• 13.10.2012 12:30

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Ich will Sebastian schlagen"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton hat sich fest vorgenommen, Sebastian Vettel und auch Fernando Alonso in Südkorea hinter sich zu lassen

(Motorsport-Total.com) - Nahe dran, aber halt doch hinter Red Bull: Lewis Hamilton musste sich im Qualifying zum Großen Preis von Südkorea hinter Mark Webber und Sebastian Vettel anstellen. Auf die Pole-Position fehlten Hamilton im McLaren nur 0,227 Sekunden, weshalb er sich auch im Rennen gute Chancen gegen seine Vorderleute ausrechnet - vor allem am Start. In seiner Medienrunde spricht Hamilton über seine Aussichten und darüber, dass es in Q1 beinahe schon sehr früh hätte zu Ende sein können.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton will sich am Sonntag mit den beiden Red-Bull-Piloten anlegen Zoom

Frage: "Lewis, du gehst als Dritter ins Rennen. Was kannst du gegen deine beiden Vorderleute Mark Webber und Sebastian Vettel unternehmen?"
Lewis Hamilton: "Ich denke, es dürfte sehr schwierig werden, vor sie zu gelangen. Wir haben uns aber in die für uns bestmögliche Ausgangsposition gebracht. Es war ein sehr hartes Wochenende, doch diese Jungs haben in den vergangenen beiden Rennen ganz klar einen großen Schritt gemacht."

"Wir müssen daher einfach weiterhin viel Druck machen. Beim Renntempo liegen wir nicht so weit zurück. Jenson (Button; Anm. d. Red.) machte am Freitag einen guten Eindruck. Ich freue mich, eine saubere Runde erwischt und das Auto so weit nach vorn wie möglich gestellt zu haben. Vor allem, weil das jüngste Rennen ziemlich enttäuschend für uns war."

Frage: "In Q1 wärst du beinahe ausgeschieden. Es schien ziemlich eng zu sein. Habt ihr euch Sorgen gemacht?"
Hamilton: "Absolut. Es war eine ziemlich erschreckende Session für mich. Ich brachte keine Runde zustande, leistete gar keine gute Arbeit, kämpfte um ... Als die Reifen einmal keine so schlechte Temperatur aufwiesen, hatte ich Straßenverkehr, blockierte die Räder."

"Das war schwach. Ich darf mich also glücklich schätzen, dass ich es geschafft habe. Ich würde gern sagen, dass ich das ganz cool zur Kenntnis genommen habe. So war es aber nicht. Du siehst die Sektorenzeiten deiner Rivalen und glaubst, dass es reicht. Du willst natürlich auch keinen weiteren Reifensatz verwenden."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Südkorea


"Manchmal schickt dich das Team ja auch hinaus, ruft dich aber noch in der Einrollrunde oder kurz nach dem Beginn der schnellen Runde wieder zurück. Dann hast du deine Reifen halt schon beansprucht. Das wollte ich nicht tun. Und so fand ich mich plötzlich auf Rang 17 wieder. Oha."

Kurve eins als tückisches Pflaster

Frage: "Einige Fahrer wurden abseits des Kurses gesichtet, vor allem in Kurve eins. Du bist dort auch ein paar Mal von der Linie abgekommen. Bereitet dir das Kopfzerbrechen?"
Hamilton: "Ja, ich war dort ein paar Mal neben der Linie. Es ist fast so, als hätten diese Jungs ABS-Bremsen. Wenn du die Kurve attackierst, blockierst du rasch deine Räder."

"Es ist ziemlich knifflig. Wir müssen versuchen, einen Weg zu finden, wie man darum herumkommt. Und manchmal musst du halt auch mit Bremsplatten fahren. Bei dieser einen Runde ist mein Rad aber nicht stehengeblieben. Ich hatte keine blockierenden Räder. Hoffentlich wird das auch im Rennen so sein."

"Für uns ist es absolut möglich, gute Punkte mitzunehmen." Lewis Hamilton

Frage: "Wie zuversichtlich bist du für das Rennen?"
Hamilton: "Nun, ich habe am Freitag keinen Longrun absolviert. Ich sage es nochmals: Ich hatte keine besonders gute Session. Vor allem nicht im zweiten Freien Training. Das erste Training war noch gut. Zwischen dieser Einheit und meiner Runde in Q3 lief es nicht so besonders. Jenson hat aber großartige Arbeit geleistet. Seine Fahrt war ziemlich konkurrenzfähig. Ich hoffe, ich kann am Sonntag das Gleiche tun."

Frage: "Was braucht es, um das Rennen zu gewinnen?"
Hamilton: "Ich habe dieses Mal zwar keinen Longrun absolviert, doch das tun wir ja schon das ganze Jahr über. Hier sollte also derselbe Fahrstil nötig sein. Wir müssen einfach in der Einführungsrunde sehen, wie die Balance aussieht. Da gilt es festzustellen, wie viel Flügel wir dazugeben oder wegnehmen müssen."

"Ansonsten wäre ein guter Start sicher eine Hilfe. Danach folgen zwei lange Geraden. Es wird also wichtig sein, wie man sich dort positioniert. Für uns ist es absolut möglich, gute Punkte mitzunehmen. Du musst die richtigen Entscheidungen treffen und darfst dir keine Fehler erlauben. Doch eines nach dem anderen."

Sieg oder viele Punkte, was soll es sein?

Frage: "Wozu tendierst du am Sonntag: gute Punkte oder Rennsieg?"
Hamilton: "Nun, ich habe mich noch nicht entschieden (lacht; Anm. d. Red.). Ich denke, es kommt ganz darauf an, wie gut der Start läuft. Da können sich die Dinge ziemlich verändern. Du weißt nie, was passiert. Natürlich will ich gute Punkte für das Team holen. Wir liegen in der Gesamtwertung der Konstrukteure nur etwa 40 Punkte zurück."

"Auch in der Fahrerwertung sind wir noch dran. Ich will Sebastian schlagen und auch Fernando hinter mir lassen. Es geht darum, die Lücke zu schließen. Schwierig wird das allemal, denn an diesem Wochenende sind sie wirklich schnell. Ich will einfach nur möglichst viele Punkte mitnehmen - bei jeder sich bietender Gelegenheit."

"Was passiert, passiert." Lewis Hamilton

"Du weißt aber halt nie, was alles passiert. Es könnte Safety-Car-Phasen geben, manche Piloten könnten in Schwierigkeiten geraten. Ich hoffe, wir haben ein starkes Rennen. Ich verlasse mich aber nicht auf meine Hoffnung. Ich arbeite einfach so hart wie möglich. Was passiert, passiert. Ich will jedenfalls siegen. Ein Podestplatz wäre aber auch sehr gut für uns."

Frage: "Sprechen wir über den Start: Du gehst direkt hinter Mark Webber ins Rennen, der in diesem Jahr nicht immer den perfekten Start erwischt hat. Ist das vielleicht eine Chance?"
Hamilton: "Ich habe mir die Start-Bilanzen nicht angesehen, aber Sebastian scheint immer sehr gut wegzukommen, wenn er auf der Pole-Position steht."

"Dieses Mal steht er allerdings auf der schmutzigeren Seite. Ich sehe da durchaus eine Möglichkeit und hoffe, wir können uns das zunutze machen. Sie sind aber sehr schnell und im Rennen wahrscheinlich ein bisschen besser als wir. Das Beste wäre, direkt am Start an ihnen vorbeizugelangen und sie anschließend aufzuhalten."

Frage: "Wie einfach wird das Überholen im Rennen sein? Wir haben es in den Trainings gesehen: Straßenverkehr kann hier zum Problem werden ..."
Hamilton: "Der Straßenverkehr war im Training und in der Qualifikation etwas schwierig. Im vergangenen Jahr war es aber recht knifflig für Mark (Webber; Anm. d. Red.), mich zu überholen, obwohl er deutlich schneller war. Im Vergleich zu 2011 wurde jedoch die Überholzone zum Einsatz des DR-Systems um 200 Meter verlängert."

"Vielleicht versetzt dies uns Fahrer dazu in die Lage, näher an jemanden heranzufahren und ein Manöver zu wagen. Ich hoffe jedenfalls, dass es mehr Überholmanöver gibt. Nicht für mich (lacht; Anm. d. Red.), aber vielleicht doch ein bisschen. Auch wenn nicht sehr viele Leute vorbeischauen: Es ist eine tolle Rennstrecke. Ich bin gern hier."

Hamilton und "Schumi" mit haariger Szene

Frage: "In der Boxengasse gab es einen Zwischenfall mit dir und Michael Schumacher. Wir haben es nicht genau gesehen. Was war da los?"
Hamilton: "Ich hatte keine Probleme. Ich wurde noch vor ihm losgelassen und dann versuchten sie, ihn vor mich zu bugsieren. Er kam aber langsam heraus, also überholte ich ihn, weil ich das Speedlimit von 100 km/h bereits erreicht hatte. Er fuhr eher im Bereich von 20, 30 km/h."

"Er kam langsam heraus, also überholte ich ihn." Lewis Hamilton

"Ich holte mir die Position. Wir kamen uns nicht allzu nahe. Er war ja ewig weit weg von mir. Und hier ist die Position auf der Strecke einfach alles. Es ist sehr wichtig, dass du deine Runde sicher abspulen kannst. Du bringst erst einmal deine Reifen auf Temperatur, doch wenn du in den letzten Sektor kommst, macht jeder langsam, weil er Abstand nehmen will."

"Du suchst dir eine Lücke von etwa sieben Sekunden. Das ist dann eine Kettenreaktion: Wenn einer langsam macht, tun das auch die anderen. Ich sagte mir: 'Nein, ich werde mich jetzt nicht hinten anstellen.' Deshalb überholte ich. Luft nach vorn ist wichtig."

Frage: "McLaren schien für ein paar Rennen das beste Auto im Feld zu haben. Nun sieht es eher wieder nach Red Bull aus. Was meinst du?"
Hamilton: "Ja. Ja, definitiv. Wir sind nahe dran, doch sie sind verflixt schnell. Ich habe am Samstag zwar eine gute Runde hingelegt, doch mehr als ein halbes Zehntel war da nicht mehr drin. Sie waren besser. Und beide haben gesagt, sie hätten sogar noch Reserven gehabt. Wir wissen natürlich nicht, was sie tun oder sein lassen, aber sie könnten um zwei bis drei Zehntel vorn liegen. Das ist ziemlich viel."