• 23.09.2011 20:18

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Ich bin nach wie vor optimistisch"

Noch hat McLaren zwar einige Hausaufgaben zu erledigen, doch Lewis Hamilton lässt sich in Singapur nicht entmutigen - Ist der Sieg möglich?

(Motorsport-Total.com) - Zum Auftakt des Singapur-Wochenendes der Formel 1 musste sich Lewis Hamilton mit dem dritten Platz begnügen. Der Weltmeister von 2008 umrundete den Marina Bay Circuit in 1:47.115 Minuten und war damit rund sieben Zehntel langsamer als WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel (Red Bull), der das Geschehen im asiatischen Stadtstaat sicher im Griff hatte. Im Interview spricht Hamilton über sein Abschneiden, die kaputten Curbs und auch über seine Aussichten für das Nachtrennen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton würde Sebastian Vettel in Singapur gerne ein Schnippchen schlagen

Frage: "Lewis, welche Eindrücke konntest du im Freien Training von Singapur sammeln?"
Lewis Hamilton: "Dass es sehr heiß war, aber unglaublich viel Spaß machte. Ich liebe diese Strecke und habe viel Freude damit. Es war ein harter Tag."

"Im ersten Freien Training waren wir noch konkurrenzfähig, doch im zweiten Freien Training war der Abstand zwischen uns und Sebastian doch recht groß. Aus welchen Gründen auch immer. Wir haben den Eindruck, uns recht gut zu schlagen. Wir kämpfen auf den Longruns aber noch ein bisschen mit den Hinterreifen. Die Pneus lassen einfach viel zu schnell nach. Das ist sicher ein Bereich, in dem wir uns besonders steigern müssen."

Frage: "Was kannst du aus diesem Freitag herauslesen?"
Hamilton: "Das ist freitags immer schwer zu sagen. Manchmal sind wir am Freitag am schnellsten, doch am Samstag verringert sich der Abstand. Im Augenblick haben wir eine Lücke zwischen Sebastian und uns. Ich gehe davon aus, dass wir auch in der Qualifikation eine gewisse Lücke zwischen ihm und uns sehen werden."

"Überall sind noch ein paar Zeitspäne zu holen." Lewis Hamilton

"Es sei denn, der Unterschied bei der Spritladung war gewaltig. Ich denke eher, dass wir sie derzeit nur schwer einfangen können. Unmöglich ist es aber nicht. Angesichts seiner Geschwindigkeit sieht es aber danach aus, als müssten wir uns sehr strecken, um ein ähnliches Tempo anzuschlagen."

"Das Benzin an Bord macht einen großen Unterschied, außerdem können wir unsere Reifen noch ein bisschen besser ausnutzen. Überall sind noch ein paar Zeitspäne zu holen. Ich bin nach wie vor optimistisch. Wir sind vorne dabei und konkurrenzfähig. Beschweren kann ich mich nicht."

Frage: "Was ist der Schlüssel zum Sieg in Singapur?"
Hamilton: "Schiere Geschwindigkeit. Fernando (Alonso) und Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) stellten im vergangenen Singapur-Rennen unter Beweis, dass es fast unmöglich ist, hier zu überholen. Die beiden lagen so dicht beisammen, doch Sebastian fand keinen Weg vorbei an Fernando."

"Die Position in der Qualifikation ist also sehr wichtig. Danach geht es darum, die Reifen zu schonen. Wir versuchen nun, ein paar Einstellungen zu verfeinern, um das Rutschen im Heckbereich zu reduzieren. Unsere Reifen müssen einfach länger halten. Meine Strategie wird sicherlich mindestens drei Stopps umfassen. So sieht es zumindest derzeit aus."¿pbvin|512|4099||0|1pb¿

Die Bedingungen sind kein Problem

Frage: "Macht es einen Unterschied, in der Dämmerung und bei Nacht zu fahren? Fühlt sich das Auto deswegen anders an?"
Hamilton: "Nein. Die hohen Temperaturen strapazieren die Reifen einfach nur sehr intensiv. Auf dieser Strecke ist halt ein sehr guter Abtrieb gefragt."

"Was Ferrari da macht, weiß ich nicht. Sie waren unheimlich schnell. Zehn Kilogramm an Sprit machen hier drei Zehntel aus. Wir haben also keine Ahnung, wie leicht sie unterwegs waren. Ich bete, dass sie leicht waren. Wir müssen unser Auto aber in jedem Fall verbessern. Es liegt nicht nur an den Reifen. Hinzu kommt: Auf den superweichen Pneus brachte ich meine erste Runde nicht zustande."

"Beim zweiten Versuch gingen die Hinterreifen schon allmählich in die Knie." Lewis Hamilton

"Gerade dann sind die Reifen halt am besten. Beim zweiten Versuch gingen die Hinterreifen schon allmählich in die Knie. Das macht sich in den Kurven bemerkbar, wenn das Heck rutscht. Irgendwann ist dann ein Punkt erreicht, an dem die Pneus einfach nicht mehr funktionieren. Dann bist du am Ende. Wir müssen das reduzieren und die Situation insgesamt verbessern."

Frage: "Auch die Bremsen sind hier ein wichtiger Faktor. Irgendwelche Probleme dabei?"
Hamilton: "Meine Bremsen sind prima. Da gibt es überhaupt kein Problem."

Frage: "Es ist heiß und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Wie anstrengend ist es da draußen?"
Hamilton: "Es ist okay. Alles ist prima. Ich habe mich gut darauf vorbereitet und trainierte hart. Für euch ist es vielleicht ein größeres Problem... (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Wie fühlt es sich an, bei Nacht und bei so wenig Grip so dicht an den Leitplanken vorbeizusausen?"
Hamilton: "Es macht sehr viel Spaß. Es ist wie Kartfahren. Es ist nicht einfach, uns Fahrer dabei zu verstehen. Ich fühle mich pudelwohl, wenn ich mit dem Auto auf die Leitplanken zudrifte."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Singapur


"Ich weiß nämlich genau, wann der Drift aufhört und wie viel Platz noch ist, bevor es kracht. Mir ist also bewusst, wann ich lupfen muss und dergleichen. Es ist ein angenehmes, natürliches Gefühl. Das ist schon sehr interessant, denn diese Fähigkeiten sind auf dieser Strecke fast in jeder Kurve gefragt."

Noch ist die Randstein-Frage nicht gelöst

Frage: "Was sagst du zur Randstein-Problematik?"
Hamilton: "Die Curbs an sich sind okay. Damit hatte ich keine Probleme. An einigen Stellen traten aber die Schrauben zutage. Offenbar wurden diese Elemente von den Autos regelrecht herausgezogen. In den Kurven drei, 13 und 14 nahm man ein paar Randsteine am Kurvenausgang weg."

"Die Frage ist jetzt: Werden die Randsteine ersetzt oder bleibt es so?" Lewis Hamilton

"Manche Fahrer machten sich das zunutze und fuhren über diese Stellen hinaus, wo normal die Curbs gewesen wären. Die Frage ist jetzt: Werden die Randsteine ersetzt oder bleibt es so? Ich fuhr erst einmal so, als würden die Curbs wieder eingebaut. Wenn das nicht der Fall ist, dann sind wir hoffentlich noch einmal ein paar Zehntel schneller, indem wir eine weitere Linie fahren. Abwarten."

Frage: "Man sagt dir nach, zu hart zu fahren. Bei der Rennleitung scheinst du da ja nicht gerade einen Stein im Brett zu haben. Was meinst du dazu?"
Hamilton: "Ich weiß nicht. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung. Vielleicht kann man sich etwas aus den Aussagen der Leute zusammenreimen. Ich fahre aber nun einmal, wie ich fahre. Wenn jemand ein Problem damit hat, dann ist das nicht mein Problem."

Frage: "Ein Rennfahrer sollte aggressiv auftreten, oder nicht?"
Hamilton: "Ich denke, man muss eine Balance finden, wie aggressiv man auftritt. Ich will nicht aggressiv fahren, um jemanden in Gefahr zu bringen. Ich fahre aggressiv, weil mein Auto manchmal nicht schnell genug ist. Dann muss ich Druck machen und aggressiv sein. Mein erstes Kart war ein älteres Modell und ich musste wirklich viel tun, um schnell zu sein. Jetzt ist es ähnlich."