Haas-Team: "Teufel im Detail" bei Ferrari-Partnerschaft

Wenn es zum Problem wird, dass ein Mechaniker zu große Hände hat: Designer Rob Taylor erklärt die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Die FIA spezifiziert in ihrem Regelwerk für die Formel 1 sogenannte "listed parts", also Teile, die jedes Team selbst designen (oder an denen es zumindest das geistige Eigentum besitzen) muss. Alle anderen Teile dürfen theoretisch von anderen Teams oder Zulieferern zugekauft werden. Genau das passiert bei der Partnerschaft zwischen dem Haas-Team und Ferrari.

Titel-Bild zur News: Haas-Mechaniker mit Dallara-Kiste

Oft kommen Dallara-Teile erst in letzter Minute an der Rennstrecke an Zoom

Aber die Zusammenarbeit gestaltet sich nicht ganz so einfach, wie das von außen betrachtet den Anschein haben mag. "All die Teile, die wir von Ferrari bekommen, sehen wir erst kurz vorher", erklärt Chefdesigner Rob Taylor eine der größten Herausforderungen. "Das ist anders als bei selbst entwickelten Teilen, bei denen man das Konzept von Anfang an kennt, lange bevor das Design fertig gebaut ist."

Das führte zum Beispiel vor dem ersten Wintertest in Barcelona dazu, dass Haas schon "auf die Uhr geschaut und darauf gewartet" hat, dass die letzten Teile für das Rollout am Circuit de Barcelona-Cataluyna ankommen. Letztendlich ging es dabei um "Minuten", sagt Taylor. Und weiter: "Es ist ein zweischneidiges Schwert. Du musst die Arbeit zwar nicht selbst machen, aber du kannst erst später auf die Arbeit von jemand anderem reagieren."

Probleme in der Kommunikation

"Ich werde manchmal überrascht", schildert er. "Kommt vor, dass ich sage: 'Moment mal, vergangene Woche habt ihr noch gesagt, das Teil wird so aussehen. Warum sieht es jetzt ganz anders aus?' Und dann bekomme ich zu hören: 'Ach ja, haben wir dir nicht gesagt.'" Von außen betrachtet sehe die Partnerschaft problemlos aus: "Okay, nicht gelistetes Teil, kannst du kaufen. Aber so einfach ist es nicht."

Die Hürden im Ablauf sind etwa der langwierige Papierkram, um die Teile überhaupt aus Maranello auf den Transportweg zu bekommen, oder auch technische Details. So ist es zum Beispiel bereits vorgekommen, dass einzelne Komponenten um Millimeter größer als geplant ausgeliefert wurden - und dann nicht mehr in den VF-16 installiert werden konnten. "Was dann?", fragt Taylor und grinst: "Finde einen Mechaniker mit kleineren Händen! Der Teufel steckt da im Detail."


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Kontakt mit Ferrari über Telefon und Internet

Allerdings geht er davon aus, dass die operativen Abläufe schon 2017, spätestens aber 2018 leichter von der Hand gehen werden: "Dann wissen wir genau, wen wir anrufen müssen und wie wir an die richtigen Informationen kommen." Denn momentan müssen 70 Dallara-Ingenieure unter Taylors Leitung mit den Ferrari-Ingenieuren in Maranello über Telefon oder Internet kommunizieren, weil sie nicht am gleichen Standort sitzen. Das erschwert manche Abläufe.

"Ein Teil des Designteams sitzt de facto in Maranello. Damit müssen wir zurechtkommen", erklärt Taylor. "Es gibt einen permanenten Informationsfluss, aber die Entfernung beträgt halt 90 Kilometer. Die Kommunikation ist nicht schlecht, aber begrenzt." Das gilt nicht nur für die Haas-Ingenieure bei Dallara, sondern auch für die 60 Mitarbeiter in Banbury (Großbritannien) und weitere 50 in Kannapolis (USA), wo neben Verwaltung und Marketing auch CFD und Windkanal sitzen.

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Ein Nachteil sei zum Beispiel, so Taylor, dass Technikchef Günther Steiner nicht permanent bei Dallara anwesend ist. Man umgeht das Problem mit einer sogenannten Lifesize-Videoübertragung. Aber: "Du kannst halt nicht einfach ins andere Büro rübergehen, sondern du musst einen Termin für den Call ansetzen. Das macht es schwieriger, aber es ist auch keine Katastrophe." Immerhin: Am Dallara-Standort werden jetzt 20 weitere Ingenieure gesucht.