• 07.06.2007 23:51

  • von Inga Stracke

Hamilton: "Wir spielten eine Partie Basketball..."

Lewis Hamilton im Interview über die Tage nach dem Nichtangriffspakt, seine traumhafte Saison, den heiß ersehnten ersten Sieg und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Das größte Gedränge am heutigen Medientag in Montréal herrschte wieder einmal um Lewis Hamilton, der nach Monaco nicht nur wegen seiner sportlichen Leistungen, sondern auch wegen des Nichtangriffspakts von McLaren-Mercedes in aller Munde war. Einigen versammelten Journalisten gab er am Nachmittag im Fahrerlager ein Interview.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton brennt schon auf seinen ersten Sieg in der Formel 1

Frage: "Lewis, was ist nach dem Monaco-Grand-Prix passiert?"
Lewis Hamilton: "Eigentlich nicht viel. Ich ging auf eine Party. Während der Woche gibt es auch viele Partys, aber wir 22 Fahrer müssen da ja arbeiten. Nur am Sonntag hat man dann mal Zeit. Ich hatte mit meiner Familie und meinen Freunden, die da waren, um das Rennen zu sehen, eine Menge Spaß. Dann flog ich nach Hause und am nächsten Tag konzentrierte ich mich schon wieder auf das nächste Rennen."#w1#

Hamilton bedauert Nichtangriffspakt ein wenig

"Ich hatte das Rennen im Prinzip innerhalb von einer Minute verloren." Lewis Hamilton

Frage: "In den britischen Medien gab es eine Menge Aufregung um den Nichtangriffspakt, der vom Team ausgegeben wurde..."
Hamilton: "Ja. Ich war ganz erstaunt darüber, wie das alles aufgeblasen wurde. Das Enttäuschende für mich war, dass wir als Team das ganze Wochenende hindurch so hart gearbeitet hatten, um einen Doppelsieg zu feiern, aber ich selbst hatte das Rennen am Sonntag im Prinzip innerhalb von einer Minute verloren. Das war schon schwer zu akzeptieren. Ich fand es für meine Mechaniker einfach schade, denn die haben ja alles gegeben."

Frage: "Umso mehr sieht man in dieser Situation, wie sehr du unterstützt wirst, nicht wahr?"
Hamilton: "Ja, es ist wirklich fantastisch, diesen Support in meiner Heimat und in anderen Ländern zu haben. Gerade in meiner Heimat freut mich das sehr, denn die stehen immer hinter einem, aber sie sollten auch daran denken, dass wir ein britisches Team sind, das sich bisher fantastisch schlägt. Ich fahre hier gerade mal meinen sechsten Grand Prix und es läuft so gut für uns. Ich muss noch so viel lernen und habe noch einen langen Weg vor mir."

Frage: "Hast du dich nach dem Rennen mit Ron Dennis und Fernando Alonso unterhalten?"
Hamilton: "Fernando saß in unserem Zimmer und wir spielten eine Partie Basketball, denn wir haben ja eine PlayStation. Wir spielen immer 'NBA 2007'. Wir sind da richtig ehrgeizig, und Fernando ist richtig gut, denn er spielt viel. Wir haben also gespielt und Fernando war sehr happy über seinen Sieg und ich freute mich für das Team."

Frage: "Aber es gab keine Probleme?"
Hamilton: "Nein, überhaupt nicht. Das hat etwas mit dem Respekt zu tun, den wir uns entgegenbringen. Ich halte ihn für einen fantastischen Fahrer. Vor Saisonbeginn hätte ich nie und nimmer erwartet, mit ihm mitzuhalten und in Monaco mit einer ähnlichen Pace Zweiter hinter ihm zu werden. Das ist eine tolle Leistung für mich, also freue ich mich."

Radstand macht durchaus einen Unterschied

"Es hat einige Vorteile, einen kürzeren Radstand zu haben, und das scheint zu unserem Auto ganz gut zu passen." Lewis Hamilton

Frage: "In Monaco hat vielleicht auch euer kürzerer Radstand als bei Ferrari eine Rolle gespielt. Ist das etwas, was du als Fahrer spüren kannst?"
Hamilton: "Ja, definitiv. Es ist aber das erste Mal, dass ich davon höre. In der Vergangenheit merkte ich da schon immer einen Unterschied. Es hat einige Vorteile, einen kürzeren Radstand zu haben, und das scheint zu unserem Auto ganz gut zu passen. Ich bin aber nicht derjenige, den man dazu befragen sollte, denn ich bin Fahrer, kein Ingenieur."

Frage: "Montréal ist schon eine Stadt mit einem speziellen Flair, nicht wahr?"
Hamilton: "Ja, absolut. Ich bin zum zweiten Mal hier, aber zum ersten Mal richtig bewusst, denn beim ersten Mal hatte ich ein Hotel direkt neben der Autobahn und ich kam nicht richtig in die City hinein. Es ist ziemlich ungewöhnlich, wenn man hier ist, denn man weiß, man ist in Nordamerika, aber die meisten Leute sprechen Französisch. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Aber die Leute sind sehr gastfreundlich und die Küche ist hervorragend. Man hat mir gesagt, dass Kanada das aufregendste Rennen des Jahres ist. Die Strecke befindet sich auf einer kleinen Insel. Das ist irgendwie merkwürdig, aber auf positive Art."

Frage: "Bist du hier in Montréal eigentlich schon mal gefahren?"
Hamilton: "Nein, ich kenne die Strecke nicht. Ich habe mir nur Onboardaufnahmen aus den vergangenen Jahren angesehen, Streckenskizzen und so weiter, habe Computerspiele gespielt. Ich habe schon eine Idee davon, wo es lang geht. Melbourne und Malaysia kannte ich auch nicht. Ich muss dieses Rennen nur genauso angehen und versuchen, so schnell wie möglich zu fahren."

Frage: "Es gibt hier eine Mauer, die man besser nicht berühren sollte..."
Hamilton: "Ja, ich weiß, denn ich erinnere mich daran, dass Jacques Villeneuve dort im Vorjahr abgeflogen ist. Die Stelle sieht extrem schwierig aus, denn außen ist es sehr schmutzig. Ich werde versuchen, mich von der Mauer fernzuhalten!"

Frage: "Welche Erwartungen hast du für dieses Rennen?"
Hamilton: "Ich habe nie Erwartungen, sondern Hoffnungen und Ziele - und ich will ein Rennen gewinnen! Ich habe noch keines gewonnen, aber ich muss auch am Boden bleiben und wieder so viele Punkte wie möglich sammeln. Das ist am wichtigsten."

Hundertprozentige Ausbeute an Podestplätzen

"Der Druck kommt nur von mir selbst, weil ich am liebsten immer gewinnen würde." Lewis Hamilton

Frage: "Steigt jetzt langsam auch der Druck?"
Hamilton: "Das glaube ich nicht. Ich habe erst fünf Rennen meiner ersten Saison in der Formel 1 hinter mir. Das muss ich mir immer vor Augen halten. Ich wusste von Anfang an, dass eine steile Lernkurve vor mir liegt. Ja, wir haben einen fantastischen Job gemacht, die fünf Podestplätze sind unglaublich, aber ich werde auch mal nicht auf dem Podium sein - vielleicht als Vierter oder wegen eines Ausfalls, was auch immer. Damit muss ich auch umgehen können. Der Druck kommt aber nur von mir selbst, weil ich am liebsten immer gewinnen würde."

Frage: "Wie wichtig ist es gerade hier, deinen Teamkollegen zu schlagen?"
Hamilton: "Genauso wichtig wie sonst auch. Man will jeden schlagen, natürlich auch den Teamkollegen. So ist das einfach, wenn man sich auf einem so hohen Niveau befindet. Da will man immer schneller als der Teamkollege sein und am Grid vor ihm stehen. Das ist gleich wie immer."

Frage: "Es kursieren ein paar Geschichten, dass du schon von Paparazzi belagert wirst. Ist das mittlerweile zu einem Problem geworden?"
Hamilton: "Nein. Es ist ja noch früh, gerade mal fünf Rennen. Dafür werde ich sehr gut unterstützt und es ist sehr spannend. Ich habe viele Fans, aber es artet noch nicht aus. Ich kann mich konzentrieren und mein Leben führen."

Frage: "Es heißt, dass Ralf Schumacher die Saison vielleicht nicht einmal beenden wird. Hast du darüber etwas gehört?"
Hamilton: "Mein Trainer hat mir etwas davon erzählt, aber ich weiß keine Details."

Frage: "Glaubst du, dass wir ihn auch nächstes Jahr noch in der Formel 1 sehen werden?"
Hamilton: "Keine Ahnung. Wie man sieht drängen viele Junge nach. Jeder muss auf seinen Platz aufpassen, denn es gibt immer jemanden, der nur darauf wartet, dein Cockpit zu übernehmen!"