• 09.10.2008 14:38

Hamilton: "Habe mich in allen Bereichen verbessert"

McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton im Interview über seine Fahrt zu P3 in Singapur, die Herausforderungen in Fuji und den WM-Kampf

(Motorsport-Total.com) - Wie schon in der vergangenen Saison, so kommt Lewis Hamilton erneut als Führender in der Fahrer-Weltmeisterschaft nach Fuji. Und wie schon 2007, könnte es in den japanischen Bergen wieder ein Regenrennen geben. Als WM-Leader hätte Hamilton damit kein Problem, muss er in der Endphase der Saison doch nicht auf Gedeih' und Verderb' als Sieger auf dem Podium stehen, wie er im Interview deutlich machte. In der Endphase der Formel-1-Saison sieht der Brite die Vorteile aber bei Ferrari.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

WM-Leader Lewis Hamilton geht den Saisonendspurt betont entspannt an

Frage: "Lewis, wie muss man sich Fuji im Nassen vorstellen?"
Lewis Hamilton: "Im Nassen ist das gar nicht mal so schlimm. Aus irgendeinem Grund gibt es auf dieser Strecke ziemlich viel Grip. Von allen Kursen, die wir befahren, bietet dieser hier sicherlich am meisten Grip im Nassen. Das macht es natürlich etwas einfacher, den Wagen auf der Strecke zu halten. Aber wenn es erst einmal regnet, dann regnet es richtig..."#w1#

Hamilton mit neuer Herangehensweise

Frage: "Martin Whitmarsh hat nach dem vergangenen Rennen von einer neuen Mentalität gesprochen, eher auf Punkte zu fahren als auf Rennsiege. Kommt das von dir? Vielleicht nach den Erlebnissen in China 2007?"
Hamilton: "Ich habe mit ihnen noch nicht darüber gesprochen. Wir arbeiten als Team zusammen und entwickeln uns langsam weiter, lernen neue Dinge und neue Herangehensweisen an ein Rennen. Ich denke, dass er darüber gesprochen hat."

Frage: "Gehst du dieses Rennen anders an als vor zwölf Monaten?"
Hamilton: "Ja."

Frage: "Was hat sich verändert?"
Hamilton: "Naja, im vergangenen Jahr habe ich die Erfahrungen gemacht, wie es ist, wenn man jedes Rennen gewinnen will und sich dabei nicht auf die Meisterschaft konzentriert. In diesem Jahr liegt unser Fokus ganz klar auf dem Titel und unser Hauptaugenmerk gilt dabei dem Beenden der Rennen und den Punkten für das Team. Wir sind in diesem Jahr quasi mehr Teamplayer."

Aus den Fehlern des Vorjahres gelernt

Frage: "Wie schwierig war es für dich, in Singapur nicht um den Sieg zu kämpfen sondern mit dem dritten Platz zufrieden zu sein?"
Hamilton: "Du hast da wohl etwas falsch verstanden. Natürlich habe ich versucht, das Rennen zu gewinnen. Ich lag allerdings 20 Runden hinter David Coulthard, der langsamer war als ich. An ihm kam ich einfach nicht vorbei. Hinter ihm war es sehr gefährlich, denn ich wäre beinahe einige Male gecrasht - nur weil ich Abtrieb verloren hatte. Das war eine gefährliche Nummer. Fünf oder sechs Runden vor Schluss habe ich dann Nico (Nico Rosberg; Anm. d. Red.) angegriffen, kam aber nicht nahe genug heran."

"Für mich hätte eine Möglichkeit zum Überholen zugleich auch einen möglichen Unfall bedeutet, also hat das für mich keinen Sinn gemacht. Ich habe versucht, an ihm dran zu bleiben, habe dabei aber Downforce verloren. Also habe ich mir wieder saubere Luft verschafft und einige Punkte eingefahren. Ich glaube kaum, dass das so falsch war."

Frage: "Im vergangenen Jahr bist du ebenfalls als WM-Führender nach Japan gekommen. Was hat sich für dich seither verändert?"
Hamilton: "Im vergangenen Jahr war ich noch etwas jünger und noch immer sehr aufgeregt darüber, in der Formel 1 angekommen zu sein. Da war einfach jede Menge los, es gab umstrittene Szenen und nebenbei musste ich so viel lernen. Ich habe hier zwar geführt, konnte die Bedeutung dieser Situation aber nicht ganz begreifen. Das traf auch auf meine unmittelbare Umgebung zu und den Druck, der auf meinen Schultern lastete. Ich habe versucht, bestmöglich damit umzugehen - leider war das nicht das Beste."

"Ich habe aus diesen Fehlern gelernt und komme in diesem Jahr erneut hierher. Ich habe in meinem Leben seither einen großen Schritt gemacht und denke, dass ich auch als Fahrer gewachsen bin. Ich habe mich in allen Bereichen verbessert und fühle mich von der fahrerischen Seite in dieser Saison viel besser als noch 2007. Im vergangenen Jahr war ich zu diesem Zeitpunkt einfach nur geschafft, weil das Jahr so verrückt gelaufen war."

Hamilton sieht Vorteile bei Ferrari

Frage: "Bis Japan lief im vergangenen Jahr alles bestens, doch die letzten beiden Rennen des Jahres hielten für dich eine Enttäuschung bereit. Verändern diese Entwicklungen deine Herangehensweise irgendwie?"
Hamilton: "Im vergangenen Jahr war es wohl etwas einfacher, konstante Ankünfte und Ergebnisse zu erreichen. 2008 war dahingehend eine größere Herausforderung für und alle, da die Hilfen abgeschafft wurden und der Sport dadurch deutlich konkurrenzfähiger geworden ist. Dieses Jahr war für alle etwas schwieriger, aber dieser Sache muss man sich einfach stellen und damit klarkommen."

Frage: "Wie schätzt du den Fight zwischen McLaren und Ferrari ein? Habt ihr im Nassen die Nase vorn und sie im Trockenen?"
Hamilton: "Ich glaube, dass sie generell etwas schneller sind als wir."

Frage: "Macht es den WM-Fight einfacher, wo du in dieser Saison nur einen Titelrivalen hast? Im vergangenen Jahr musstest du ja sowohl auf Kimi Räikkönen als auch auf Fernando Alonso aufpassen..."
Hamilton: "Ich habe keinen genauen Blick auf den Gesamtstand geworfen, aber meiner Meinung nach ist jeder meiner Konkurrenten noch im Rennen. Ich weiß nicht, wie viele Punke Kimi zurückliegt, aber es sind noch 30 Zähler zu vergeben - er kann es also noch immer schaffen. Und im vergangenen Jahr ist ihm das gelungen. Das darf man nicht vergessen. Es sind noch viele Punkte zu holen und das macht es nicht einfacher. In diesem Jahr ist die Situation noch härter."

Frage: "Bist du im Moment nervlich angespannt?"
Hamilton: "Nein. Im vergangenen Jahr war ich etwas nervös. Das fühle ich in diesem Jahr nicht."