• 21.07.2005 16:03

  • von Inga Stracke

Haug: "Müssen und wollen uns weiter steigern"

Norbert Haug im 'F1Total.com'-Interview über das Rennen in Hockenheim, die Krise bei Ferrari und den "Image-Wandel" von "DC"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Hier auf dem Hockenheimring steht der Heim-Grand-Prix von Mercedes an und sie planen jede Menge Sachen für die Fans auf der Mercedes-Tribüne. Juan-Pablo Montoya sagt, er glaubt, dass er das Rennen hier für die Fans gewinnen kann. Glauben sie das auch?"
Norbert Haug: "Ja, das ist eine gute Einstellung, aber ich treffe solche Vorhersagen mit Sicherheit nie. Ich weiß, wie hart die Konkurrenzsituation ist."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug hat Ferrari nicht abgeschrieben

"Um zur Frage zurückzukommen - wir nehmen uns wirklich vor, sehr viel für die Zuschauer zu tun und sie in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Wir wollen nicht nur auf der Rennstrecke guten und spannenden Sport bieten sondern auch abseits gute Unterhaltung und Fahrerinterviews. Es gibt tolle Preise zu gewinnen, ein Tribünenradio. Wir wollen damit unseren Beitrag leisten, dass sich die Zuschauer wohl fühlen und dass sie sich im Mittelpunkt des Geschehens befinden."#w1#

Frage: "Sie sagen, dass ihr Auto im Moment das stärkste im Feld ist und dass ihre Fahrer beide gewinnen können und gewinnen sollten. Können sich die Fans auf ein spannendes Rennen mit den Silberpfeilen vorne freuen?"
Haug: "Die Experten haben häufig nicht recht, aber in diesem Fall stimme ich den Experten gerne zu. Wenn sie Recht haben, dann sollte es uns auch recht sein. Wir haben uns sicherlich kontinuierlich gesteigert, haben vier der letzten sechs Rennen gewonnen, was eine sehr, sehr gute Bilanz ist."

"Aber wir müssen und wollen uns weiter steigern. Wir tun das konzentriert aber nicht verbissen. Auch der Zwang zu Siegen steht nicht im Vordergrund sondern der Wille zum Sieg. Wir differenzieren da in unserem Team sehr stark. Wir wollen den Sieg, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben und das erwartet man von Mercedes-Benz auch, dass wir ganz vorne mitspielen. Das haben wir in diesem Jahr ja auch schon gezeigt."

"Wer in diesem Sport aktiv ist, wird aber auch akzeptieren müssen, dass es Rückschläge gibt und wer gut ist, zeichnet sich dadurch aus, wie er mit Rückschlägen umgeht und wie schnell er dann wieder auf den Füßen steht und den Anschluss findet."

Frage: "Damit kommen wir zu einem Fahrer, der immer wieder sagt, dass er es Mercedes gönnt, dass man vorne ist, der aber im Moment selbst nicht vorne dabei ist - Michael Schumacher. Was sagen sie zu seiner Saison?"
Haug: "Zunächst einmal muss man sagen, dass Ferrari eine sehr starke Mannschaft ist. Fünf Titel gewinnt man nicht ohne weiteres. Im Titelkampf ist es zwei oder dreimal knapp geworden und auch wenn wir es geschafft haben, die Titelentscheidung bis zum Schluss offen zu halten. Manchmal sind es wie 2003 nur zwei Punkte mehr, die über den Titel entscheiden."

"Ferrari hat sehr, sehr gute Arbeit geleistet, Michael Schumacher insbesondere. Man darf eine Mannschaft wie sie und einen Fahrer wie ihn natürlich nie abschreiben. Sie können sicherlich schon in Hockenheim wieder ganz vorne sein. Vielleicht glauben viele das nicht, aber eventuell helfen ihnen die Witterungsbedingungen. Ferrari und Schumacher sollte man als starke Gegner einschätzen und das tun wir sicherlich."

Frage: "Sie haben mit Juan-Pablo Montoya einen neuen Fahrer, der sich nun eingelebt hat. Juan sagt, dass er seine Persönlichkeit nicht verändert hat und ihn auch nicht verändern würde, wenn er das Team wechselt. David Coulthard hat ihr Team verlassen und ist zu Red Bull gegangen und scheint plötzlich ein ganz anderer Fahrer zu sein. Ist es heute Teil eines Jobs des Formel-1-Piloten, sich dem Team anzupassen?"
Haug: "Das sehe ich überhaupt nicht so, ich kann in David auch überhaupt keinen anderen Typen erkennen als der, der er bei uns war. Vor allen Dingen gegenüber uns, dem Team, ist er absolut gleich geblieben. Ich wüsste nicht, wo er sich verändert haben sollte und wenn er jetzt gerne einen Bart trägt, dann soll er das gern tun."

"Wenn er es bei uns hätte tun wollen, dann hätte er es sicherlich getan. Ich hätte ihm dabei vielleicht als alter Kumpel einen freundschaftlichen Rat gegeben weil ich auch mal einen Bart hatte. Wenn er das will und wenn um ihn ein Hype gemacht wird, er ist ein freier Mann und wenn er ein anderer Mensch geworden ist, dann ist das schön für ihn und schön für die Formel 1. Aber für uns hat das keine Relevanz. Aber zwischen uns ist das Verhältnis genau so, wie es in den neun Jahren zuvor war."

Frage: "Auf was können sich die Fans hier freuen?"
Haug: "Ich denke, dass Hockenheim eine sehr gute Strecke ist, auch nach dem Umbau, für spannende Rennen. Wir haben letztes Jahr ein spannendes Rennen gesehen. Ich denke, dass sehr viele Zuschauer kommen und das ist ein gutes Zeichen. Die Formel 1 hat sich in diesem Jahr wirklich gut entwickelt, was den Sport betrifft, was das Geschehen auf der Rennstrecke angeht."

"Wir haben vorhin kurz darüber gesprochen, dass wir auf der Mercedes-Tribüne ein ganz besonderes Programm initiieren werden. Deshalb glaube ich, dass Hockenheim wirklich zu den besten Rennveranstaltern im ganzen Grand-Prix-Kalender gehört und ich kann nur darum bitten, dass man zahlreich erscheint, wenn man Rennfan ist und die Gelegenheit nutzt, denn der Heim-Grand-Prix ist ein sehr, sehr wichtiger, denn was hier geboten wird, unterscheidet sich sehr positiv von den Grands Prix, die es sonst so über das Jahr hinweg gibt. Man gibt sich dort die Mühe, man kümmert sich um die Fans und es ist ein sehr, sehr guter Event."