Heidfeld und "Schumi II" sprangen in die Bresche
Der Renntag kompakt: Michael Schumacher erlitt heute in Malaysia eine böse Niederlage, doch die restlichen Deutschen überzeugten
(Motorsport-Total.com/sid) - Zweites Rennen, zweite Pleite: Weltmeister Michael Schumacher und Ferrari schlittern mit dem alten Auto immer tiefer in die Krise. Nur wenige Monate nach seiner Triumphfahrt zum siebenten WM-Titel belegte Schumacher beim Großen Preis von Malaysia abgeschlagen den siebenten Platz - die 79,9 Sekunden Rückstand auf den ersten spanischen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault sind eine kleine Welt in der Formel 1.

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Bravo, Nick! Der Deutsche fuhr heute zum zweiten Mal nach 2001 auf das Podium...
Die ungewohnte Situation, in der er sich befindet, setzt dem Seriensieger der vergangenen Jahre offenbar mehr zu als er selber zugibt: "Wir waren zu langsam", stellte Schumacher nüchtern und tonlos fest und übte erstmals offen Kritik an seinem Arbeitgeber: "Ich glaube nicht, dass wir im Moment ein besonders gutes Auto haben. Wir haben mehrere Baustellen, an denen wir arbeiten müssen."#w1#
14 Punkte Rückstand "kein Weltuntergang" für Schumacher
Für den 36-Jährigen waren es 14 Tage nach dem Melbourne-Crash mit Nick Heidfeld, der als Dritter im Glutofen von Kuala Lumpur das deutsche Glanzlicht setzte, zwar die ersten beiden WM-Punkte 2005, doch im Gesamtklassement beträgt sein Rückstand auf Alonso bereits 14 Zähler: "Das ist kein Weltuntergang", befand der Champion und klang dabei fast ein wenig trotzig.
Sein Teamkollege Rubens Barrichello kam in Malaysia gar nicht erst ins Ziel und machte in seinem 200. Grand Prix das Ferrari-Debakel perfekt. "Ich bin sicher, dass Ferrari wieder Rennen gewinnen wird", verkündete Schumacher, schob allerdings die Einschränkung gleich hinterher: "Es wird vielleicht ein bisschen dauern." Technikchef Ross Brawn suchte nicht nach Ausreden: "Es war harte Arbeit an einem ziemlich üblen Wochenende. Es sind schwierige Zeiten."
Den deutschen Formel-1-Fans versüßte der Mönchengladbacher Heidfeld den Tag, der in seinem Williams BMW FW27 eine fehlerfreie Vorstellung ablieferte und dafür mit dem zweiten Podestplatz nach Sao Paulo 2001 belohnt wurde, als er im Sauber ebenfalls Dritter war. Für eine Überraschung sorgte Jarno Trulli, der Zweiter wurde und Toyota damit das beste Ergebnis seit dem Formel-1-Einstieg 2001 bescherte.
Haug: "Kimi hatte den Speed fürs Podium"
Vierter wurde Juan Pablo Montoya im McLaren-Mercedes vor Ralf Schumacher im zweiten Toyota. Der Finne Kimi Räikkönen verpasste nach einem zusätzlichen Boxenstopp wegen eines Reifenschadens auf Position neun die Punkteränge. "Schade, Kimi hatte den Speed fürs Podium", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
Alonso, der den zweiten WM-Erfolg seiner Karriere nach Budapest am 24. August 2003 feierte, steht als erster Spanier der 56-jährigen Formel-1-Geschichte an der Spitze des WM-Klassements. "Das war ein sehr anstrengendes Rennen. Ich fühle mich großartig, wir können in dieser Saison noch viel erreichen", sagte Alonso, der seine Klasse mit der Pole Position bereits unterstrichen hatte.
Der 23-Jährige aus Oviedo führt die Gesamtwertung jetzt mit 16 Punkten vor seinem Teamkollegen und Melbourne-Sieger Giancarlo Fisichella (10) an, der nach einer Kollision mit BMW WilliamsF1 Team Pilot Mark Webber im Kampf um Platz drei ausschied. "Wir haben Fernando schon zur Hälfte des Rennens gesagt, er soll ein bisschen langsamer machen", sagte Renault-Teamchef Flavio Briatore.
Heidfeld hatte ein Problem mit der Trinkflasche
Heidfeld ist mit sechs Zählern auf Platz sieben auch in der WM-Wertung bester Deutscher. "Ich bin sehr froh, denn das war das aufregendste Rennen, das ich je in der Formel 1 gefahren bin. Ich habe vom Start weg hart gekämpft, schließlich musste ich von Platz zehn aufholen", meinte Heidfeld, dem bei Temperaturen von 38 Grad Celsius ein Problem mit der Trinkflasche zu schaffen machte: "Meine hat von Anfang an nicht richtig funktioniert. Das hat die Sache nicht leichter gemacht."
Zu den Gewinnern gehörte diesmal auch Ralf Schumacher: "Das ist ein tolles Ergebnis für das Team. Nach meiner Kollision mit Webber hatte ich ein paar Probleme, es war hart, aber fair, leider ist an meinem Auto etwas abgebrochen. Ich bin froh, dass ich das Auto ins Ziel bekommen habe." Er sehe keinen Grund, warum sein Auto auf den nächsten Strecken schlechter sein sollte, meinte "Schumi II" und flachste: "Wenn die anderen uns weiter so helfen, ist das okay."
Muss Ferrari den F2005 schon in Bahrain bringen?
Bei Ferrari dürfte es derweil noch am Sonntagabend wohl die erste Krisensitzung gegeben haben. Es spricht derzeit fast alles dafür, dass der neue F2005 schon beim nächsten Grand Prix in Bahrain am 3. April die Rennpremiere erlebt und nicht wie zunächst geplant beim 5. WM-Lauf in Barcelona am 8. Mai.
"Wir werden in dieser Woche mit unseren Einsatzfahrern testen und dann entscheiden, ob das neue Auto zuverlässig genug ist. Ich glaube aber nicht, dass das neue Auto allein alle Probleme löst", sagte Brawn. Altes oder neues Auto - Schumacher verbreitet derzeit nicht unbedingt Optimismus: "Ich glaube nicht, dass wir in Bahrain schon Luftsprünge machen können. Es wird besser für uns laufen als bisher. Ich gehe mal davon aus, dass wir in Imola wieder recht gut aussehen werden."

