• 24.05.2009 10:47

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Hamiltons verschenkte Pole-Position

Lewis Hamilton zählte in Monte Carlo zu den Favoriten auf die Pole-Position, doch nun will er im Rennen dank KERS eine tolle Show zeigen

(Motorsport-Total.com) - "Was soll ich sagen? Ich habe einen Fehler gemacht und bin in der Mauer gelandet", sagte Lewis Hamilton nach seinem Qualifyingunfall beim Anbremsen der Mirabeau-Kurve. "Das tut mir leid für das Team, denn es sah so aus, als hätten wir hier eine größere Chance als sonst, ein Rennen zu gewinnen, aber diese Dinge passieren eben."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat im Qualifying eine mögliche Pole-Position verschenkt

Das Statement im Rahmen der Teampressekonferenz nach der Session spiegelte gespielte Gelassenheit wider. In Wahrheit war Hamilton schwer enttäuscht, dass er seine vielleicht beste Chance auf einen Grand-Prix-Sieg in dieser Saison so leichtfertig weggeschmissen hat. Denn dem Briten wie auch seinem MP4-24 ist die Strecke an der Cote d'Azur wie auf den Leib geschneidert. Aerodynamik ist in Monte Carlo nämlich nur zweitrangig.#w1#

Zwischenbestzeit bis zum Unfall

"Die Hinterräder haben blockiert. Das wollte ich abfangen, aber dabei rutschte ich nach außen", erklärte Hamilton seinen Fahrfehler. Umso bitterer, als mit Sicherheit die beste Startposition der Saison möglich gewesen wäre. Selbst Heikki Kovalainen, der mit der Strecke nicht so gut zurechtkommt wie Monte-Carlo-Spezialist Hamilton, wurde mit gut einer halben Sekunde Rückstand solider Siebenter.


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Monaco


"Wir hätten sicher vorne mitgemischt", ärgerte sich Teamchef Martin Whitmarsh. "Wir sind davon ausgegangen, in den ersten paar Reihen zu stehen. Man konnte an Lewis' Zeiten sehen, dass er sehr konkurrenzfähig war. Auf einer Strecke wie dieser riecht man dann schnell einen Sieg. So gesehen ist es tief frustrierend, dass das passiert ist. Lewis hat am Donnerstag und auch im Qualifying alles gegeben - und wenn man alles gibt, dann passiert eben auch so etwas."

Obendrein kam nach dem Qualifying auch noch eine Rückversetzung vom 16. auf den letzten Startplatz dazu, weil bei Hamilton das Getriebe gewechselt wurde. Auf einer Strecke, auf der das Überholen so schwierig ist, kommt das Rennen also einer "Mission: Impossible" gleich. Whitmarsh: "Wir stehen ganz hinten. Wenn wir die anderen Autos schlagen wollen, dann müssen wir etwas anders machen als sie."

Anders als bei den anderen Teams - Ferrari ausgenommen - ist, dass McLaren-Mercedes auch auf dem kurvenreichen Stadtkurs mit dem Energierückgewinnungssystem KERS fährt: "Auf dieser Strecke kann man schwierig überholen, aber wir haben KERS. Das Ziel ist, in der Hafenschikane einige Leute zu überholen, aber die Bremszone dort ist recht wellig. Es ist nicht einfach, dort jemanden auszubremsen", so Hamilton, der am Start nicht mit einem Vorteil rechnet.

Kovalainen leicht enttäuscht

Die heißere Silberaktie ist damit Kovalainen: "Wir haben unser Paket verbessert", meinte der Finne nach dem Qualifying. "Hier haben wir zum Beispiel wieder ziemlich viele Upgrades. Wir waren konkurrenzfähig, auch wenn es enttäuschend ist, dass wir in Q3 dann doch nicht wie erhofft um die Pole-Position gekämpft haben. Wir müssen analysieren, warum das der Fall war, aber es ist offensichtlich, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben."

Heikki Kovalainen

Die Silberpfeile setzen in Monte Carlo all ihre Hoffnungen auf Heikki Kovalainen Zoom

"Wir müssen diesen Aufwärtstrend beibehalten. Bisher hatten wir an jedem Wochenende neue Teile. Hier sind es elf - darunter auch signifikante Upgrades wie der Heckflügel", lobte Kovalainen die Ingenieure in Woking. Aber Aufwärtstrend hin oder her, den Sieg hat McLaren-Mercedes wohl schon gestern verschenkt. Favorit ist damit ein anderer: "Jenson kann locker gewinnen", sagte Hamilton über Landsmann Button. "Das wird eine Sonntagsfahrt für ihn. Sie haben hier das schnellste Auto."

Eine erfolgreiche Titelverteidigung hat der 24-Jährige zwar noch nicht abgeschrieben, aber "daran denke ich nicht", gab er zu Protokoll. "Jenson ist derjenige, der um die Weltmeisterschaft fährt. Von mir kann man das nicht behaupten. Für uns geht es darum, das Auto zu verbessern und so viele Punkte zu sammeln wie möglich. Wir sind weit hinten. Wenn Jenson konstant bleibt, wird es schwierig, ihn noch einzuholen."

Hamilton begründete diese Aussage mit seiner Erinnerung an 2007, als er zwei Rennen vor Schluss schon wie der sichere Weltmeister aussah, dann aber doch noch knapp geschlagen wurde: "Kimi", erinnerte er sich, "fand es 2007 schon schwierig, 17 Punkte noch aufzuholen. Ich bin aber schon 31 hinten - und hier kommen wahrscheinlich noch einmal zehn dazu. Das ist sehr hart. Aber wir verbessern uns laufend und wir geben unser Bestes."