• 23.03.2013 07:33

  • von Dieter Rencken

Hembery: "Sollen wir die Rennen etwa langweiliger machen?"

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery kann die aktuelle Kritik an den Reifen nicht nachvollziehen - Der Brite erkennt Parallelen zu den Jahren 2012 und 2011

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison 2013 hat gerade begonnen und wieder einmal sind es die Pirelli-Reifen, die im Zentrum der Kritik einiger Fahrer und Teams stehen. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gibt sich indes gelassen und beteuert, im Sinne des Sports zu handeln.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery sieht Reifenhersteller Pirelli zu Unrecht in der Kritik stehen Zoom

Im Interview spricht Hembery über die Parallelen zwischen der aktuellen Situation und den Vorjahren, über die seiner Meinung nach beste Strategie für den Grand Prix von Malaysia am Sonntag und über die Möglichkeit, die Auswahl der Reifenmischungen für die kommenden Rennen kurzfristig zu ändern.

Frage: "Paul, ist die Formel 1 heutzutage ein Sport, der von den Reifen bestimmt wird?"
Paul Hembery: "Um ehrlich zu sein, ist es wie in den vergangenen beiden Jahren. Damals gab es bei den ersten drei Rennwochenenden genau dieselben Meinungen wie jetzt. Das scheint am Beginn einer Saison normal zu sein. Nach sechs bis acht Rennen sieht die Sache dann anders aus. Zu Jahresbeginn gab es zahlreiche Kommentare darüber, wie alle versuchen, das Bestmögliche aus der Kombination Chassis und Reifen herauszuholen. So geht es immer los. Langsam aber sicher wird sich die Lage beruhigen."

Frage: "Welche Strategie wird deiner Meinung nach in Malaysia zum Erfolg führen?"
Hembery: "Drei Stopps. Man muss aber festhalten, dass es durchaus Unterschiede in Reihen der Teams gibt. Wenn sich hier und da jemand etwas wohler, nimmt man das natürlich zur Kenntnis. Das ist im Moment ganz klar der Fall. Die Hard-Mischung baut hier pro Runde um rund 0,15 Sekunden ab. Bei der Medium-Mischung sind es 0,25 bis 0,3 Sekunden. Der Medium-Reifen baut also stark ab. Der Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen beträgt auf eine Runde gesehen 0,7 bis 0,8 Sekunden.


Fotos: Großer Preis von Malaysia


Frage: "Bist du mit der Show zufrieden?"
Hembery: "Nun, Kimi fuhr am Freitag mit seinen beiden Reifensätzen jeweils einen 25-Runden-Stint. Bei anderen sah es weniger gut aus. Sie schafften nur zehn bis zwölf Runden. Das ist schon eine Herausforderung."

Frage: "Ist Sepang diejenige Strecke im Kalender, die am meisten auf die Reifen geht?"
Hembery: "Früher war es die Türkei, einfach aufgrund der hohen Temperauren, des rauen Asphalts und des Layouts der Strecke. Auch Barcelona nimmt die Reifen hart ran wenn es heiß ist."

Frage: "Besteht die Möglichkeit, die Auswahl der Mischungen für die kommenden Rennen kurzfristig noch zu ändern?"
Hembery: "Nein, denn die Reifen sind bereits vor Ort. Abgesehen davon sehen wir auch keinen Anlass. Wir erlebten das spannendste Melbourne-Rennen seit Jahren. Sollen wir die Rennen etwa langweiliger machen? Die Teams stehen einfach vor einer Herausforderung, denn die Wintertestfahrten fanden bei Bedingungen statt, die nicht ideal waren. Dort konnten sie nur wenig über die Reifen lernen. Die Teams haben ohnehin schon mit der Herausforderung der neuen Autos zu kämpfen. Dann kam in Australien auch noch der Regen hinzu."

"Ich erkenne derzeit viele Parallelen zu den vergangenen beiden Jahren. Jeder versucht, der Situation Herr zu werden. Falls wir tatsächlich zu aggressiv oder auch zu konservativ gehandelt haben, stehen wir der Situation natürlich offen gegenüber, aber man darf nicht glauben, dass Lotus jetzt mit einer Veränderung glücklich wäre - oder Ferrari wenn sie gut dastehen. Wir versuchen einfach, für alle gleiche Bedingungen zu schaffen, denn sonst besteht die Gefahr, ein Team bevorzugt zu behandeln."