• 22.06.2006 10:54

Harlow: "Bin mir sicher, dass unsere Zeit kommen wird"

Dominic Harlow, Chefingenieur von MF1 Racing, will den Aufwärtstrend des Teams bei den Rennen in Nordamerika fortsetzen - ermutigende Testfahrten

(Motorsport-Total.com) - In Silverstone konnte MF1 Racing den in den vergangenen Rennen bereits angedeuteten Aufwärtstrend weiter fortsetzen, Tiago Monteiro schaffte im Qualifying den Einzug in den zweiten Abschnitt. Bei den nun anstehenden Rennen in Kanada und den USA will der russische Rennstall erneut sein Potenzial unter Beweis stellen, darüber hinaus hofft man in Montréal auf den Faktor Zufall.

Titel-Bild zur News: Dominic Harlow

Dominic Harlow hofft, dass MF1 Racing den Aufwärtstrend fortsetzen kann

Frage: "In Kanada sehen wir oftmals Startunfälle, Safety-Car-Phasen und manchmal Regen. Siehst du daher größere Chancen für euer Team, in die Punkte zu kommen?"
Dominic Harlow: "Ja, auf jeden Fall. Alles, was in einem Rennen mehr Elemente des Zufalls mit sich bringt, ist etwas, von dem wir potenziell profitieren können. Momentan können wir nicht erwarten, vom reinen Rennspeed her dorthin zu kommen. Kanada ist ein Rennen mit hohem Verschleiß, manchmal einem variablen Klima, und als Straßenkurs sind Safety-Car-Phasen wahrscheinlicher. Daher ist das eine Veranstaltung, bei der wir etwas Kapital daraus schlagen könnten."#w1#

Setup in Kanada ist ein Kompromiss

Frage: "Wir sehen oft Leute, die viele Positionen gutmachen können, wenn es in der ersten Runde heiß her geht. Liegt der Schlüssel darin, aus so etwas Vorteile zu ziehen und dann ins Ziel zu kommen?"
Harlow: "Ja, und mit Tiago (Monteiro; Anm. d. Red.) haben wir einen der besten Fahrer auf dem Gebiet, das Auto nach Hause zu bringen. Christijan (Albers; Anm. d. Red.) ist ebenfalls einer der prägnantesten Überholer auf der Strecke."

"Alles, was in einem Rennen mehr Elemente des Zufalls mit sich bringt, ist etwas, von dem wir potenziell profitieren können." Dominic Harlow

Frage: "Es ist bekannt, dass Montréal hart zu den Bremsen ist. Worin liegt der Schlüssel, dort das richtige Setup zu finden?"
Harlow: "Ich denke, jeder wird mir zustimmen, dass es das härteste Rennen für die Bremsen ist. Es könnte nun etwas anders sein, da die V8-Motoren die Geschwindigkeiten etwas reduzieren, aber wir machen uns keine Illusionen. Es wird noch immer sehr schwierig sein, und wir werden am Freitag eine Menge Hausaufgaben zu erledigen haben, um sicherzustellen, dass wir die Bremsen für das Rennen unter Kontrolle haben."

"Andere Überlegungen in Bezug auf das Setup drehen sich um Bremsvorgänge und die Traktion, denn man hat eine sehr hohe Maximalgeschwindigkeit und eine geringe Minimalgeschwindigkeit. Es gibt also eine Menge Bremsmanöver und viele Beschleunigungsvorgänge im ersten, zweiten und dritten Gang aus den Schikanen heraus. Man kommt dann zu einem Setup, das natürlich auf Stabilität beim Bremsen abzielt, uns aber normalerweise etwas Untersteuern einbringt. Das beste Setup ist also eine Abwägung zwischen diesen beiden Faktoren."

Testfahrten verliefen ermutigend

Frage: "Du hast die Geschwindigkeiten auf den Geraden erwähnt. Ist Kanada eine der Strecken, wo dies noch etwas wichtiger ist als anderswo?"
Harlow: "Ja, und die einzigen Stellen, an denen man eine echte Chance auf ein Überholmanöver hat, liegen an den zwei schnellsten Geraden, hinein in die Haarnadel und auf dem Weg zurück zur letzten Schikane. Wir tendieren dazu, mit einem etwas steiler eingestellten Flügel zu beginnen, wenn die Strecke noch grün ist. Dann versuchen wir, bei steigendem Grip den Level abzusenken, um für das Rennen den maximal möglichen Topspeed am Ende der Geraden herauszufinden."

"Man kann in Silverstone recht erfolgreich mit Flügeleinstellungen für Kanada fahren." Dominic Harlow

Frage: "Wart ihr in der Lage, viele spezifische Tests für Kanada zu absolvieren?"
Harlow: "Wir sind nicht nach Monza gegangen, so wie das nahezu alle anderen Teams getan haben, aber wir waren in der vergangenen Woche in Silverstone. Abgesehen von dem Aspekt der Bremsen ist das nicht zu unterschiedlich, man kann dort recht erfolgreich mit Flügeleinstellungen für Kanada fahren. Wir waren dabei tatsächlich selbst überrascht, wie gut die Rundenzeiten waren, im Vergleich zu denen, die wir dort im Rennen erreicht hatten. Wir verwenden an diesem Wochenende also nicht ein ungetestetes Aerodynamikpaket für Kanada, und wir sind davon in der Tat sehr ermutigt."

Frage: "Dann verlief der Test in Silverstone also erfolgreich?"
Harlow: "Es waren im Allgemeinen drei sehr gute Tage. Wir hatten über Nacht etwas Regen, bevor wir loslegen konnten, aber von da an hatten wir gute Bedingungen. Die Strecke war nicht schlecht, da kurz zuvor dort das Rennen gefahren wurde, das verschafft einem eine gute Referenz. In dieser Hinsicht war es also sehr produktiv."

Montréal und Indianapolis sind sich sehr ähnlich

"Wir blicken sehr positiv auf die nächsten zwei Rennen und werden versuchen, uns weiterhin zu verbessern." Dominic Harlow

Frage: "Indianapolis folgt direkt nach Kanada. Wie viel der Tests bezog sich auf dieses Rennen?"
Harlow: "Ganz allgemein gesagt werden wir auf der aerodynamischen Seite dort ein sehr ähnliches Paket verwenden. Indy ist bezüglich der Bremsen eher wie Silverstone: Es ist eine der Strecken mit den geringsten Bremsenergien, diesbezüglich war unser Test also etwas realistischer. Man verwendet in Indy auch einen ähnlichen Reifen wie in Kanada, auch wenn wir diese in Silverstone nicht verwendet haben."

Frage: "Bist du mit dem Gesamtpaket für diese beiden Rennen zufrieden?"
Harlow: "Es ist natürlich immer eine gewisse Unbekannte, wenn man mit geringeren Flügeleinstellungen fährt, denn diese beiden sind die ersten richtigen Kurse mit mittlerem Abtrieb. Aber basierend auf der Entwicklungsgeschwindigkeit, die wir seit dem Nürburgring zeigen konnten, blicken wir sehr positiv auf die nächsten zwei Rennen und werden versuchen, uns weiterhin zu verbessern. Wir haben hier ein generelles Gefühl, dass wir mehr und mehr erreichen können. Wenn es eine Safety-Car-Phase oder etwas Ähnliches gibt, dann bin ich mir sicher, dass unser Zeit kommen wird."

Silverstone war zusätzliche Motivation

Frage: "Wie ermutigend war das Qualifying in Silverstone, als Monteiro den Einzug in den zweiten Abschnitt schaffte?"
Harlow: "Das war enorm ermutigend, auch wenn wir es um etwa fünf Sekunden verpasst haben, auch Christijans Runde dorthin zu realisieren. Wir müssen uns einfach daran gewöhnen, das routinierter zu tun, und genau danach streben wir."

Frage: "Monteiro hat einige große Namen geschlagen, aber in gewisser Weise müsst ihr euch noch immer darauf verlassen, dass andere Leute Probleme haben."
Harlow: "Ja, momentan ist das so. Die vier Red-Bull-Autos sind von der reinen Pace her unsere nächsten Konkurrenten, und sie sind auf manchen Strecken nicht sehr weit weg. Wenn man einen von ihnen packt, dann kann man sie fast alle packen."

Frage: "Wie sehen eure Testpläne zwischen den Rennen in Indianapolis und Magny-Cours aus?"
Harlow: "Wir planen derzeit zwei Tage in Silverstone, an denen wir einige neue Teile an der Aufhängung, der Aerodynamik und Reifen probieren wollen - einige Dinge also, die dann in Frankreich am Auto wären. Wir gehen in diesem Jahr nicht zum 'Festival of Speed' in Goodwood, aber wir haben einen provisorischen Plan für eine Demonstrationsfahrt in Holland. Ich bin mir sicher, die niederländischen Fans von Christijan werden sich freuen, das zu sehen!"