• 21.07.2005 17:59

Haug: "Wir sind alle am Limit"

Der Mercedes-Motorsportchef verteidigt die jüngsten Schäden und spricht über die Motorenregeln der laufenden und der nächsten Saison

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Im kommenden Jahr können neben dem 2,4-Liter-V8 auch noch leistungsbeschränkte 3-Liter-V10-Motoren eingesetzt werden. Dabei keimten Gerüchte auf, diese V10-Triebwerke könnten im Endeffekt sogar leistungsfähiger sein. Hat daher auch der V10 eine Zukunft?"
Norbert Haug: "Das hängt davon ab, welche Grenzen man dem V10 auferlegt. So wie ich die Regeln verstehe, soll der V10 so eingeschränkt werden, dass er gegenüber einem V8 im Nachteil ist. So ist die momentane Lage, aber das hängt von der Drehzahl oder dem Luftmengenbegrenzer ab. Grundsätzlich kann mit einem V10 gemäß des Gewichtes, der Benzinverbrauchs, der Kraft und der Fahrbarkeit Vorteile haben, aber ich verstehe es so - und das sehen auch alle Hersteller so -, dass der V10 so eingeschränkt wird, dass er einem V8 nicht überlegen ist."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug würde eine Ein-Motoren-Regel besser gefallen

Frage: "Spielt der V10 in euren Plänen eine Rolle?"
Haug: "Derzeit nicht."#w1#

Frage: "Michelin hat erklärt, dass sie sich eine bessere Verteilung der Teams auf die Reifenhersteller wünschen. Wir steht ihr dem gegenüber?"
Haug: "Das kommt darauf an. Die momentane Regel besagt, dass man gefragt wird, Reifen zu liefern. Ich bin da sehr offen. Ich hätte nichts dagegen, wenn sich fünf Teams für Bridgestone entscheiden und fünf für Michelin."

Frage: "Ihr hattet in den vergangenen Rennen einige Probleme. Wurden diese gelöst? Und waren die Gründe für beide Motorschäden identisch?"
Haug: "Nein, in Frankreich und Silverstone waren es unterschiedliche Probleme und wir hatten diese noch nie zuvor. In Magny-Cours war es ein Lager im Motor, in Silverstone der Antrieb der Öl- und der Wasserpumpe. Wir haben es geändert und überprüft, fuhren viele Tests seither. Wir hatten in Jerez gute Tests. Ein Motorschaden trat auch dort auf, aber zwei Motoren hielten länger als 1.200 Kilometer, einer davon gar mehr als 1.400 Kilometer. Wir haben den Motor mit 1.200 Kilometern Laufleistung auf dem Prüfstand weitere 500 Kilometer fahren lassen."

"Niemand von uns ist einer Position, in der er sagen könnte, dass nichts passieren wird. Wir sind alle am Limit, alle Motoren drehen sehr hoch. Die Motorleistung dürfte über den Werten des Vorjahres liegen. Wenn man das beachtet, dann war unsere Zuverlässigkeit sehr gut und ich bin froh, dass die Schäden während des Trainings auftraten und nicht im Rennen. So konnten wir es reparieren und die Plätze zwei und drei einfahren. Aber natürlich sind wir alle gewarnt, aber wir haben auch alles uns Mögliche getan, um in der bestmöglichen Situation zu sein."

Haug: Keine Verhandlungen mit WilliamsF1

Frage: "An diesem Wochenende soll uns ein Dokument der Nachfolgeorganisation der GPWC präsentiert werden. Wann können wir es erwarten?"
Haug: "Ich bin nicht sicher, ob das an diesem Wochenende passieren wird. Wir werden einige Treffen haben und dann werden wir diskutieren. Aber ich denke nicht, dass es an diesem Wochenende schon fertig ist."

Frage: "Patrick Head (Teilhaber von WilliamsF1) erklärte mir, dass er außer mit BMW auch mit einem anderen deutschen Hersteller verhandelt. Seid ihr gemeint?"
Haug: "Mit mir hat er nicht gesprochen, und ich müsste das wissen. Wir wären froh, darüber zu diskutieren, aber im Moment gibt es keine Diskussionen."

Frage: "Etwas mehr als die Hälfte der Saison ist vorüber. Wie schätzt du die Regel nun ein, wonach ein Motor zwei Rennwochenenden halten muss?"
Haug: "Mein Standpunkt ist ziemlich deutlich. Es ist für jeden gleich, aber ich würde eine Ein-Motoren-Regel bevorzugen. Es gibt diesbezüglich einige Ideen, wie man beispielsweise bei Testfahrten die Motoren weiter fahren kann. Aber wir akzeptieren die momentanen Regeln."