• 10.05.2009 19:45

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Hamilton schreibt die Titelverteidigung ab

Weltmeister Lewis Hamilton sieht keine Chance mehr auf die Titelverteidigung - Ehrliche Analyse des schwierigen Rennens in Barcelona

(Motorsport-Total.com) - Gerade mal neun Punkte hat Lewis Hamilton aus den ersten fünf Saisonrennen geholt, also um 19 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr und um 32 weniger als WM-Leader Jenson Button. Barcelona war zumal das bisher schlechteste Wochenende des Jahres, sodass der Brite eine erfolgreiche Titelverteidigung inzwischen abgehakt hat.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Seltenes Bild: Weltmeister Lewis Hamilton vor einem Red-Bull-Renault

"Schade, dass sie mir kein Auto gegeben haben, mit dem ich die Weltmeisterschaft verteidigen könnte", seufzte Hamilton nach Platz neun. "Das Auto ist richtig schlecht. Ich gebe alles, aber da besteht einfach keine Hoffnung. Es ist wirklich Hardcore! Im Moment haben wir jedenfalls kein Auto, mit dem man Weltmeister werden kann, auch wenn das Team einen fantastischen Job macht und das Auto von Woche zu Woche weiterentwickelt."#w1#

Überrundung durch Button

Hamilton kassierte in Barcelona sogar die Höchststrafe und wurde von Sieger Button, der übrigens den gleichen Mercedes-V8-Motor fährt, überrundet. Das lag nicht am fahrerischen Einsatz des amtierenden Formel-1-Champions: "Was soll ich machen? Ich fahre mir die Seele aus dem Leib, wie immer. Das Auto ist einfach nicht gut genug. Ich hatte heute einfach keinen Grip", gab der 24-Jährige zu Protokoll.


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Spanien, Sonntag


Dabei hatte alles so gut angefangen: "Ich hatte einen großartigen Start ohne Wheelspin und dachte, dass ich mindestens drei oder vier Autos überholen würde. Also zog ich nach innen, denn dort hatte ich zu dem Zeitpunkt am meisten Platz. Beim Ausbeschleunigen von Piquet hatte ich den Eindruck, dass er mich gesehen hatte und deswegen rüberzog. Er hat mich auf das Gras gedrückt", so Hamilton, der gleich auf den ersten Metern ans Ende des Feldes zurückfiel.

Das entpuppte sich im Nachhinein betrachtet vielleicht sogar als Vorteil, denn auf diese Weise konnte er relativ problemlos der Massenkollision um Jarno Trulli ausweichen. Hamilton: "Ich konnte den Unfall schon riechen, bevor es überhaupt dazu kam!" Der McLaren-Mercedes überrollte einige Wrackteile, doch während der Safety-Car-Phase war genug Zeit, um den Reifendruck zu beobachten. Offenbar hatten die Pneus keinen Schaden genommen.

Große Nachteile in den schnellen Kurven

Doch auch wenn Hamilton mit dem schwersten Auto zur Gruppe Heidfeld/Räikkönen/Kubica aufschließen konnte, stellte sich bei ihm bald Ernüchterung ein: "Ich konnte niemandem folgen - speziell in den ersten drei Kurven sind sie mir davongezogen. Da habe ich jedes Mal eine Packung von 100 Metern bekommen", klagte er. "Auch wenn ich dann wieder dran war, zogen sie mir in der nächsten Runde wieder weg. Insofern war es ein sehr hartes Rennen für mich."

"Ich dachte, das war's. Keine Ahnung, wie ich das noch abgefangen habe." Lewis Hamilton

Das offensichtliche Problem des fehlenden Anpressdrucks sorgte in Barcelona für eine Zusatzbaustelle, die sich dramatisch auswirkte: "Wir sind nicht schnell genug, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Dadurch hatte ich gewaltige Rutscher dabei. In manchen Kurven war es wie auf Eis. Einmal ging mir das Heck in der zweiten Kurve so weg, dass ich dachte, das war's. Keine Ahnung, wie ich das noch abgefangen habe", erklärte Hamilton wild gestikulierend.

Eines der Highlights war sein "cooler Kampf" gegen Fernando Alonso: "Wenn wir in den Hochgeschwindigkeitskurven genauso schnell wären wie er, dann wären wir im Bereich der Brawns. In den langsamen Kurven sind wir ja schnell", so Hamilton, der sich am Ende vor Timo Glock ins Ziel rettete: "Er war viel schneller, aber ich habe mir gedacht: 'An mir kommst du nicht vorbei!' Also achtete ich darauf, die Kurvenausgänge besonders gut zu erwischen. Das ist mir gelungen."