• 22.04.2011 08:18

  • von Britta Weddige

Häkkinen ahnt, was in Kubica vorgeht

Wie Robert Kubica heute musste sich auch Mika Häkkinen nach einem schweren Unfall zurückkämpfen: Von zweifelnden Fragen und der Entscheidung, nie aufzugeben

(Motorsport-Total.com) - Seit zehn Wochen ist Robert Kubica nach seinem schweren Rallyeunfall im Krankenhaus. Nun hat er erstmals selbst darüber gesprochen, welche Fortschritte seine Genesung macht. Doch wann - und ob - er wieder ins Formel-1-Cockpit zurückkehren kann, ist nach wie vor unklar. Wenn Kubica in den nächsten Tagen endlich aus dem Krankenhaus entlassen wird, beginnt für ihn der lange Weg der Rehabilitation.

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Mika Häkkinen hat sich 1995/96 nach einem schweren Unfall zurückgekämpft

Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen kann sich sehr gut in die Situation des Polen hineinversetzen. Denn auch er musste sich nach einem schweren Unfall zurückkämpfen. Der "fliegende Finne" weiß, wie schwer das ist - vor allem mental. Im November 1995 zog sich Häkkinen bei einem Unfall im Qualifying zum Australien-Grand-Prix in Adelaide einen Schädelbasisbruch und weitere schwere Kopfverletzungen zu. Damals war nicht klar, ob er seine Karriere im Rennsport jemals fortsetzen kann.

"Es war eine wirklich schmerzhafte Zeit, als ich damals meinen Unfall hatte, und mich im Krankenhaus zahlreichen Untersuchungen und Operationen unterziehen musste", erinnert sich Häkkinen im Interview mit 'Autosport'. "In diesen Momenten und Wochen denkst du wirklich: 'Das ist doch vollkommen verrückt. Ich habe ein wunderschönes Leben und warum sollte ich es zerstören wollen?' Du möchtest einfach nur die Schmerzen loswerden, unter denen du leidest."

Wie groß die Schmerzen man in einer solchen Situation sind, könne man nur nachvollziehen, wenn man es selbst einmal erlebt hat, so Häkkinen weiter: "Sie sind in deinem Körper und in deinem Kopf. Du möchtest noch nicht einmal daran denken, Rennen zu fahren." Er bekam damals viel Unterstützung von seinen Eltern, seinem Management, seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Erja sowie "einem großartigen Ärzteteam, das sich um mich gekümmert hat."

"Und dann laufe ich hier in einem verdammten Krankenhauspark herum und fühle mich scheiße." Mika Häkkinen

Schritt für Schritt sei es ihm gesundheitlich wieder besser gegangen. "Damit kam ich automatisch an den Punkt, an dem ich darüber nachdenken musste, was ich nun tun werde. Sollte ich einfach aufhören? Keiner hat mich unter Druck gesetzt und gefragt: 'Willst du weitermachen? Willst du aufhören?' Aber ich wusste, dass ich mich eines Tages mit dieser Frage auseinandersetzen muss", schildert er seine Zweifel.

Als die Kopfschmerzen nachließen, konnte Häkkinen das Krankenhaus für Spaziergänge verlassen und begann dabei, nachzudenken - über die Anfänge seiner Karriere, über die verschiedenen Nachwuchsserien, seinen Einstieg in die Formel 1, die Unterschrift bei McLaren und die Fortschritte in seiner Performance.

Vor seinem Unfall habe er sich in allen Bereichen erfolgreich nach vorn gearbeitet und fühlte sich dem Höhepunkt seiner Karriere nah. "Und dann laufe ich hier in einem verdammten Krankenhauspark herum und fühle mich scheiße", erinnert sich Häkkinen. "Etwas später habe ich zu mir selbst gesagt, dass ich nicht aufgeben darf. Ich würde jetzt nicht aufhören, weil ich sonst das Gefühl hätte, aufgegeben zu haben. Also habe ich entschieden: 'Packen wir es an'. Ein paar Jahre später sind wir Weltmeister geworden..."

Ein Comeback, das auch Robert Kubica Mut machen dürfte.