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Haug: "Es war ein Koordinationsfehler"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug spricht ausführlich über das Timingproblem im Qualifying, ohne wirklich viel darüber zu sagen...
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Herr Haug, solche Bilder haben wir von Ron Dennis nach einer Doppelpole noch nie gesehen. Er hat seine Kopfhörer weggeschmissen, hat sich den Physiotherapeuten von Fernando Alonso zur Brust genommen und war richtig sauer. Was war los?"
Norbert Haug: "Ich glaube, er war sehr angespannt. Wenn wir schon die Gegner im Griff haben, dann haben wir natürlich innerhalb des Teams einiges zu sortieren, weil jeder von beiden auf die Pole will. Zuerst war Lewis vorne und dann Fernando. Lewis hat die Zeit für die letzte Runde leider nicht mehr gereicht. Vielleicht hätte er sich verbessern können. Wichtig ist, dass wir uns so aufstellen - das ist das vierte Mal in den letzten sieben Rennen. Das ist schon ein guter Trend, die erste Startreihe zu besetzen - und das mehrfach."

© xpb.cc
Norbert Haug stellte sich in den Interviews demonstrativ hinter sein Team
Frage: "Aber können Sie die Situation vor dem letzten Run noch einmal beschreiben, als Fernando Alonso vor Lewis Hamilton stand und nicht wegfuhr?"
Haug: "Man hat natürlich auf die ideale Lücke gewartet, das ist eine Sache von Sekunden. Das Timing war einfach nicht ganz hundertprozentig das richtige, es war vielleicht ein klein bisschen zu ambitioniert letztlich. Sorry dafür, das hätte möglicherweise - aber das ist auch Kaffeesatzleserei - das umgekehrte Ergebnis gebracht."#w1#
Freude über erste Startreihe
Frage: "Es ging der Lollipop nach oben und Fernando Alonso fuhr trotzdem nicht los..."
Haug: "Ich möchte mich trotzdem über die Doppelpole freuen, ob er losfährt oder nicht. Das war ein Missverständnis. Kommen wir zu dem, was wichtig ist - und das sieht so aus, dass wir in der ersten Reihe stehen. Das gefällt mir. Wir müssen ja nicht immer Kontroverse machen. Wir können zeigen, dass wir Erster und Zweiter sind, viermal in den letzten sieben Rennen. Wir können gerne nach irgendwelchen Dingen suchen, aber jetzt ist erst einmal Freude über die erste Startreihe angesagt. Ich glaube, das ist ganz richtig so."
Frage: "Aber ein bisschen Kontroverse hilft ja auch..."
Haug: "Dem Fernsehen immer, aber uns nicht so sehr."
Frage: "Warum fuhr denn Fernando Alonso nicht los, obwohl er das Freisignal hatte?"
Haug: "Ich konnte noch mit keinem Fahrer sprechen, die waren ja in der Pressekonferenz. Ich unterstelle natürlich keine Absicht. Es war ein Koordinationsfehler. Es hat für Lewis eben nicht ganz gereicht für die letzte Runde."
Frage: "Es ist richtig Pulver drin bei Ihnen. Die Fahrer haben einen lustigen Werbespot aufgenommen, aber auf der Strecke, da knallt es."
Haug: "Nein, es knallt nicht. Es soll eben nicht knallen, aber das ist Sport, das ist Wettbewerb - und das ist das, was die Formel 1 derzeit braucht. Es ist der beste Beweis dafür, dass es eben nicht nur die Politik gibt, von der man so oft spricht, sondern dass es tatsächlichen Sport gibt. Die Bilder, wo sich Lewis und Fernando umarmen, können sich sehen lassen - nach einer Situation, die vielleicht nicht ganz so einfach war. Viele sagen, das ist ein Luxusproblem, aber ich sage das nicht. Wenn man zwei kämpferische Fahrer hat, dann ist einfach etwas los, aber die Bilder zeigen ja wohl, dass man sich nach der Schlacht auch sehr gut versteht. Das gefällt mir sehr gut."
Frage: "Sie sind Kommunikationsprofi. Wie gehen Sie damit um, dass morgen alle Zeitungen auf dieses Duell eingehen werden?"
Haug: "Das ist ungarisches Gulasch, das ist scharf hier. Hier geht es scharf zu."
Haug macht keine Vorhersagen
Frage: "Was kann diese Doppelpole bewirken? Einen Doppelsieg?"
Haug: "Die Vorhersage kriegen sie auch jetzt nicht aus mir raus. Heute ist Samstag. Wir haben einen guten Job gemacht. Ich hätte auch gerne noch über ein paar Facts gesprochen, zum Beispiel dass die Abstände plötzlich so groß geworden sind, dass ich das gar nicht glauben konnte. Auf einmal war es fast eine Sekunde zu den Wettbewerbern, schon in Q1. Das zeigt auch - diesen Schluss muss man ziehen -, dass bei der Konkurrenz mit weniger Sprit gefahren wurde im Training oder dass jetzt die Reifen nicht ins Arbeiten kamen, was auch immer. Aber ich denke, das war unsere überzeugendste Vorstellung im Qualifying."
"Was das Rennen bringt, werden wir sehen. Selbst ein Massa von Platz 14 kann mit dem richtigen Speed und der richtigen Strategie noch etwas bewegen. Es kann alles Mögliche geben - Safety-Car, was weiß ich. Es ist sogar eine Schauergefahr angesagt. Das heißt nicht, dass man das Rennen schon gewonnen hat, wenn man in der ersten Startreihe steht. Das haben wir bei verschiedenen Anlässen in diesem Jahr gesehen, aber wir haben zunächst mal die beste Ausgangsbasis - und die wollen wir vernünftig umsetzen."
Frage: "Morgen werden wir wohl ein heißes Duell zwischen den beiden Fahrern erleben, oder?"
Haug: "Ihnen gefällt so ein Duell wie in Indianapolis natürlich wesentlich besser als mir - mir ist es lieber, wenn ein paar Meter mehr dazwischen sind. Aber es ist toll, denn es gibt wirklich eine große Rivalität innerhalb des Teams, aber auch eine große Sportlichkeit. Wir haben auch versöhnliche Bilder gesehen nach der Pressekonferenz. Die Jungs haben sich gemeinsam mit Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) präsentiert. Es ist gut Feuer in der Partie, aber ich hoffe, dass es ein positives Feuer ist. Jeder will den anderen schlagen, das steht ihnen auch zu, aber ich möchte natürlich nicht, dass es dabei zu Berührungen kommt."

