Hockenheim: Ferrari will zurückschlagen
Die Ferrari-Piloten sind entschlossen: Kimi Räikkönen will Punkte sammeln, Felipe Massa will weitere Fehler vermeiden
(Motorsport-Total.com) - Für Ferrari soll es beim kommenden Grand Prix in Hockenheim wieder bergauf gehen. Kimi Räikkönen will sich weiter in der Fahrerwertung mit möglichst vielen Zählern vorne halten, für Felipe Massa geht es in erster Linie um Rehabilitation, nachdem der Brasilianer in Silverstone als Pirouetten-König aufgefallen war. Auch das Team hofft auf eine stabile Darbietung, denn aus den vergangenen vier Rennen konnte man gerade einmal einen Sieg holen - für Ferrari-Verhältnisse wenig, sehr wenig sogar. Entsprechend entschlossen will man in Hockenheim ans Werk gehen.

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Will sich in Hockenheim rehabilitieren: Ferrari-Pilot Felipe Massa
"Die Rennen in Deutschland sind für mich noch nie gut gelaufen", erklärte Räikkönen mit Blick auf die Vergangenheit. Der amtierende Weltmeister fügte an: "Weder in Hockenheim, noch am Nürburgring habe ich bisher Glück gehabt, obwohl ich die Strecken eigentlich mag und auf beiden auch immer konkurrenzfähig war. Meine Stärke in Deutschland ist immer die Pole-Position. Im vergangenen Jahr bin ich am Nürburgring von vorne gestartet und im Jahr davor in Hockenheim ebenso. Den Sieg habe ich dann aus verschiedenen Gründen jeweils verloren."#w1#
So viele - teils negative - Erfahrungen der Finne auf deutschen Strecken schon gesammelt hat, so wichtig ist ihm ein starker Auftritt in diesem Jahr. "Es wird mein erstes Hockenheim-Rennen für Ferrari sein. Beim letzten Mal hat Ferrari dort einen Doppelsieg geholt und ich wurde Dritter. Wir haben dort in der vergangenen Woche getestet und es lief gut. Wir haben ein paar neue Teile ausprobiert. Wenn man sich die Rundenzeiten anschaut, sieht es immer noch ausgeglichen aus", schätzte der Ferrari-Star. "Ich glaube, dass wir um den Sieg kämpfen können. Ich hatte gute Eindrücke vom F2008 und ich bin sicher, dass wir auf der Höhe sein werden."
Räikkönen hofft auf Sommerwetter
Der Regen in Silverstone brachte Ferrari fast ausschließlich Probleme, sowohl strategisch als auch fahrerisch (fünf Dreher von Massa). Daher hofft Räikkönen auf eine stabile Wetterlage in Hockenheim und enttarnt sich als "Schön-Wetter-Pilot": "Ich hoffe, dass es so heiß sein wird, wie sonst auch immer in Hockenheim. Unser Auto funktioniert bei Hitze sehr gut und der Reifenverschleiß hält sich dann auch in Grenzen. Also hoffe ich auf Hitze. Überholen ist zwar schwierig, aber das Qualifying beeinflusst das Ergebnis nicht so stark wie auf anderen Strecken. Trotzdem erleichtert einem ein Start aus der ersten Reihe das Leben."

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Ferrari-Traum: Kimi Räikkönen und Felipe Massa in der ersten Starreihe Zoom
Im Kampf um die Weltmeisterkrone bleibt der Finne bei seiner bewährten Gelassenheit, um ähnlich wie im vergangenen Jahr vielleicht wieder von Fehlern anderer Piloten profitieren zu können. "Ich habe immer gesagt, dass die Meisterschaft ziemlich ungewiss ist. Ich hätte die letzten drei Rennen gewinnen können, aber es liefen verschiedene Dinge schief. So ist der Rennsport und ich bin sicher, dass ich bald wieder siegen werde. Jeder Punkt ist wichtig, ebenso wie im vergangenen Jahr. Drei Fahrer punktgleich vorne und ein Pilot mit nur zwei Zählern Abstand dahinter: Das ist eine interessante Situation."
In der Woche der Hockenheim-Tests war Räikkönen in Brüssel bei einer Verkehrssicherheits-Tagung für Jugendliche involviert. Er richtete seinen Appell an die Nachwuchsfahrer auf den Straßen: "Haltet euch an die Regeln und legt den Sicherheitsgurt an. Rasen ist nur auf der Rennstrecke erlaubt. Ich hoffe, dass diese Nachricht möglichst viele junge Leute erreicht. Es ist so dumm, sein eigenes Leben und das Leben anderer für nichts aufs Spiel zu setzen."
Massa will an 2006 anknüpfen
Einen Appell zum vorsichtigen Umgang mit einem Fahrzeug hätte der Champion durchaus auch an seinen Teamkollegen Felipe Massa richten können. Der Brasilianer hatte bei seinem verkorksten Rennen in Silverstone sicher nicht alle Regeln des sicheren Fahrens respektiert. "Ich habe Silverstone noch nicht vergessen, obwohl man es eigentlich schnell hätte abhaken sollen", gab Massa zu und sortierte die Vorkommnisse in eine altbekannte Schublade: "Solche Rennwochenenden gehören zum Geschäft dazu."

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Michael Schumacher wird in Hockenheim Gast am Kommandostand von Ferrari sein Zoom
Der Brasilianer will sich natürlich mit einer starken Leistung in Hockenheim rehabilitieren. "Wir müssen uns nun auf die zweite Saisonhälfte konzentrieren. Es ist noch ein weiter Weg. Es kann noch alles passieren und die Meisterschaft ist immer noch total offen. Natürlich haben wir einige Punkte verloren, die wir hätten holen können, aber wir sind dennoch in einer guten Position. Ich führe die Fahrerwertung gemeinsam mit Kimi und Lewis Hamilton an und das Team hat bei den Konstrukteuren einen ganz guten Vorsprung. Man kann nicht sagen, dass alles schlecht läuft, denn das Gegenteil ist der Fall."
Nach Aussage von Massa hat man im Team einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt. Dabei soll es um Abläufe an einem Rennwochenende gehen. "Details kann ich nicht nennen, denn die sind vertraulich", sprach der 27-Jährige in Rätseln. "Wir müssen sicherstellen, dass sich manche Fehler nicht wiederholen. Das muss bis Brasilien unser Ziel sein. Die Kritik nach dem Großbritannien-Rennen irritiert mich nicht. Das gab es schon oft und es hat mich noch nie interessiert. Die Meinung dieser Leute zählt nicht. Vor allem nicht, wenn sie dich an einem Tag für phänomenal halten und am anderen für einen Versager. Ich lasse mich davon überhaupt nicht beeinflussen."
Dennoch zog sich der Brasilianer nach seinem ungewöhnlichen Regentanz auf der Silverstone-Strecke für ein paar Tage zurück, bevor er am abschließenden Hockenheim-Testtag wieder ins Auto stieg. "Die Bedingungen waren perfekt und es lief alles gut. Wir sind viele Runden mit dem F2008 gefahren und hatten mit beiden Reifenmischungen ein gutes Setup, welches sowohl bei Sprint als auch bei Longruns gut funktionierte. Wir wissen, dass wir ein gutes Auto haben, aber wir haben wegen der besonderen Bedingungen zuletzt nicht das ganz Potenzial zeigen können. Die Testergebnisse sind für das kommende Wochenende sehr ermutigend."
Michael Schumacher als moralische Unterstützung
Mit Blick auf die anstehende Aufgabe auf dem Hockenheimring, sagte Massa: "Wir sind seit 2006 nicht mehr in Hockenheim gefahren, damals bin ich hinter Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) Zweiter geworden. Ich war dort sehr schnell und ich hoffe, dass ich auch dieses Mal schnell sein kann und mich vielleicht im Endergebnis sogar noch um eine Position verbessern kann. Einige Teile der Strecke erinnern mich an Magny-Cours und es gibt vor allem im Motodrom eine tolle Atmosphäre, die man sogar im Cockpit spürt. Jetzt, da es nur noch ein Rennen pro Jahr in Deutschland gibt, ist das für die gesamte Formel 1 natürlich ein wichtiger Event."
"Auch wenn Michael dort nicht fahren wird, bin ich doch ganz sicher, dass uns die Fans dort unterstützen werden und wir Spaß haben werden. Ich bin sicher, Michael wird an der Ferrari-Box sein, auch wenn er nicht fahren wird. Ich kann den Start in die zweite - zwar harte, aber aufregende - Saisonhälfte kaum noch erwarten und will alles so gut wie möglich machen", formulierte der 27-Jährige seine Aussichten für die verbleibenden neun Rennen der aktuellen Saison.
Die erste Hälfte des Jahres sei positiv verlaufen, stellte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali unmissverständlich klar: "Wir können mit der Situation doch nur glücklich sein. Wir wissen aber dennoch, dass wir uns einige Chancen auf noch mehr Punkte entgehen ließen. Wenn man die reine Performance nimmt, dann haben sich Team, Fahrer und Auto auf allen Strecken und unter allen Bedingungen konkurrenzfähig präsentiert, aber aus unterschiedlichen Gründen konnten wir das nicht immer unterstreichen. Wir haben diesbezüglich alle Gründe analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir noch mehr Aufmerksam auf jedes kleine Detail legen müssen. Mit den Methoden, mit welchen wir das erreichen wollen, haben wir uns in den vergangenen Tagen in Maranello beschäftigt."

