Helmut Marko im Interview: Kann Red Bull 2024 alle Rennen gewinnen?

Nach dem Doppelsieg von Red Bull in Bahrain spricht Helmut Marko im exklusiven Interview über das neue Konzept des RB20, die Konkurrenz und Perez' Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Für Red Bull lief der Formel-1-Saisonauftakt in Bahrain nach Maß: maximale Punkteausbeute für Max Verstappen mit dem Sieg und dem Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde, Teamkollege Sergio Perez auf Platz zwei. Für die Konkurrenz war gegen die Bullen einmal mehr kein Kraut gewachsen.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko glaubt (noch) nicht, dass Red Bull alle Rennen gewinnen kann Zoom

Dabei war sich das Weltmeisterteam selbst seiner Sache vorab gar nicht mal so sicher. Red-Bull-Motorsportkonsultent Helmut Marko erklärt im Interview, womit man in den Tagen vor dem Rennen zu kämpfen hatte, spricht über das neue Konzept des RB20 und über die Zukunftsaussichten von Perez.

Frage: "Max sagte direkt nach dem Rennen, dass es besser war als erwartet ..."
Helmut Marko: "Dem stimme ich zu. Nach dem Test dachten wir, wir hätten ein sehr starkes Paket, aber dann hatten wir am Donnerstag und Freitag des Rennwochenendes Probleme. Am Samstag hat der Wind nachgelassen, und das hat uns sehr geholfen.

"Im Rennen kamen die Stärken unseres Autos, das Reifenmanagement und all das zum Vorschein, und Max war wie immer in seiner eigenen Liga."

Frage: "Waren die Bedingungen der Hauptfaktor oder einfach nur, dass der RB20 im Rennen immer besser ist als im Qualifying?"
Marko: "Unser Auto ist im Rennen stärker, aber wir haben am Donnerstag und Freitag nicht die Balance gefunden, die wir wollten."

"Der Wind war der Hauptfaktor dafür, aber auch die sehr niedrigen Streckentemperaturen, Temperaturen, die wir in all den Jahren, in denen wir nach Bahrain kommen, noch nie hatten. Aber wir haben uns mit einigen kleinen Änderungen an der Abstimmung angepasst, und es hat sehr gut funktioniert."

Wird Red Bull auch 2024 zum Dauersieger?

Frage: "Man sagt, Bahrain sei mit seinem aggressiven Asphalt eine einzigartige Strecke, aber was sagt das für die kommenden Rennen aus? Nicht wenige glauben, dass Max alle 24 Rennen in diesem Jahr gewinnen wird."
Marko: "Das wäre schön, aber wir haben gesehen, dass wir es letztes Jahr nicht geschafft haben. Davon sind wir noch weit entfernt, und unser Hauptziel bleibt der Gewinn beider Meisterschaften. Wir gehen es Schritt für Schritt an."

"Dschidda ist eine völlig andere Strecke mit sehr schnellen Kurven. Wenn wir dort genauso dominant sind wie hier, dann können wir optimistisch in die Zukunft blicken."

Frage: "Sie sagten, dass eine Änderung des Konzepts immer ein Risiko berge. Die Hauptsache sei, dass alles so funktioniert, wie man es von Simulator und Windkanal erwartet."
Marko: "Ja, und in der Tat kann die Kühlung bei diesem neuen Konzept ein Problem darstellen. Aber wir hatten überhaupt keine Probleme, auch nicht, als Checo eine ganze Weile im Verkehr feststeckte. Jetzt können wir also nur sagen: Ja, unser neues Konzept funktioniert."

Frage: "Paul Monaghan sagte, dass Red Bull das Konzept geändert hat, um mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu haben, also was soll da noch kommen?"
Marko: "Wenn man ein neues Konzept hat, dann können die Schritte, die man mit Upgrades macht, natürlich größer sein als normal, also hoffe ich, dass Paul Monaghan recht hat!"


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Frage: "Ein Wort zu Checo. Ist es das, was Sie von ihm erwarten und was er tun muss, auch um seinen Vertrag möglicherweise bis ins nächste Jahr zu verlängern?"
Marko: "Ja, es war ein sehr gutes Rennen für ihn. Man darf nicht vergessen, dass er eine Zeit lang hinter den Mercedes- und Ferrari-Autos feststeckte, aber sobald er in der freien Luft war, zeigte er konkurrenzfähige Rundenzeiten."

"Aber ja, er hat Max als Teamkollegen, also ist es schon eine große Leistung, nicht von Max zerstört zu werden."

Marko: Konkurrenten viel enger zusammen

Frage: "Sind Sie überrascht, dass die Konkurrenz im Vergleich zum letzten Jahr keinen großen Schritt gemacht zu haben scheint?"
Marko: "Ich denke, die anderen Teams haben einen Schritt gemacht, und ich muss sagen, dass es zwischen Mercedes, Ferrari, Aston Martin und McLaren viel enger zugeht als im letzten Jahr."

"Das eine Team ist im Qualifying etwas besser, das andere im Renntrimm etwas besser. Der eine ist besser auf dem weichen und der andere auf dem harten Reifen. Wenn Max nicht da gewesen wäre, wäre es ein interessantes Rennen geworden."

Frage: "Kommen wir zum zweiten Red-Bull-Team. Wir haben gehört, dass Yuki über die Teamorder verärgert war ...?
Marko: "Wenn man es von einem logischen Standpunkt aus betrachtet, dann muss man sagen, dass Ricciardo auf dem weichen und Yuki auf dem harten Reifen unterwegs war, sodass die Chancen für Ricciardo größer waren, Magnussen im Haas-Auto zu überholen. Ich würde sagen, es war logisch, um einen Platztausch zu bitten."


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Frage: "Am Ende gab es trotzdem keine Punkte. Ist es das, was Sie von ihnen erwartet haben, oder haben Sie mehr erwartet?"
Marko: "Im Qualifying waren sie 11. und 14., das war ein guter Schritt nach vorn. Im Rennen hatten wir gehofft, dass sie ein paar Punkte holen würden, aber wenn die ersten fünf Teams keine Probleme haben, dann ist es in diesem Jahr wirklich schwierig, für alle anderen Teams Punkte zu holen."

"Es war eine solide Leistung, aber in diesem Jahr ist es wirklich schwierig, in die Punkte zu kommen. Um das zu erreichen, müssen sie sich noch deutlich verbessern."