Hamilton bleibt nach Bestzeit auf dem Boden
McLaren-Mercedes scheint langsam auch die schnellen Kurven gut zu meistern, dennoch will Lewis Hamilton seine Bestzeit nicht überbewerten
(Motorsport-Total.com) - Im Freien Training in Spa-Francorchamps erzielte Lewis Hamilton mit 16 Tausendstelsekunden Vorsprung auf Timo Glock Bestzeit. Dem Toyota-Piloten nahm er im ersten Sektor sechs und im zweiten vier Zehntelsekunden ab, dafür war er im Mittelsektor um deren acht langsamer - 47,2 gegen 46,4 Sekunden.

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Lewis Hamilton verfällt trotz seiner Bestzeit nicht in verfrühte Euphorie
"In den schnellen Kurven sind wir nicht überragend", analysiert Hamilton. "Das sieht man besonders im Mittelsektor, wo uns Teams wie Red Bull und Toyota um sechs, sieben Zehntel zerstören." Was er nicht sagt: Eine langsamere Zeit im Mittelsektor könnte auch auf mehr Benzin hindeuten - gerade im Vergleich zu Toyota, denn die Japaner haben im Vorfeld angekündigt, dass sie sich ab Spa-Francorchamps verstärkt auf das Qualifying konzentrieren wollen.#w1#
Wie sich KERS auswirkt
Eine weitere Erklärung für die Diskrepanz ist: "KERS bringt uns im ersten und dritten Sektor was, aber das sind nur drei Zehntel", so Hamilton. Interessant: Obwohl er das System eigenen Angaben nach auf dem Weg runter zur Senke Eau Rouge und vor Blanchimont betätigt, ist der Silberpfeil bei den Speedmessungen zwei und drei, die in mittelschnellen Passagen genommen werden, in Relation viel schneller als auf den superschnellen Stücken!
"Es war ein guter Freitag", bilanziert der Weltmeister. "Wir haben nicht das beste Aeropaket, daher sind wir nicht so schnell, wie wir gerne wären, aber wir sind dennoch viel konkurrenzfähiger als erwartet. Fantastisch war es immer noch nicht. Wir müssen noch einige Änderungen anbringen, weil wir wegen des Wetters effektiv nur ein Training hatten. Ich bin nicht unglücklich, aber wir können das noch besser! Im Moment sind wir nicht die Schnellsten."
McLaren-Mercedes hat in Budapest und Valencia bewiesen, dass der MP4-24 in langsamen Kurven schon jetzt das Maß aller Dinge ist. Für den schnellen Ardennenkurs hatte die Silberpfeile jedoch kaum jemand auf der Rechnung. Da muss man jetzt umdenken, denn auch wenn Hamilton trotz seiner Bestzeit tiefstapelt, beweist die Analyse: Wenn alles normal läuft, wird er auch an diesem Wochenende halbwegs konkurrenzfähig sein.
Von der Strecke begeistert
"Spa ist eine fantastische Strecke, ein sehr ruhiger Ort. Die Menschen sind auch sehr nett. Und das Fahren macht im Trockenen genauso viel Spaß wie im Nassen", schwärmt der Brite, der Eau Rouge gleich in der ersten Rennrunde "unbedingt voll" fahren möchte. Das Wetter ist ihm dabei egal: "Eine trockene Strecke wäre mir lieber, aber das Regenrennen im Vorjahr war auch sehr spannend. Es kommt, wie es kommt. Das Wetter macht hier sowieso, was es will."
Sollte es am Sonntag wider Erwarten tatsächlich zum Sieg reichen, wäre es Hamiltons erster in Spa-Francorchamps. 2007 wurde er nach einer Berührung mit Fernando Alonso in der ersten Kurve Vierter, 2008 Dritter - nachdem man ihm den Sieg wegen eines umstrittenen Überholmanövers nachträglich aberkannt hatte. Aber der Budapest-Sieger sagt unbeirrt: "Ich habe im Vorjahr gewonnen, ich muss hier niemandem mehr etwas beweisen."

