• 18.04.2009 14:31

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Heidfeld von BMW zum KERS-Einsatz gezwungen

Obwohl Nick Heidfeld in Schanghai eigentlich gar nicht mit KERS fahren wollte, wurde er vom BMW Sauber F1 Team dazu gezwungen

(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica experimentierte gestern in Schanghai erstmals an einem Rennwochenende mit KERS, doch der Pole ließ das Energierückgewinnungssystem heute wieder ausbauen. Laut Auskunft des BMW Sauber F1 Teams überwiegen die Balancenachteile bei seinem Gewicht die Leistungsvorteile. Bei Nick Heidfeld soll das anders sein.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld wollte in Schanghai eigentlich lieber ohne KERS fahren

Daher fuhr "Quick Nick" heute auch wie gewohnt mit KERS auf den elften Startplatz - doch nach dem Qualifying überraschte er mit der Aussage: "Wenn es meine Wahl gewesen wäre, wäre ich ohne gefahren, aber das Team ist der Meinung, dass es mit schneller geht." Heidfeld erläuterte, die Entscheidung sei "keine eindeutige Sache", doch laut Bauchgefühl hätte er statt des Systems lieber mehr Ballastgewicht optimal im Auto verteilt.#w1#

Das Problem mit den Simulationen

Warum die Ingenieure zu einer anderen Ansicht kommen als er, ist ihm bewusst: "Zu simulieren, was du auf der Geraden gewinnst, ist leicht - das sind x Zehntel. Aber zu simulieren, was man durch die schlechtere Balance, durch den höheren Schwerpunkt und durch den höheren Reifenverschleiß verliert, das ist ziemlich schwierig. Dafür sind die Simulationen nicht gut genug", so Heidfeld, der auf Renault verweist, wo es teamintern ähnliche Diskussionen gibt.

¿pbvin|512|1464||1pb¿Interessant ist aber, dass BMW Motorsport Direktor Mario Theissen klipp und klar folgende Meinung vertritt: "Für Nick ist es ein Vorteil. Man muss unterscheiden zwischen der reinen Rundenzeit und dem Vorteil im Rennen. Auch wenn es auf eine schnelle Runde nichts bringt, so ist es im Rennen doch ein klarer strategischer Vorteil", argumentierte der 56-Jährige und widersprach damit der Aussage seines Landsmannes.

Generell ist Theissen "sehr zufrieden" mit KERS: "Es ist rennbereit und es funktioniert tadellos - nicht einmal im Regen von Malaysia gab es Probleme. Jetzt liegt es an uns, das Auto so leicht zu machen, dass wir auch mit KERS noch genug Ballastgewicht zum Verschieben haben. Wenn es so weit ist, werden wir damit fahren. Ich glaube, dass dieser Vorteil noch größer wird, denn wir entwickeln KERS weiter und das Auto auch. Das ist der Weg, den man einschlagen muss", sagte er.

Der BMW Motorsport Direktor geht davon aus, dass die Anzahl der Fahrer, die mit KERS fahren, "im Saisonverlauf wieder ansteigen" wird. Heute waren es bekanntlich nur noch drei: Heidfeld sowie die beiden Silberpfeile. Ein Grund, der dafür spricht, mit KERS Rennerfahrungen zu sammeln, ist auch die Zukunftsentwicklung, denn für Theissen ist "noch nicht klar, dass wir nächstes Jahr ein Einheits-KERS in der Formel 1 haben werden".

Keine Freitagsexperimente mehr

"Man sollte das nicht jedes Wochenende machen." Mario Theissen

Sehr wohl klar ist allerdings, dass das BMW Sauber F1 Team künftig auf Experimente am Freitag verzichten wird, denn im Fall von Kubica waren alle gestern gesammelten Daten heute völlig unbrauchbar: "Das wirft einen mit dem Setup schon zurück, weil man für eine ganz andere Gewichtsverteilung abstimmen muss. Man sollte das nicht jedes Wochenende machen", räumte Theissen im Nachhinein ein.

Das System bei Kubica wieder auszubauen, sei eine 50:50-Entscheidung gewesen. Letztendlich habe man sich aber wegen der schlechteren Gewichtsverteilung und vor allem wegen des höheren Reifenverschleißes gegen KERS entschieden. Doch auch hier stießen wir auf einen Widerspruch, denn der Pole meinte nach dem Qualifying unmissverständlich: "Die Entscheidung war nicht vom Reifenverschleiß abhängig." Es sei lediglich um die Rundenzeit gegangen.

Zum beim F1.09 angeblich erhöhten Reifenverschleiß meinte Kubica: "Das höre ich zum ersten Mal." Aber er bleibt dabei, dass er KERS gerne fahren würde, wenn die Nachteile nicht mehr so groß wären. Nur: "Die Formel 1 hat im Moment leider größere Probleme als das Mindestgewicht", so der 24-Jährige. Teamkollege Heidfeld will übrigens beim nächsten Rennen erneut mit KERS an den Start gehen: "In Bahrain hat es beim Testen ganz gut funktioniert."

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