• 06.04.2008 17:01

Heidfeld: "Sind nahe an Ferrari dran"

Nick Heidfeld analysiert im Interview nach dem Rennen in Bahrain den Rückstand zu Ferrari, sein Verhältnis zu Robert Kubica und vieles mehr

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Nick, heute sind beide BMW Sauber F1.08 vor den Silberpfeilen gelandet. Werden wir das jetzt öfter sehen?"
Nick Heidfeld: "Ich hoffe schon. Beim letzten Rennen haben wir es auch geschafft - zwar nicht mit beiden Autos, aber wir waren in Malaysia mindestens ebenbürtig. Hier waren wir schneller, nur die Ferraris waren vor uns, auch wenn sie nicht weit vor uns ins Ziel gekommen sind. Ich bin natürlich zufrieden, nachdem dieses Wochenende so schlecht begonnen hat."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld ist nach drei Rennen der Saison 2008 Zweiter der Fahrer-WM

"Im Training ging gar nichts. Im Qualifying wurde ich nur Sechster, Robert (Kubica; Anm. d. Red.) Erster - dann nur eine Position hinter ihm ins Ziel zu kommen, ist nicht so schlecht, speziell nach dem Start, wo ich wieder einen Platz verloren habe. Trulli und Kovalainen habe ich schön auf der Strecke überholt. Das war ein versöhnlicher Abschluss für dieses Wochenende. Ich hoffe nur, dass jetzt nicht mehr solche Wochenenden auf mich zukommen."#w1#

Start wie in Malaysia

Frage: "Wie war dein Start?"
Heidfeld: "Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) ist gar nicht weggekommen. Ich bin auf der dreckigen Seite gestartet und wollte dann außen an Trulli vorbei, genau wie in Malaysia. Das ist wieder genauso in die Hose gegangen, denn er hat mich ein bisschen rausgedrängt. Wenigstens habe ich nicht noch mehr Positionen verloren, aber eine war schon mehr als geplant, denn ich wollte eigentlich gleich an Kovalainen durchschlüpfen. Am Start haben wir noch ein bisschen Nachholbedarf."

"In der Vergangenheit war es so, dass es fast vollautomatisch war." Nick Heidfeld

Frage: "Ist das eine Fahrersache oder liegt es auch ohne Fahrhilfen noch am Auto?"
Heidfeld: "In der Vergangenheit war es so, dass es fast vollautomatisch war. Letztes Jahr hatten wir als Fahrer kaum was zu tun. Jetzt kommt es schon mehr auf den Fahrer an, aber es ist trotzdem ein großer Teil Arbeit der Ingenieure, mit den Fahrern zusammen die richtigen Kupplungseinstellungen zu finden, um richtig zu erraten, wie die Gripverhältnisse am Start sind."

Frage: "Was den ersten Sieg angeht, warst du bisher zurückhaltend. Nach diesem Wochenende darf man aber doch ein bisschen mehr erwarten, oder?"
Heidfeld: "Natürlich. Wir sind recht nahe dran. Wir waren in jedem Rennen auf dem Podium und führen die Weltmeisterschaft als Team an. Nichtsdestotrotz scheint Ferrari ein bisschen schneller zu sein. Ich nehme an, dass die am Schluss nicht mehr alles gegeben haben, aber das ist nur eine Vermutung. Sie waren bestimmt schneller, aber wir sind keine Ewigkeiten entfernt."

Frage: "Dein Überholmanöver gegen Heikki Kovalainen war erste Sahne. Werden wir so etwas jetzt öfter sehen?"
Heidfeld: "Schon möglich, dass es dieses Jahr ohne die Systeme, ohne Traktionskontrolle und so weiter, ein bisschen einfacher ist. Ich freue mich auch, dass es geklappt hat. Es war wichtig für mein Rennen. Ich hoffe nur, dass wir nächstes Mal im Qualifying den Grip spüren, den ich normal habe."

Frage: "Bist du mit den Plätzen drei für deinen Teamkollegen Robert Kubica und vier für dich zufrieden?"
Heidfeld: "Wir sind nahe dran am ersten Sieg, aber Ferrari war einen Tick schneller. Aber es war keine Ewigkeit Rückstand mehr, das hat man gesehen. Wir haben zum Schluss auch nicht mehr alles gegeben. Ich habe am Wochenende das Maximale für mich rausgeholt."

Frage: "Trotzdem bist du schlechter als dein Teamkollege zurechtgekommen, der die erste Pole-Position für das Team geholt hat und auch im Rennen schneller war."
Heidfeld: "Natürlich hätte ich gerne die erste Pole-Position geholt, aber ich bin die ganze Zeit nicht über eine Runde zurechtgekommen. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich mich dreifach geärgert. Ich gönne Robert den Erfolg, und es stimmt mich auch versöhnlich, dass wir in der Marken-WM vorne sind. Aber ich hoffe, ich habe nicht noch mal so Schwierigkeiten wie in Bahrain."

Erfreuliche Zwischenbilanz nach drei Rennen

Frage: "Aber im Rennen sah es doch sehr gut aus..."
Heidfeld: "Da ist es besser gegangen, ich hatte zwei schöne Überholmanöver. Schon jetzt ist das eine tolle Saison - BMW war bei jedem Rennen auf dem Podest."

"Wir verstehen uns sehr gut, auch neben der Strecke." Nick Heidfeld

Frage: "Ist dein Verhältnis zu Robert Kubica so gut, wie es nach außen aussieht? Treibt ihr euch gegenseitig an?"
Heidfeld: "Es ist wirklich sehr gut. Wir verstehen uns sehr gut, auch neben der Strecke, wenn wir uns bei PR-Terminen begegnen. Da haben wir viel Spaß miteinander. Robert ist locker drauf."

Frage: "Wie eng ist es zwischen euch beiden wirklich? Musst du dich schon richtig strecken, um ihn zu schlagen?"
Heidfeld: "Es ist schon ein enger Kampf, wie in den letzten zwei Jahren. Das pusht einen nicht nur auf der Strecke - dass man da ans Limit geht, das ist ganz normal. Für mich macht den größeren Unterschied, wenn ich in die Daten schaue, denn da sehe ich, wenn er in einer Kurve ein Quäntchen schneller ist, und daran kann ich dann arbeiten. Dieses gute Verhältnis hilft auch dem Team."

Frage: "Tauscht ihr auch Daten aus, herrscht da Harmonie mit voller Zusammenarbeit?"
Heidfeld: "Ich habe es noch nie in einem Team erlebt, dass die Daten nicht ausgetauscht werden. Wenn man das teilweise von anderen Teams hört, verwundert mich das immer wieder. Die Daten liegen immer offen."

Frage: "In der WM bist Du Zweiter mit nur drei Punkten Rückstand auf Kimi Räikkönen..."
Heidfeld: "An die Fahrer-WM denke ich noch nicht, obwohl ich natürlich irgendwann Weltmeister werden will. Wir machen weiter Schritt für Schritt. Aber im Auto steckt noch viel Potenzial."