• 19.07.2012 11:07

  • von Felix Matthey

Meinung zu weiteren Stadtkursen geteilt

Lewis Hamilton wäre begeistert, würden demnächst weitere Stadtrennen in den Kalender aufgenommen - Alain Prost hat Bedenken: "Ist das der richtige Weg?"

(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2008 fand erstmals ein Nachtrennen in der Formel 1 statt. Auf dem Stadtkurs von Singapur kamen Fans und Fahrer erstmals in den Genuss, ein Rennen in der Finsternis zu erleben. Ganz im Dunkeln fuhren die Piloten freilich nicht - der gesamte Stadtkurs wird mit insgesamt 1.600 Lichtprojektoren mit einer Lichtleistung von 3.000 Lux erhellt -, aber dennoch wurde eine beispiellose Atmosphäre geschaffen.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella, Moskau, Russland

Stadtrennen schaffen stets eine ganz besondere Atmosphäre

Kürzlich wurden Pläne für ein weiteres spektakuläres Stadtrennen in der britischen Hauptstadt London präsentiert, dessen Umsetzung aber mittlerweile mehr als fraglich ist, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Autorennen auf öffentlichen Straßen in Großbritannien offiziell untersagt sind. Das Video einer virtuellen Fahrt über die Strecke, die an Wahrzeichen wie dem Buckingham Palace und Big Ben vorbeiführt, machte Fans und Fahrern aber dennoch Geschmack auf einen weiteren Grand Prix in der Stadt.

Vergangene Woche wurde vor den Toren Moskaus der "Moscow Raceway" eröffnet, ein weiteres Projekt des Streckenarchitekten Hermann Tilke. Die Renault-World-Series trug zu diesem Anlass dort ihre Formel- und Tourenwagenrennen aus. Die Resonanz fiel allerdings relativ bescheiden aus: Caterham-Pilot Witali Petrow, der ein paar Demorunden absolvierte, kritisierte etwa, dass dem Kurs das "gewisse Etwas" fehle. Ex-Formel-1-Weltmeister Alain Prost beschrieb das Infield der Strecke als zu langsam und findet, dass es zu wenige Überholmöglichkeiten gibt.

Ein paar Kilometer weiter, im Stadtkern Moskaus, sorgten unter dessen Marussia-Pilot Charles Pic, Ferrari-Testfahrer Giancarlo Fisichella und McLaren-Star Lewis Hamilton für Action. Sie ließen für die versammelten Fans die Reifen quietschen und rasten über einen provisorischen Stadtkurs. Einem weiteren Stadt-Grand-Prix scheinen einige Piloten offenbar nicht abgeneigt.

"Ich mag Stadtkurse wirklich sehr", so Hamilton nach seiner Demofahrt gegenüber der Nachrichtenagentur 'RIA Nowosti'. "Es ist unglaublich, beim Fahren die prächtigen Gebäude und die vielen Menschen zu sehen. Es ist einfach ein unvergessliches Erlebnis. Es wäre toll, hier in Moskau ein Nachtrennen wie in Singapur abzuhalten. Viele Formel-1-Piloten sind der Ansicht, dass es das beste Rennen ist."

"Es wäre toll, hier in Moskau ein Nachtrennen wie in Singapur abzuhalten." Lewis Hamilton

Momentan sieht es jedoch danach aus, als würde der erste Grand Prix von Russland nicht in Moskau, sondern in der Olympiastadt Sotschi ausgetragen. Dies wurde erst vergangene Woche, kurz vor der Einweihung der Strecke in Moskau, offiziell bekannt gegeben.

Ohnehin seien Stadtrennen nicht ganz unproblematisch wie Alain Prost im Rahmen seines Besuchs der neuen Rennstrecke in Moskau anmerkte. Als Beispiel führt der Franzose die Metropole seiner Heimat an: "In Paris wäre das aus vielen Gründen unmöglich", so Prost. "Erstens sind Ökologie und Umwelt immer ein Thema. Und außerdem besteht immer die Sorge, dass große Denkmäler durch die Vibrationen Schaden nehmen könnten. Es gibt immer Entschuldigungen, also ist es unmöglich." Moskau sei hingegen dafür besser geeignet: "Hier haben sie breitere Straßen, mehr Platz", findet Prost.

Insgesamt zweifelt der ehemalige McLaren-Pilot aber offenbar an dem Projekt Stadtkurs, vor allem angesichts der Tatsache, dass es in Ländern wie Großbritannien ohnehin schon zahlreiche permanente Rennstrecken gibt: "Ist das wirklich der Weg, den man verfolgen sollte? Ich weiß nicht", fährt Prost fort. "Es ist aber möglich. Wenn es das Land will, dann werden sie es auch machen."


Fotos: City Racing in Moskau