• 27.04.2006 14:21

  • von Marco Helgert

Hondas Alternativplan

Honda versucht, ein mögliches Einfrieren der Motoren ab 2008 noch zu verhindern, doch den Japanern mangelt es an Mitstreitern und konkreten Plänen

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 wird in Bezug auf die künftige Entwicklung wohl nie eine Entscheidung getroffen werden, bei dem nicht einige über ihren eigenen Schatten springen müssen. Auch wenn sich bereits eine Formel-1-Zukunft abzeichnet, an der sich auch die Hersteller und ihre Teams beteiligen, so stehen noch viele Fragezeichen hinter der genauen Ausrichtung des Sports.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Honda möchte auch in Zukunft nicht laufen, fordert aber andere Zukunftspläne

Gerade auf dem Motorensektor - logischerweise das Steckenpferd und Vorzeigeobjekt der Hersteller - gibt es Entwicklungen, die nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Die angedachte Einfrierung der Motorentwicklung stößt einigen Beteiligten sauer auf. Zwar lassen sich damit die Kosten wirkungsvoll dämpfen, doch der "Show-Room" Formel 1 wäre für die Hersteller damit auch weit weniger attraktiv.#w1#

Honda hielt sich aus den formulierten Plänen bisher heraus. "Wir waren beim Treffen nicht dabei und wissen daher nur das, was in der Presse stand", so Otmar Szafnauer, Vizepräsident von Honda Racing. Dabei verstehe man sehr wohl das Ansinnen der beteiligten Hersteller, man unterstütze die Kostensenkung auch, "aber bei der Art, wie es gemacht wird, glauben wir, dass es Alternativen für ein Einfrieren gibt".

Weniger Motoren als einfache Lösung?

"Wenn wir ein Einfrieren des Motors haben, dann degradieren wir den Wert des Sports", fuhr er gegenüber 'autosport.com' fort. "Daher befürworten wir das nicht. Zudem muss die Formel 1 die Spitze des Motorsports bleiben, daher denken wir, dass ein Einfrieren der Motoren über drei Jahre ein Gräuel für die Formel 1 wäre, darum geht es in der Formel 1 nicht."

Einen Rückzug Hondas für den Fall, dass die angedachten Pläne dennoch umgesetzt werden, wollte er nicht ausschließen, doch man habe noch etwas Zeit, Alternativpläne auf den Tisch zu legen. Erst wenn von der FIA das zwölfte Team für die Saison 2008 bestätigt wurde, kann die Technische Arbeitsgruppe die Arbeit an den Regeln für 2008 auch aufnehmen.

Noch aber hinkt eine alternative Lösung der Einfrierung der Motoren hinterher, denn bisher wurden nur Grundsatzüberlegungen angestellt. "Ich denke, ein idealer Weg die Kosten zu senken wäre, die Anzahl der Motoren zu beschränken, die wir bauen müssen", so Szafnauer. "Ein Motor kostet viel Geld und die größeren Teams werden wohl um die 200 Motoren im Jahr bauen. Wenn man dies auf 40 bis 50 beschränkt, dann wird die Laufzeit automatisch länger." Und die Kosten würden zudem sinken.

Dabei solle die Anzahl der Motoren je Team für eine gesamte Saison festgeschrieben werden, sodass beispielsweise für ein Auto eines Teams 20 Motoren im Jahr zugewiesen sind - mehr dürfen es nicht werden. Unangetastet sollten aber die technischen Bereiche der Triebwerke selbst bleiben. Zwar wolle man keine unlimitierte Technologie, "aber auch nicht mehr Grenzen als jetzt schon".

Honda möchte Freiheiten im Motorendesign behalten

"Man sollte daran erinnern, dass es mit den V8-Motoren schon viele Einschränkungen bei der Technologie gibt", so Szafnauer. "Es gibt Materialfestlegungen, einen festen Öffnungswinkel (der Zylinderbänke; Anm. d. Red.), ein Mindestgewicht, einen festen Schwerpunkt, die Bohrung ist festgelegt, auch der Zylinderabstand."

Auf diesen Limitationen aufbauend lasse sich sehr wohl eine Motorenformel entwickeln, die auch finanziell in Zukunft tragbar wäre. "Es gibt bereits Leute, die bauen diese Motoren für 20 Millionen Dollar (gemeint ist Cosworth; Anm. d. Red.)", fuhr er fort. "Wenn man dann sicherstellt, dass man nicht 200 Motoren im Jahr baut, dann hätte man eine günstige Formel, die dennoch einige Unterschiede und etwas Entwicklung zulässt, ohne die Triebwerke einzufrieren."

Der anvisierte Punkt der Kosteneinsparung liege dabei bei 25 bis 60 Prozent der heutigen Budgets, doch momentan stellt sich ein weit größeres Problem dar: Bei einem Treffen der in der GPMA organisierten Hersteller am Sonntag in Imola kam es bezüglich der Motoren zu keiner Einigung, nun soll am Freitag des Nürburgring-Wochenendes erneut verhandelt werden. Doch die Motorenregeln für 2008 müssen am 30. Juni abgesegnet sein - nicht sehr viel Zeit für völlig neue Ideen.