Kontroverse Pole Position für Alonso in Ungarn

Weil Lewis Hamilton seine letzte Runde nicht fahren konnte, sicherte sich Fernando Alonso die Pole Position in Ungarn - Felipe Massa früh k.o.

(Motorsport-Total.com) - Obwohl der von den Meteorologen angekündigte Regen im Qualifying zum Grand Prix von Ungarn ausgeblieben ist, erlebten die Fans am Hungaroring eine der spannendsten und denkwürdigsten Sessions der gesamten Saison - und zwar mit einer nicht ganz lupenreinen Entscheidung um die Pole Position, die sich Fernando Alonso (McLaren-Mercedes) sicherte.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Lewis Hamilton

Lächeln nur für die Kamera: Polesetter Fernando Alonso und Lewis Hamilton

Der Doppelweltmeister lag vor der alles entscheidenden Attacke im Finale der Top 10 an zweiter Stelle hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. In der Box bekam er aber vor dem jungen Briten neue Reifen für die Schlussoffensive, doch bei nur rund anderthalb Minuten Restzeit fuhr er trotz des hochgezogenen Lollipops erst spät los. Hamilton musste dahinter ungeduldig warten, bekam dann auch einen frischen Satz Bridgestones und ging ebenfalls auf die Strecke.#w1#

Hamilton konnte keine Runde mehr fahren

Doch während Alonso angreifen und die Bestzeit von 1:19.674 Minuten hinlegen konnte, fuhr Hamilton um einige Sekunden zu spät über die Ziellinie. Nach der Session schnappte sich Teamchef Ron Dennis sofort einen Mitarbeiter der Boxencrew, sprach dann mit den beiden Fahrern, die sich demonstrativ die Hand gaben - aber dem aufgesetzt lächelnden Hamilton war während der FIA-Pressekonferenz eindeutig anzumerken, dass es in ihm gewaltig brodelte.

Unklar ist noch, ob Alonso oder das Team schuld an dem Timingproblem war - das wird heute noch für jede Menge Gesprächsstoff im Fahrerlager sorgen. Unabhängig davon sicherte sich McLaren-Mercedes auf einem Kurs, auf dem man kaum überholen kann, die Startpositionen eins und zwei, während WM-Konkurrent Ferrari eine herbe Niederlage einstecken musste und überhaupt nur eines von beiden Autos ins Top-10-Finale brachte.

Kimi Räikkönen wurde Vierter mit einer Dreiviertelsekunde Rückstand auf die Silberpfeile, steht damit obendrein auch noch auf der schlechteren Seite der Startaufstellung. Noch schlimmer erwischte es Felipe Massa: In Q2 hatte er den ersten Run verpatzt; vor dem zweiten vergaß dann seine Crew auf das Tanken, so dass er in der Boxengasse stehen bleiben und zurückgeschoben werden musste - und als er dann doch noch auf die Strecke ging, konnte er seinen 14. Platz nicht mehr verbessern.

Heidfeld mit überragender Leistung

Die eigentliche Sensation des Nachmittags war aber Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), der mit 0,585 Sekunden Rückstand starker Dritter wurde und damit seinem Teamkollegen Robert Kubica (7./+ 1,202) eine gewaltige Klatsche verpasste. Heidfeld zeigte eine konstante Performance in allen drei Abschnitten des Qualifyings und war damit unterm Strich bester von gleich drei Deutschen in den ersten drei Startreihen.

Fantastisch war nämlich auch Nico Rosberg (Williams-Toyota) als Fünfter mit nur 0,958 Sekunden Rückstand unterwegs, womit er morgen das beste Resultat seiner Karriere einfahren könnte - und direkt neben ihm steht mit Ralf Schumacher (Toyota/+ 1,040) ein deutscher Landsmann. Schumacher sicherte sich damit nach einem bislang grundsoliden Wochenende neuerlich einen wichtigen Sieg im Stallduell gegen Jarno Trulli (9./+ 1,532).

Ron Dennis

Stunk: Ron Dennis (rechts) mit dem Physiobetreuer von Fernando Alonso Zoom

Wurz wieder nur enttäuschender 13.

Die Renaults konnten nicht mehr ganz an ihre Performance von gestern anknüpfen und brachten mit Giancarlo Fisichella (8./+ 1,405) nur ein Auto in die Top 10; Heikki Kovalainen wurde Zwölfter. Relativ stark dafür das Kundenteam Red-Bull-Renault mit Mark Webber (+ 1,582) und David Coulthard auf den Positionen zehn und elf. Auch Alexander Wurz (Williams-Toyota) schied als 13. bereits in Q2 aus, obwohl wieder nicht viel auf den Aufstieg fehlte.

Pech hatte Vorjahressieger Jenson Button (Honda), der als 17. nur um sieben Tausendstelsekunden am Cut vorbeischrammte, aber dennoch das Stallduell gegen seinen Teamkollegen Rubens Barrichello um knapp anderthalb Zehntelsekunden für sich entschied. Sebastian Vettel (20./Toro-Rosso-Ferrari) leistete sich indes im entscheidenden Run einen Fahrfehler und zog daher gegen den zweiten "Jungbullen", Vitantonio Liuzzi (16.), recht deutlich den Kürzeren.

Auf jeden Fall wird das Qualifying noch für Schlagzeilen sorgen, denn auch wenn McLaren-Mercedes nun eine ideale Ausgangsposition hat, ist bei den Silberpfeilen Feuer am Dach. Der Zwischenfall vor der letzten schnellen Runde an der Box muss aufgeklärt werden - und sollte sich herausstellen, dass Alonso Hamilton dabei absichtlich geblockt hat, ist es mit dem Frieden zwischen den beiden WM-Rivalen wohl endgültig vorbei...