Hamiltons Vorsprung schmilzt im Glutofen am Bosporus
Lewis Hamilton nach Reifenschaden: "Konnte den Wagen zum Glück gerade noch abfangen" - Lob von Norbert Haug: "Großartige Leistung"
(Motorsport-Total.com/sid) - Der Reifen platzte, der Traum vom Titel nicht: Als Formel-1-Shootingstar Lewis Hamilton 16 Runden vor Schluss der rechte Vorderreifen fast um die Ohren flog, drohte dem WM-Führenden der erste Ausfall seiner rekordträchtigen Premierensaison und ein herber Rückschlag im Kampf um die Fahrerkrone.

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Lewis Hamilton verlor heute durch den Reifenschaden zwei WM-Punkte
Doch der 22 Jahre alte Brite hatte Glück im Unglück: Statt mit leeren Händen auf der Strecke zu bleiben, rettete Hamilton im Glutofen Istanbul, was zu retten war, und landete schließlich auf Rang fünf. Dadurch schmolz der Vorsprung in der WM-Gesamtwertung auf seinen Teamrivalen und Titelverteidiger Fernando Alonso beim Grand Prix der Türkei nur von sieben auf fünf Punkte zusammen.
"Das war eine großartige Leistung. Er hat trotz des Handicaps wichtige Punkte eingefahren, die am Ende entscheidend sein können", lobte Norbert Haug und bekannte, stolz auf das Wunderkind zu sein. Wer so etwas schaffe, sei ein "ganz Großer". Der Mercedes-Sportchef war froh, dass nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen um die beiden Piloten mit einem Ausfall und dem denkbaren Verlust der WM-Führung nicht noch mehr Druck auf Hamilton eingebrochen war.#w1#
Pech mit dem Reifenschaden vor dem zweiten Stopp
Hamilton hatte bislang in seiner noch jungen Formel-1-Karriere vor allem die schönen Seiten des Geschäfts erlebt, in der Endphase der Saison aber muss der Youngster einige zusätzliche Störungen wegstecken, die ihm bei seinem kometenhaften Aufstieg bislang erspart geblieben waren.
"Ich bin echt froh, dass ich das Auto noch in die Box steuern konnte. Ich war schon auf dem Weg in die Barriere, konnte den Wagen zum Glück gerade noch abfangen", sagte Hamilton erleichtert, der als Folge des Zwischenfalls auch noch mit einem beschädigten Frontflügel zu kämpfen hatte. "Ich konnte nichts anderes mehr tun, als das Auto nach Hause zu bringen", sagte er.
Dennoch spürt er den Atem der Rivalen immer mehr. Von seinen einstmals 14 Punkten Vorsprung ist der Großteil aufgebraucht. Und fünf Rennen stehen noch aus. Eine Wende im Titelkampf wollte aber auch Alonso nicht erkennen, der Dritter hinter den Ferrari-Piloten Felipe Massa und Kimi Räikkönen geworden war: "Es hat sich nichts geändert. Jeder hat weiterhin die Chance, den WM-Titel zu holen."
Hamilton beginnt unter dem Hype zu leiden
Zusätzlich erhöht sich der Druck auf Hamilton durch die mit jedem Erfolg größer werdende Aufmerksamkeit. Er scheint sich sogar entschlossen zu haben, einen Schlussstrich unter den Hype zu ziehen, der ihm als Privatmann offenbar die Lebensfreude nimmt. Denn nachdem er sich in seiner Heimatstadt nicht mehr frei bewegen kann, will Hamilton England verlassen und künftig im Ausland wohnen.
"Ich ziehe das ernsthaft in Erwägung. Ich habe immer davon geträumt, in London zu leben. Aber es wird immer schwieriger. Immer wenn ich in London bin, kommen Journalisten mit ihren Kameras von Gott weiß wo her auf mich zu", sagte Hamilton. Englische Medien berichteten schon über einen möglichen Wohnortwechsel des 22-Jährigen in die Schweiz oder ins Fürstentum Monaco.
"Mein gesamter Urlaub war in den Zeitungen ausgebreitet. Ich war auf einem Boot und habe versucht, zu entspannen. Aber ich konnte nicht mal schwimmen gehen, weil ich wusste, dass die Kameras schon darauf warten", sagte Hamilton in Anspielung auf seinen Urlaub auf der Yacht von McLaren-Mitbesitzer Mansour Ojjeh. Auf der Strecke könne er mit dem Druck gut umgehen, "aber im Privatleben beeinträchtigt dich das".

