• 24.08.2013 21:49

Hamilton: "Ich fuhr einfach nur..."

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton spricht über seine Leistung im Qualifying von Spa und seine Aussichten im Großen Preis von Belgien am Sonntag

(Motorsport-Total.com) - Und wieder hat er Sebastian Vettel (Red Bull) erfolgreich ein Schnippchen geschlagen. Nicht der WM-Spitzenreiter steht auf der Pole-Position zum Großen Preis von Belgien, sondern Lewis Hamilton. Der Mercedes-Fahrer nutzte die Gunst der Stunde auf abtrocknender Strecke und verwies Vettel am Ende der spannenden Qualifikation noch auf Rang zwei. In der Pressekonferenz spricht Hamilton über diesen Coup und erklärt auch, welche Chancen er sich für das Rennen in Spa ausrechnet.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton steht zum vierten Mal in Folge auf der Pole-Position Zoom

Frage: "Lewis, heute ging es nur um das richtige Timing. Und dein Timing war absolut perfekt..."
Lewis Hamilton: "Ja, in der Tat. Da hat das Team richtig gute Arbeit geleistet. Ich war überrascht, als ich über die Linie kam. Als ich die Runde begonnen hatte, hatte ich auf die Boxentafel geschaut. Ich sah, dass ich nur an siebter oder achter Stelle lag. Ich dachte nur: 'Ach du liebe Zeit!' Vor allem, weil es mehr und mehr regnete."

"Ich rutschte dann prompt in Kurve eins von der Linie und das Display auf meinem Lenkrad, das dir anzeigt, ob du Vorsprung oder Rückstand hast, zeigte mir an, dass ich drei Sekunden zu langsam war. Dann sprang es um auf fünf, sechs Sekunden. Ich verstand nicht, was da vor sich ging auf dieser Runde, machte aber weiter Druck. Am Ende erkannte ich, dass ich auf Sebastian aufholte. Was für ein Segen! Ich schätze mich wirklich glücklich, vorn zu sein."

"Ich fühle, dass ich das Limit finden kann, wenn die Verhältnisse wirklich grenzwertig sind." Lewis Hamilton

Frage: "Besonders dein Mittelsektor war stark. Mercedes und du scheinen sehr gut aufgestellt zu sein. Wie erklärst du dir das?"
Hamilton: "Ich denke, ich fühle mich generell wohl bei wechselhaften Bedingungen. Ich fühle, dass ich das Limit finden kann, wenn die Verhältnisse wirklich grenzwertig sind. Und im mittleren Sektor habe ich besonders viel Druck gemacht, weil ich ja drei Sekunden zurück lag. Ich habe alles versucht. Und ja, das Auto fühlte sich gut an."

Frage: "An einem Tag wie diesem ist die Kommunikation zwischen Fahrer und Box sicher sehr wichtig. Wie entscheidend ist das?"
Hamilton: "Ja, da ist jeder wirklich angestrengt. Und die Kommunikation ist für jedes Team der Schlüssel zum Erfolg. Man fragt mich zum Beispiel, wie der Zustand der Strecke an gewissen Stellen ist. Sie müssen natürlich Bescheid wissen, um auf dem Laufenden zu sein, damit wir zur richtigen Zeit auf der Bahn sind. Beinahe wären wir in Q2 ausgeschieden. Damit wäre ich nicht sonderlich zufrieden gewesen."

Frage: "Es ging um zwei Hundertstel..."
Hamilton: "Ja. Gott sei Dank haben wir es geschafft. Und am Ende war mir nicht bewusst, dass ich einer der Letzten sein würde, der über die Linie fährt. Ich fuhr einfach nur weiter und machte Druck. Unterm Strich war es eine gute Teamleistung. Vor allem, als es darauf ankam."

"Da kann man nur raten." Lewis Hamilton

Frage: "Falls es im Qualifying nicht geregnet hätte, glaubst du, Mercedes hätte das Tempo für die Pole-Position gehabt?"
Hamilton: "Ich müsste raten. Und ich würde vermuten: vielleicht nicht. Der Red Bull schien besonders stark zu sein, auch der Ferrari sah im Trockenen sehr schnell aus. Ich bin daher nicht so sicher, dass wir die Geschwindigkeit gehabt hätten, um so gut zu sein. Doch wer weiß? Da kann man nur raten."

Frage: "Du hast nun zum zweiten Mal in Folge eine Pole-Position von Sebastian Vettel verhindert. Das wird ja langsam zur Gewohnheit. Ihr habt ein schönes Duell..."
Hamilton: "Ich versuche, auf ihn aufzuholen. Er hatte in den vergangenen Jahren wirklich unheimlich viel Erfolg. Ich versuche daher mein Bestes, es mit ihm aufzunehmen."

"Ich hoffe, das gelingt uns im Rennen am Sonntag, unabhängig von den Bedingungen. Ich bin einfach nur dankbar, wie sich das Jahr für mich entwickelt hat. Und dafür, dass wir konkurrenzfähig sind und gegen Red Bull kämpfen können. Das ist eine tolle Leistung des Teams."

Hamilton auch im Rennen ganz vorn?

Frage: "Die Frage ist natürlich jetzt: Kannst du die beiden Red-Bull-Fahrer auch im Rennen hinter dir lassen?"
Hamilton: "An diesem Wochenende haben die beiden meiner Meinung nach bisher eine unglaubliche Geschwindigkeit an den Tag gelegt. Ich hoffe aber, dass, wie auch immer die Wetterbedingungen am Sonntag sein werden, wir es mit ihnen aufnehmen können."

"Unsere Jungs haben klasse Arbeit geleistet, indem sie uns hier ein tolles Paket zur Verfügung gestellt haben. Ich habe das Gefühl: Wir sind nahe dran. Ich glaube aber auch, dass Red Bull noch ein bisschen vor uns liegt bei der Gesamtleistung. Deshalb fühlt sich das heutige Ergebnis noch besser an. Weil ich denke, wir haben sogar mehr aus dem Auto herausgeholt, als eigentlich drin ist. Ich bin wirklich zufrieden damit."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Belgien


Frage: "Am Freitag hast du dich noch am Funk darüber beschwert, dass dein Auto nicht sehr gut liegt. Auch am Samstagmorgen schienst du noch Probleme gehabt zu haben. Jetzt stehst du auf der Pole-Position. Wie zuversichtlich bist du angesichts dessen, was die Mercedes-Longruns angeht? Nico Rosberg war am Freitag ja recht flott unterwegs. Und was ziehst du vor: eine nasse oder eine trockene Strecke?"
Hamilton: "Ich meine, die Geschwindigkeit auf den Longruns ist nicht schlecht."

"Ich war am Ende halt derjenige, der als Letzter über die Linie kam." Lewis Hamilton

"Ich denke, wir... Nun, über Nacht haben wir ein paar ordentliche Veränderungen vorgenommen. Vor der Qualifikation haben wir aber sogar noch bessere Veränderungen umgesetzt. Im Qualifying ging es dann darum, zur richtigen Zeit zur Stelle zu sein. Du weißt aber vorher nie, ob du dich in der richtigen Position befindest. Ich war am Ende halt derjenige, der als Letzter über die Linie kam."

"Gerade dann, als die Strecke am besten war. Nico hat aber unter Beweis gestellt, dass wir bei den Longruns gut aussehen. Ich denke, ich hatte ebenfalls ein paar gute Runden. Die Red Bulls sind trotzdem sehr schnell. Ich denke, es wird eng. Und wie ich höre, soll es am Sonntag ziemlich heftig regnen."

Der Titelkampf wird zum Thema bei Silber

Frage: "Toto Wolff hat gesagt, Mercedes sollte langsam, aber sicher an das 2014er-Auto denken. Was hältst du davon, wo du doch gerade vor Red Bull stehst?"
Hamilton: "Ich denke, unterschiedliche Leute haben unterschiedliche Meinungen darüber. Ich bin da ganz entspannt und habe kein Problem mit den Personen, die an der Spitze stehen und diese Entscheidung treffen."

"Plötzlich mischen wir schon jetzt richtig gut mit." Lewis Hamilton

"Ich sehe nicht, dass diese oder nächste Saison in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt werden. Es geht wohl eher darum, eine sehr schmale Balance zu finden. Natürlich wollen wir im kommenden Jahr so gut wie möglich abschneiden. Plötzlich mischen wir aber schon jetzt richtig gut mit. Es ist ein schmaler Grat. Ich glaube jedoch, die Verantwortlichen leisten da gute Arbeit."

Frage: "Du hast gesagt, an der Schwelle zur zweiten Saisonhälfte fühlst du dich besser denn je. Fährst du auch besser denn je oder zumindest so gut wie zu deinen besten Zeiten?"
Hamilton: "Es fühlt sich so an, als fahre besser denn je. Ich habe aber auch das Gefühl, dass ich schon seit geraumer Zeit sehr gut fahre."

"Es lag einfach an den Umständen, dass ich das nicht immer zeigen konnte. Ich habe nun das Gefühl, alles aus dem Auto herausholen und aus all meinen Möglichkeiten machen zu können. Ich weiß: Jeder hier steht unter reichlich Druck. Ich fühle mich aber wohl hier. Und ja, ich kann mich nicht erinnern, wann ich schon einmal ein so gutes Gefühl gehabt habe, als ich über die Linie gekommen bin."

"Vor allem, wo ich auf die TV-Bildschirme geschaut habe und es einfach nicht glauben konnte... Ich sah, wie das Team jubelte. Ich konnte es nicht glauben. Es ist einfach verrückt, wenn man denkt, dass es bereits meine 31. Pole-Position ist. Es fühlt sich noch immer wie die erste an. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin sehr dankbar, heute hier sein zu können, wie ich schon sagte."