• 16.10.2011 15:09

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Die erste Runde war nicht so toll..."

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton spricht über seinen zweiten Platz in Südkorea, sein Duell mit Mark Webber und über seine scheinbar verhaltene Freude

(Motorsport-Total.com) - Erfolgserlebnis für Lewis Hamilton: Der McLaren-Fahrer konnte seiner Pole-Position im Großen Preis von Südkorea zwar nicht den Rennsieg folgen lassen, platzierte sich aber immerhin als Zweiter auf dem Treppchen und holte viele Punkte für die Gesamtwertung. Wie schon in der Qualifikation, so präsentierte sich Hamilton aber nicht besonders erfreut über sein Ergebnis. In seiner Medienrunde spricht der britische Rennfahrer auch darüber, warum er nach Yeongam "nicht ekstatisch" sei.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton war auch nach dem Rennen in Südkorea nicht gerade bester Dinge...

Frage: "Lewis, von der Pole-Position auf den zweiten Platz. Wie viel Spaß hattest du in Südkorea? Wie sehr konntest du dich nach vorne konzentrieren, wo du doch mitunter auch sehr unter Druck standest?"
Lewis Hamilton: "Es war okay. Es war nicht so schlecht. Mark fuhr im Rennen wirklich gut und ich möchte Sebastian gratulieren. Sie waren an diesem Wochenende wirklich unheimlich schnell - vor allem im Rennen."

"Es war unmöglich, Sebastian einzufangen oder gar zu überholen. Etwas später im Rennen hatte ich wirklich Probleme. Ich war quasi überall mit maximalem Lenkeinschlag zugange und litt unter reichlich Untersteuern. Nichtsdestotrotz war es ein gutes Wochenende für mich, wenn man einen Vergleich mit der Vergangenheit anstellt. Daher bin ich zufrieden."

Frage: "Sprechen wir über den Start. Wie verlief die erste Runde aus deiner Sicht?"
Hamilton: "Naja, für mich war die erste Runde nicht so toll. Mein Start war gut, doch dann verlor ich meine Position an Sebastian und damit war meine Siegchance eigentlich dahin. Wahrscheinlich war es mein Fehler, denn ich ließ eine Lücke offen."

"Ich hatte aber schon einmal meine Spur gewechselt und dachte, dass ich in Schwierigkeiten geraten würde, wenn ich es noch einmal tun würde. Ich ließ also eine Lücke offen. Er hätte mich eh überholt, denn er war einfach zu schnell. Danach war es schwierig, ihn noch einmal einzufangen oder nahe genug heranzukommen, um ihn zu überholen."

"Es wurde immer schlimmer und schlimmer." Lewis Hamilton

Frage: "Deine beste Möglichkeit schien direkt nach der Safety-Car-Phase auf dich zu warten..."
Hamilton: "Ja, aber noch einmal: Als wir im letzten Sektor waren, war er einfach... Wahrscheinlich konnte er die letzte Kurve mit Vollgas durchfahren, wohingegen ich ziemlich vom Gas gehen musste. Ich hatte mit dem Vorderteil meines Fahrzeugs zu kämpfen. Es wurde immer schlimmer und schlimmer. Letztendlich verlor ich den Kontakt zu ihm."

Frage: "Wie sehr setzte dich Mark Webber unter Druck? Einmal war er sogar kurz vorbei..."
Hamilton: "Mark machte viel Druck. Wir legten uns beide ziemlich ins Zeug und gaben, was wir hatten. Aus irgendwelchen Gründen wurde mein Auto immer schlechter, was die Front betrifft."

"Das Heck war okay. Ich musste immer weiter einschlagen, obwohl ich die höchste Einstellung am Frontflügel nutzte. Das ist schon sehr ungewöhnlich. Vielleicht hatte ich nicht gerade das beste Rennsetup. Trotzdem blieb ich vor ihm, aber es war ein großes Duell."¿pbvin|512|4183||0|1pb¿

Weitere positive Ergebnisse sind gewünscht

Frage: "Wie gut gefiel dir dein Zweikampf mit Mark?"
Hamilton: "Mark fuhr fantastisch. Er war sehr, sehr fair. Ich konnte nur vor ihm bleiben, indem ich die Stärke meiner... indem ich die Leistung nutzte, die wir ausgangs der Kurven eins und zwei hatten. Ansonsten war er auf dieser Strecke unheimlich schnell."

"Es war ein klasse Zweikampf." Lewis Hamilton

"Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich ihn hinter mir halten konnte, doch es war ein langes Duell. Ganz ehrlich: Ich war mir nicht sicher, ob es mir gelingen würde, ihn ständig auf Distanz zu halten. Vor allem nicht, als man mir sagte, dass es noch 15 und dann acht Runden sein würden. Das schien eine Ewigkeit zu sein. Trotzdem: Es war ein klasse Zweikampf."

Frage: "Geht es dir im restlichen Saisonverlauf darum, dein Selbstvertrauen wieder aufzubauen, damit du wieder regelmäßig um Siege kämpfen kannst?"
Hamilton: "Nun, ich würde mein Selbstvertrauen niemals in Frage stellen."

"Darum muss ich mich also eigentlich nicht kümmern. Das Team vertraut mir, daher geht es für mich einfach nur darum, mich aus allem Ärger und auch aus dem Büro der Rennkommissare herauszuhalten. Ich muss einfach weitermachen und auf bessere Ergebnisse hoffen."

"Ich möchte auf dieses Resultat aufbauen. Ich bin hier zwar der erste Verlierer, aber das ist besser als alles Weitere. In den nächsten drei Rennen geht es jedenfalls darum, vor Red Bull anzukommen. Es gibt noch immer einige Dinge, die wir über das Auto und uns selbst lernen können."

"Die zweite Saisonhälfte war die schlechteste meines Lebens." Lewis Hamilton

Frage: "Deine zweite Saisonhälfte war besser als die erste, denn du holtest mehr Punkte. Und du bist immer noch im Rennen um den zweiten WM-Platz..."
Hamilton: "Ich bin nicht sicher, ob ich richtig verstehe, was du gerade sagtest. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass die zweite Saisonhälfte die schlechteste meines Lebens war."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Südkorea


"Habe ich wirklich so viele Punkte geholt? Mehr als in der ersten Jahreshälfte? Das hätte ich nicht gedacht, denn ich kam ja oft nicht ins Ziel. Das ist jedenfalls nicht sehr beruhigend, denn ich dachte, meine erste Saisonhälfte sei deutlich besser gewesen als der zweite Abschnitt, der eine Katastrophe war. Das heißt eigentlich nichts anderes: Die gesamte Saison war nicht so toll."

Was ist bloß mit Hamilton los?

Frage: "Von außen betrachtet, schienst du an diesem Wochenende etwas betrübt zu sein. Du siegtest zwar nicht, holtest aber dennoch ein gutes Ergebnis. Verlässt du die Strecke etwas zufriedener als bei deiner Anreise?"
Hamilton: "Eigentlich nicht. Ich denke, meine Stimmung war gut, als ich hierher kam."

"Ich hatte ein gutes Wochenende, gewann aber nicht. Ich machte Rückschritte. Ich würde daher nicht sagen, zu sehr damit zufrieden zu sein. Ich hielt das Auto aber immerhin auf der Strecke und mich selbst aus allem Ärger heraus. Ich bekam keine Strafen. Das ist positiv."

Frage: "Man sieht dir nicht an, dass du glücklich bist, wie du selbst sagst. Liegt es daran, dass du nicht dazu in der Lage warst, Red Bull den Sieg streitig zu machen? Bist du deswegen etwas enttäuscht?"
Hamilton: "Das bin ich nicht, es geht mir gut. Ich muss einen Flug erwischen und wäre viel lieber an Bord des Flugzeugs, statt hier zu sitzen."

"Ich möchte meinen Flug nicht verpassen." Lewis Hamilton

"Ich möchte meinen Flug nicht verpassen. Ich glaube, Mark und ich haben den gleichen Flug. Oh, ich weiß gar nicht, was ihr sonst noch hören wollt. Ich bin nicht ekstatisch. Ich siegte nicht, sondern wurde Zweiter. Das ist ein gutes Ergebnis, wenn man es mit den Resultaten der vergangenen fünf, sechs Rennen vergleicht."

"Was auch immer. Ich bin zufrieden, doch das muss man nicht feiern. Es gibt nichts zu feiern. Immerhin holte ich gute Punkte für das Team. Ich bin der Fahrer, der dem Team an diesem Wochenende die meisten Zähler bescherte. Im Rennen fuhr ich recht ordentlich."

Frage: "Du erfuhrst an diesem Wochenende eine tolle Unterstützung durch das Team und auch durch deine Fans..."
Hamilton: "Ja, meine Fans sind fantastisch. Überall auf der Welt und auch an der Strecke. Egal, wie schwierig es war. Sie stehen trotzdem zu mir. Einige waren auch hier in Südkorea. Ich bekomme tolle Nachrichten auf Twitter oder via Facebook. Es ist auch etwas Besonderes, solche Menschen zu treffen."