• 24.08.2006 15:47

  • von Inga Stracke

Heidfeld: "Haben Neuerungen in der Arodynamik"

Nick Heidfeld über die Stadt Istanbul, seine BMW K 1200 R, seine Hoffnungen für den Grand Prix der Türkei und den neuen Freitagsfahrer Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, wie hast du die freien Tage in der Sommerpause verbracht?"
Nick Heidfeld: "Ich war die ganze Zeit zu Hause in der Schweiz, denn ich dachte, es wäre Sommer (lacht; Anm. d. Red.). Leider war schlechtes Wetter. Die meiste Zeit hat es geregnet, aber es war trotzdem nicht schlecht. Ich habe Zeit mit der Familie und mit der Kleinen verbracht. Das war nett."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld fühlt sich in der Stadt Istanbul so wohl wie ein Fisch im Wasser

Frage: "Du hörst dich leicht erkältet an..."
Heidfeld: "In den letzten zwei, drei Tagen habe ich mich ein bisschen erkältet, ja, aber das ist nichts Dramatisches."#w1#

Heidfeld seit Mittwoch in Istanbul

Frage: "Bist du heute erst hier angekommen?"
Heidfeld: "Gestern Mittag. Ich hatte noch einen PR-Termin für 'Intel'."

"Istanbul gefällt mir sehr gut." Nick Heidfeld

Frage: "Wie gefällt dir Istanbul als Stadt? So viel kriegt man ja nicht mit, oder?"
Heidfeld: "Letztes Jahr habe ich ganz wenig gesehen, denn damals hatte ich ein Motorhome hier an der Strecke, so dass ich nur einmal am Abend in der Stadt war. Ich bin mit einem Boot über den Bosporus gefahren und habe schön gegessen. Das fand ich fantastisch. Jetzt war ich zum ersten Mal bei Tageslicht dort. Ich war im Hotel, wo ich einen tollen Überblick über den Bosporus und die Stadt habe. Traumhaft schön! In den nächsten Tagen werde ich vielleicht noch einmal Zeit haben, etwas essen zu gehen. Es gefällt mir sehr gut."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass langsam ein bisschen Formel-1-Flair kommt, denn es sind doch viele Plakate da..."
Heidfeld: "Dafür war ich noch nicht genug in der Stadt - bei dem 'Intel'-Event schon, das war direkt in der Stadt. Es gab eine große Bühne, wo natürlich Formel-1-Stimmung war, aber vom Rest der Stadt habe ich nicht genug gesehen."

Frage: "Könntest du noch unerkannt hier durchlaufen?"
Heidfeld: "Ich denke schon, ja - wenn ich nicht gerade auf einer großen Bühne stehe..."

Frage: "Hast du Horror vor dem Verkehrschaos? Davon hast du ja vergangenes Jahr dann nichts mitbekommen..."
Heidfeld: "Das war der Grund, warum ich damals das Motorhome hatte - und jetzt habe ich ein Motorrad anstelle eines Autos. Heute Morgen bin ich dementsprechend mit dem Motorrad zur Strecke gekommen. Man sieht sonst nur wenige Motorradfahrer hier."

Frage: "Welche Marke fährst du?"
Heidfeld: "Rate mal! BMW K 1200 R. Ich bin so gegen 11:00 Uhr losgefahren. Da war fast kein Verkehr."

Frage: "Warum bist du in diesem Jahr in einem Hotel?"
Heidfeld: "Erstens, weil mir die Stadt gefällt, zweitens, weil das Hotel nicht direkt in der Stadt ist, sondern nahe der Autobahn liegt, und drittens, weil ich mir gedacht habe, ich probier es mal mit dem Motorrad. Das scheint ganz gut zu funktionieren."

Heidfeld war zweimal zu Besuch in Hinwil

Frage: "Warst du in der Sommerpause mal im Werk, um bei der Datenarbeit zu helfen, oder bist du da ganz außen vor?"
Heidfeld: "Ich war mal in der Firma, aber nicht wirklich, um nach den Daten zu schauen. Einmal war ich dort, um eine Nachbesprechung des letzten Rennens zu machen, denn nach dem Podium und den Interviews habe ich die verpasst. Normalerweise findet dieses Briefing zu der Zeit statt, weil wir ein Podium nicht gewöhnt sind. Dann war ich mit meinem Fahrrad, mit dem ich letztes Jahr den Unfall hatte, dort. Ich habe ein paar Teile röntgen lassen, ob damit noch alles in Ordnung ist - die Karbonsitzstrebe wurde per Ultraschall gecheckt. Ich fahre schon lange wieder Fahrrad."

"Gerade Kurve acht ist nach einem Jahr schon bekannt - zumindest in der Formel 1." Nick Heidfeld

Frage: "Der Kurs hier in Istanbul hat dir im vergangenen Jahr gut gefallen, oder?"
Heidfeld: "Ja. Gerade Kurve acht ist nach einem Jahr schon bekannt - zumindest in der Formel 1. Sie hat vier Scheitelpunkte, ist sehr interessant - darauf freue ich mich am meisten. Andererseits wird es auch interessant, wie sich die Strecke verändert hat, denn letztes Jahr war sie ganz neu - und häufig, wenn sie ein, zwei Jahre mit einem Winter dazwischen gefahren wird, wird sie ganz anders, speziell hinsichtlich der Bodenwellen. Das muss man abwarten."

Frage: "Wie sieht es mit Überholmöglichkeiten aus?"
Heidfeld: "Recht gut. Es gibt eine lange Gerade mit einem Rechtsknick, der aber voll geht, und da sollte man die Möglichkeit haben, sich gut anzusaugen. Die Kurve davor ist langsam, so dass man die Möglichkeit hat, sich von hinten anzusagen, und die Kurve danach ist extrem langsam. Dort sollte man überholen können. Die Kurve nach Start und Ziel ist auch noch eine Möglichkeit. Das Überholen geht hier nicht schlecht."

Frage: "Wo siehst du euch an diesem Wochenende?"
Heidfeld: "Ähnlich wie bei den letzten Rennen - das Budapest-Rennen mal außen vor, weil da die Bedingungen mit Regen natürlich komplett anders waren. Ich hoffe, dass wir uns im Vergleich zu den Rennen davor steigern können. Wir haben ein paar Neuerungen im aerodynamischen Bereich - der Frontflügel und hinten die Bremskühlung in erster Linie sind verbessert. Die Frage ist natürlich immer, was die anderen haben. Auch wenn wir nicht getestet haben, waren drei Wochen Zeit für Windkanalarbeiten - und da kommen die neuen Teile auch her. Die waren bis jetzt noch nicht am Auto."

Keine Angst vor neuerlichen Reifenproblemen

Frage: "Im vergangenen Jahr hattest du hier mit Williams Probleme mit den Reifen. Bereitet dir das Sorgen?"
Heidfeld: "Nein, gar nicht, denn es war kein Reifenproblem, sondern ein Problem vom Chassis beziehungsweise von der Verkleidung. Die Reifen berührten die Verkleidung. Wir haben das nach dem Training geändert, aber offensichtlich nicht genug. Mark (Webber; Anm. d. Red.) und ich hatten dadurch Probleme mit den Reifen, was schade war."

"Sebastian kann uns mehr helfen als der Freitagsfahrer vom letzten Freitag!" Nick Heidfeld

Frage: "Mit Sebastian Vettel habt ihr hier einen recht unerfahrenen Freitagsfahrer, genau wie mit Robeert Kubica am Saisonbeginn. Wie kann er euch helfen?"
Heidfeld: "Er kann uns mehr helfen als der Freitagsfahrer vom letzten Freitag (lacht; Anm. d. Red.). Im Ernst: Es wird für ihn deutlich schwieriger als für Robert, der nicht als Newcomer kam, aber mit vielen Testkilometern im Winter. Auch für uns wird es schwierig, zu wissen, inwiefern wir seine Daten verwenden und auf uns übertragen können. Bei Robert und Jacques (Villeneuve; Anm. d. Red.) wusste ich immer: Robert geht mit den Reifen aggressiver um als ich, Jacques zaghafter. Das konnte ich einordnen, was ich bis jetzt bei Sebastian noch nicht kann."

Frage: "Inwieweit kannst du ihn denn briefen, wie er seine Schwerpunkte legen soll?"
Heidfeld: "Ich glaube schon, dass ich da ein bisschen helfen kann, aber in erster Linie werden das das Team und sein Ingenieur mit ihm absprechen. Ich glaube, dass er da gut vorbereitet ist."

Frage: "Kann er euch in Monza dann noch mehr helfen, denn in Monza findet vor dem Grand Prix ja auch ein Test statt?"
Heidfeld: "Ich weiß nicht, wie die weitere Planung aussieht. Bislang ist nur geplant, dass er hier als Freitagsfahrer eingesetzt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch die nächsten Freitage fahren wird, aber das ist noch nicht entschieden. Sollte er dabei sein, wird es einen großen Unterschied machen, denn schon nach diesem ersten Freitagmorgen werden wir viele Informationen haben, wie wir denn seine Arbeit einschätzen und seine Informationen auf uns übertragen können - und wenn er dann auch noch beim Monza-Test dabei ist, wird das einen riesengroßen Unterschied machen."

Vettel war die einzig nahe liegende Variante

Frage: "Hätte es deiner Meinung nach einen anderen Piloten gegeben, der euch mit Erfahrung aushelfen hätte können?"
Heidfeld: "Das Problem ist, dass niemand im Auto saß in letzter Zeit. Sebastian ist der einzige Fahrer, der mit dem Auto schon mal gefahren ist und auch einen vernünftigen Job gemacht hat, sonst würde er hier nicht drin sitzen."

"Den Speed hat er, aber jetzt kommen andere Sachen dazu." Nick Heidfeld

Frage: "Über Robert Kubica kannst du jetzt sicher schon mehr sagen als am Beginn eurer Zusammenarbeit. Wo sind deiner Meinung nach seine Stärken und Schwächen?"
Heidfeld: "Man hat ihn ja im letzten Rennen und an den Freitagen gesehen, wo er sehr gute Leistungen gebracht hat. Er hat - bis auf das letzte Rennen, wo er sich ein paar Mal gedreht hat - wenige Fehler gemacht. Dazu muss man auch sagen, dass er noch nicht oft im Regen gefahren ist, nur beim Testen das eine oder andere Mal. Im Qualifying war er leider schneller als ich - den Speed hat er also. Ich sage aber immer wieder, dass Testen und Freitagsfahren etwas anderes ist als ein Rennwochenende. Da muss man einfach die nächsten Rennwochenenden abwarten. Den Speed hat er, aber jetzt kommen andere Sachen dazu: die Übersicht im Rennen, wie er starten kann, wie er im Zweikampf ist. All diese Dinge kommen jetzt dazu - und die machen einen großen Teil aus."

Frage: "Hast du dich nach Budapest noch einmal mit Michael Schumacher unterhalten?"
Heidfeld: "Nein."

Frage: "Wer ist denn nun in wen reingefahren?"
Heidfeld: "Er in mich. Zwei verschiedene Meinungen (lacht; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Wer wird deiner Meinung nach im Kampf um den WM-Titel das Rennen machen?"
Heidfeld: "Ich denke, Michael wird es schaffen, denn in den vergangenen Rennen sahen er und Ferrari stärker aus. Er hatte einen großen Rückstand, der jetzt auf zehn Punkte herunter ist. Daher setze ich auf ihn."

Frage: "Die FIA hilft Ferrari ja mit dem Verbot des Schwingungstilgers ein wenig. Was sagst du zu dem Urteil?"
Heidfeld: "Ich bin überrascht. Ich dachte, dass es für legal erklärt wird, weil es für mich nicht in erster Linie ein aerodynamisches Hilfsmittel ist. Wenn man das weiterspinnt, könnte man ja sagen, die normalen Dämpfer und Federn sind auch aerodynamische Hilfsmittel. Beim Schwingungstilger ist es noch ein bisschen extremer, aber wo zieht man da die Grenze? Das ist die Frage. Renault setzt die Schwingungstilger schon seit einem Jahr ein, also war es damals wohl auch legal, denn bevor so etwas eingesetzt wird, fragt man normalerweise immer nach. Jetzt ist es nicht mehr legal. Das ist ein bisschen komisch. Mit unseren 'Twin-Towers' war es ja auch ähnlich."

Frage: "Was erwartest du, dass jetzt passieren wird?"
Heidfeld: "Da kann ich nur spekulieren und nach dem urteilen, was ich so höre. Man sagt, dass es Renault stärker treffen wird als Ferrari - oder bei den letzten Rennen schon stärker getroffen hat. Das müsste man aber eher Renault fragen."

Frage: "Hattet ihr auch jemals Schwingungstilger am Auto?"
Heidfeld: "Nein. Wir haben es nicht einmal probiert. Von daher ist das Verbot für uns nicht schlecht, weil es viele andere schon hatten."