Hamilton, Obama und ewig gestrige Vorurteile
Erst Lewis Hamilton, dann Barack Obama? Auch der neue Formel-1-Weltmeister hat mit Vorurteilen wegen seiner Hautfarbe zu kämpfen...
(Motorsport-Total.com) - Zwei Tage nachdem mit Lewis Hamilton erstmals ein Dunkelhäutiger Formel-1-Weltmeister geworden ist, könnte heute der nächste Meilenstein im Kampf gegen ewig gestrige gesellschaftliche Vorurteile passieren: Bei den US-Präsidentschaftswahlen geht der dunkelhäutige Kandidat der Demokraten, Barack Obama, als Umfragefavorit ins Rennen gegen den Republikaner John McCain.

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Anthony Hamilton bedauert die vielen Vorurteile gegen seinen Sohn Lewis
Natürlich spielen sich US-Politik und Formel-1-Sport auf ganz anderen Ebenen ab, doch es gibt durchaus Parallelen zwischen Polit-Superstar Obama und Grand-Prix-Hero Hamilton: Auch wenn sie bei den meisten Menschen sehr beliebt sind, so gibt es doch auch kritische Stimmen aufgrund ihrer Wurzeln. Denn Obama ist zwar Amerikaner, seine Familie stammt aber aus Kenia, während die Hamiltons einst aus Grenada nach Großbritannien ausgewandert sind.#w1#
Immer wieder rassistische Ausfälligkeiten
Leider wurde Hamilton im Verlauf seiner noch jungen Karriere schon mehrfach mit rassistischen Ausfälligkeiten konfrontiert: bei Wintertestfahrten in Spanien, zuletzt durch Kommentare auf einer spanischen Internetseite, die inzwischen nach heftigen Protesten wieder vom Netz ist. Derartige Zwischenfälle ließen seinen Vater Anthony Hamilton in der Vergangenheit daran zweifeln, ob die Formel 1 das richtige Umfeld für seinen Sohn ist.
"Ich habe gedacht, dass das vielleicht nicht der richtige Ort für meine Familie ist", erklärte Hamilton Sr. dem 'Daily Express'. "Lewis habe ich das nie gesagt, aber manchmal bin ich nach Hause gekommen und ich habe mir gedacht: 'Ich hätte nicht geglaubt, dass die Welt so ist!'" Er glaube aber nicht, dass Rassismus hinter diversen Anti-Hamilton-Aktionen stehe, "denn wenn es so ist, dann verstehe ich es nicht. Es bin nicht nur ich geschockt, sondern alle sind es."
"Der positive Aspekt dieses Wochenendes ist, dass wir nicht nur für Menschen mit unserer Hautfarbe gewonnen haben, sondern für alle Menschen. Die Welt ist im Aufruhr und ich denke, wir haben ein Beispiel dafür gesetzt, wie wichtig es ist, jedem Respekt zu zollen", so Hamilton Sr. "Das buhende Publikum hier in Brasilien hätte es in Großbritannien vielleicht nicht gegeben. Manchmal fragt man sich, ob das die Sache wert ist, auch wenn die Formel 1 seit so langer Zeit unser Traum ist."
Weiterhin unerfreuliche Reaktionen
Dabei hat Hamilton Sr. noch nicht einmal mitbekommen, dass die Reaktionen auf den WM-Gewinn seines Sohnes ebenfalls sehr unterschiedlich ausgefallen sind. In zahlreichen Internetforen gab es üble Beschimpfungen gegen den dunkelhäutigen Briten, auch wenn natürlich zum Glück die Menschen überwiegen, die Hamiltons sportliche Leistungen unabhängig von seiner Hautfarbe, die eigentlich gar kein Thema sein sollte, anerkennen.
"Wir sind alle Menschen, wir alle haben Gefühle", gab Hamilton Sr. zu Protokoll. "Wenn sich Leute so verhalten, um Lewis wehzutun, dann bedaure ich das sehr, denn niemand wünscht sich so etwas für Menschen, die man liebt und um die man sich sorgt. Wir sind anständige Menschen. Ich weiß nicht, warum immer wieder so etwas getan wird, aber ich hoffe, dass ich diesen Leuten eines Tages vergeben kann."

