bull-Strategie: Harter Reifen wäre "lächerlich" gewesen

Nach dem schwierigen Qualifying am Samstag wollte Red Bull mit Max Verstappen zuerst eine alternative Strategie wählen und selbst auf den harten Reifen ins Rennen gehen. Doch die kühlen Temperaturen sowie der Nieselregen sorgten dafür, dass der Niederländer in seiner Runde in die Startaufstellung sogar auf den Soft-Reifen Probleme mit dem Grip hatte.

In der Folge warf man die Strategie komplett über den Haufen, da es mit der härteren Mischung noch schwieriger gewesen wäre, Temperatur in die Reifen zu bekommen, sodass man auf Soft startete.


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"Wir wollten eigentlich auf den harten Reifen starten, weil es den Daten nach die beste Möglichkeit für uns gewesen wäre", sagt Horner. "Doch die Fahrer konnten keine Temperatur in den Soft-Reifen bringen und somit wäre es lächerlich gewesen, mit den harten Reifen zu starten, vor allem, weil auch etwas Regen in der Luft war."

Horner: P5 und P6 für Red Bull waren eigentlich realistisch

"Also haben wir beide Fahrer in der Startaufstellung auf den weichen Reifen umgestellt, was uns zu zwei Stopps zwang. Aber wir haben es heute geschafft, und es hat wunderbar geklappt", so Horner, der mit diesem Resultat vor dem Rennen nie gerechnet hätte.

"Unsere Analyse vor dem Rennen hat ergeben, dass die Plätze fünf und sechs im Rahmen des Möglichen sein würden. Vom zehnten Platz zu gewinnen hat somit all unsere Erwartungen übertroffen", sagt er.

Wie das Wetter Red Bull in die Karten spielte

Den Unterschied habe laut dem Red-Bull-Teamchef der erste Stint auf dem Soft-Reifen gemacht, der unter den kalten Bedingungen einen Vorteil hatte. Zudem hat der starke Gegenwind auf der Start- und Zielgeraden geholfen, der das Überholen leichter als in der Vergangenheit machte.

"Es war wichtig, anfangs die ganzen Autos zu überholen, denn wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass wir feststecken würden", sagt Horner. "Mit dem Wetter und der anderen Strategie hatten wir aber einen Grip-Vorteil, den wir nutzen konnten und somit ziemlich schnell hinter den Ferraris und Mercedes' waren."

Neben der großartigen Strategie lobt Horner auch Verstappen für seine Aufholjagd: "Ich glaube, der Start war das erste Mal, dass ich ihn vorsichtig gesehen habe. Und er wurde in der Mitte des Feldes ein wenig eingeklemmt, aber danach war sein Tempo phänomenal."