• 22.11.2002 13:14

  • von Fabian Hust

Haug: "Kritik sehe ich als Auszeichnung"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug verrät, wie man in der kommenden Saison wieder näher an Ferrari herankommen möchte

(Motorsport-Total.com) - "Niemand ist hungriger nach Erfolg als unsere Mannschaft", versichert Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in einem Interview mit den 'Stuttgarter Nachrichten', dass in Untertürkheim so hart wie selten zuvor gearbeitet wird. Ein paar freie Tage dürfen es schon sein, meint der Schwabe, aber die Motivation sei in der Mannschaft bei allen Beteiligten so groß, dass intensiv ohne Nachlass die kommende Saison vorbereitet wird.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug feiert am Sonntag seinen 50. Geburtstag

Haug, der übrigens am Sonntag seinen 50. Geburtstag feiert, weiß, wie wichtig es wäre, gerade in der kommenden Saison dem als praktisch unbesiegbar geltenden Ferrari-Team die Show zu stehlen: "Derjenige, der Ferrari in der kommenden Saison fair auf der Piste schlägt, wird große Anerkennung von allen Seiten erhalten. Aber es ist einfach nicht zielführend, von Titelträumen zu sprechen. Machen statt reden ist die bessere Strategie." Träumen darf man immer, aber realistisch gesehen glaubt Haug nicht, dass Ferrari zu schlagen sein wird.

Das hänge vor allem damit zusammen, dass man sich "in allen Punkten verbessern" müsse ? "Motor, Aerodynamik, Chassis, Reifen. Wir werden diese Bausteine besser sortieren und uns sukzessive steigern. Das dauert jedoch seine Zeit. Auch deshalb werden wir nicht mit einem nagelneuen Auto, sondern mit einem modifizierten Vorjahresmodell am 9. März in Melbourne in die Saison starten." Erst beim Europa-Saisonauftakt in Imola soll der neue MP4-18 zum Einsatz kommen.

Das Vorjahresauto war nicht gut genug, um die Konkurrenz schlagen zu können, aber die zahlreichen Motorschäden bei Mercedes haben gezeigt, dass es auch hier viel Arbeit zu erledigen gibt: "Wir hatten in der Tat in den vergangenen drei Jahren zu viele Motorschäden und technische Defekte, was uns viele Punkte gekostet hat", gesteht Norbert Haug ein und verspricht Besserung: "Spätestens zur Jahresmitte wird man eine Steigerung unserer Leistung sehen. Wir sind nicht nur Sprinter, sondern auch Ausdauerläufer."

Die Kritik am Team sieht Haug gelassen: "Es gibt nun mal kein Abonnement auf den WM-Titel. Wir haben eine starke Mannschaft, mit der wir in den vergangenen 13 Jahren alle Meisterschaften und Großereignisse, bei denen wir antraten, mindestens einmal gewonnen haben. Auch deshalb werden wir jetzt für einen zweiten oder dritten Platz kritisiert, was ich als Auszeichnung sehe. Schlimmer wäre, wenn wir gelobt würden oder uns als Zweit- und Drittplatzierte selber feierten."