Heckflügelaffäre: Toyota protestiert nicht

Toyota legt gegen den Ausschluss aus dem Qualifying in Melbourne keinen Protest ein - War es vorsätzlicher Betrug oder ein Missgeschick?

(Motorsport-Total.com) - Um 21:15 Uhr Ortszeit in Melbourne stand die Entscheidung fest: Das Toyota-Team wird wegen eines flexiblen Heckflügels nachträglich aus dem Qualifying ausgeschlossen! Damit müssen Timo Glock und Jarno Trulli, eigentlich auf den Startpositionen sechs und acht, das morgige Rennen von der letzten Reihe aus in Angriff nehmen.

Titel-Bild zur News: Toyota TF109, Melbourne, Albert Park

Erst der Diffusor, jetzt der Heckflügel: Toyotas "Hintern" ist ziemlich illegal...

Toyota hätte die Möglichkeit gehabt, gegen die Entscheidung der Rennkommissare Radovan Novak, Olafur Gudmundsson und Steve Chopping Protest einzulegen. Darauf wurde verzichtet. Böse Stimmen im Fahrerlager werten dies als Schuldeingeständnis, auch wenn es klarerweise schwierig ist, Vorsatz nachzuweisen. Teampräsident John Howett sagt: "Ich hoffe, dass wir morgen im Rennen Gelegenheit haben werden, unseren Speed zu beweisen."#w1#

Von FIA-Inspektor Jo Bauer entlarvt

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Glock und Trulli im Qualifying mit jeweils 303,7 km/h nur auf Platz 14 der Topspeedwertung lagen. Ein flexibler Heckflügel verbiegt sich jedoch auf den Geraden nach hinten, verringert damit den Luftwiderstand und erhöht die Höchstgeschwindigkeit. Das legt den Schluss nahe: Toyota hat Topspeed geopfert und mit grundsätzlich steiler eingestellten Flügeln in zusätzlichen Anpressdruck in den Kurven umgewandelt.

In einem offiziellen Statement des Teams heißt es: "Das Design hat unsere hausinternen Tests bestanden, die so ausgelegt sind, dass sie mit der doppelten Belastung arbeiten als bei den offiziellen Messungen vorgeschrieben. Angesichts dieser Entscheidung ist klar, dass wir unsere Prozeduren überprüfen müssen, damit es zu keiner Wiederholung kommen kann. Außerdem werden wir unsere Produktion überprüfen, um Abweichungen zwischen einzelnen Teilen auszuschließen."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Australien, Samstag


¿pbvin|512|1404|Melbourne|0pb¿Howett wundert sich: "Wir sind diesen Flügel beim Testen gefahren und es ist ein ähnliches Design wie das, das wir im Vorjahr hatten." Jetzt geht es aber primär darum, die notwendigen Modifikationen vorzunehmen, um am Rennen teilnehmen zu dürfen. Eigentlich sind Arbeiten am Auto nach dem Qualifying wegen der Parc-Fermé-Regel untersagt. "Wir brauchen die Zustimmung der FIA", weiß Howett. "Wir erwarten keine veränderte Performance, daher wäre es eine einfache Änderung."

War es Absicht?

Ferner betonte der Brite, dass es "keinen bitteren Beigeschmack" habe, dass gegen Toyota vorgegangen wurde: "Wir erwarten, dass die Sporthoheit auf die Einhaltung der Regeln achtet." Wirklich? Die Kollegen von der 'Speedweek' zitieren jedenfalls einen namentlich nicht genannten FIA-Mitarbeiter mit den Worten: "Das war kein Zufall!" Was dann ja heißen würde, dass Toyota absichtlich betrogen haben könnte...

"Wir erwarten, dass die Sporthoheit auf die Einhaltung der Regeln achtet." John Howett

Von wo aus die beiden Fahrer nun ins Rennen starten werden, wird noch geklärt: "Wahrscheinlich entweder aus der letzten Reihe oder auch aus der Boxengasse", vermutet Howett. "Das könnte auch von der Strategie abhängen." Ein Start aus der Boxengasse hätte den Vorteil, dass man jedem Gerangel in der ersten Kurve fernbleiben würde. Am Start hat es in Melbourne nämlich nicht erst einmal ordentlich gekracht...