• 24.02.2013 19:40

  • von Dominik Sharaf

Gutierrez: Morgen ein Hülkenberg, eines Tages ein Senna

Zurückhaltend, bescheiden und fast ehrfürchtig vor seinem Teamkollegen: So gibt sich der neue Sauber-Pilot, der wegen der Pirelli-Reifen keine Bedenken hat

(Motorsport-Total.com) - Mexikaner in der Formel 1 waren ausgestorben und beinahe vergessen, ehe ein gewisser Sergio Perez sich in einen Sauber setzte und für Furore sorgte. Klar, dass wegen des Erfolges seines Vorgängers die Ansprüche an Esteban Gutierrez gestiegen sind. Der ehemalige GP2-Pilot ist bemüht, die Erwartungen auf der geplanten Flughöhe zu halten. "Meine Ziele sind klar: Ich muss beständig sein. WM-Punkte wären für mich ein großartiges Resultat, ich will jede Chance dazu nutzen", sagt er 'Marca'.

Titel-Bild zur News: Esteban Gutierrez

Esteban Gutierrez: Der junge Mexikaner gibt sich zurückhaltend Zoom

Chronisch in Deckung zu gehen ist aber weder hinter dem Steuer noch vor dem Diktiergerät der Journalisten der Stil des 21-Jährigen, der zusammen mit Perez zu den Schweizern gestoßen ist. "Schon drei Jahre Teil des Teams gewesen zu sein, die Arbeit beobachtet zu haben und über Zugang zum Paddock verfügt zu haben, hilft extrem", zählt er die Argumente auf, die 2013 für ihn sprechen. Gutierrez will kein Grünschnabel sein, aber kein Rotzlöffel, der Nico Hülkenberg den Rang abzulaufen plant.

Überrascht von aggressivem Sauber-Design

Auf den Deutschen angesprochen demonstriert er eine gesunde Portion Respekt. "Er hat Erfahrung und deshalb kann ich mich nicht mit ihm vergleichen, er ist eine Referenz. Ich will auf sein Niveau kommen, aber nicht sofort." Gutierrez erklärt, gemeinsam mit Hülkenberg mehr Konstanz ins Visier genommen zu haben. Mehr lässt er nicht verlauten, tappt bei Saubers Position in der Hackordnung im Dunkeln. Nur so viel: "Wenn es weiter so läuft wie bisher, sollten wir uns ganz vernünftig schlagen."

Während die Testeindrücke vom C32, dessen aggressives Design Gutierrez nach eigener Aussage überrascht hat, offenbar positiv sind, trifft das auf die Pirelli-Pneus nicht zu. Verrückt machen lässt sich Gutierrez davon aber nicht: "Der Reifen scheint ein größeres Problem darzustellen als im vergangenen Jahr, aber darauf werden sich die Teams schnell einstellen. Bei den Tests gab es Fortschritte", analysiert er. Der schnelle Abbau im kalten Barcelona hatte viele Piloten ein neues Klagelied anstimmen lassen.

Im Alltag viel Neues

Besucht Gutierrez in seiner Heimatstadt Monterrey heute ein Restaurant, muss er Autogrammjäger mehr fürchten als noch vor einigen Monaten. Und wieder hat sein Weggefährte Perez seine Finger im Spiel. "Alles hat sich verändert, aber schrittweise und nicht plötzlich", meint er über die Einschnitte in seinem Leben, seitdem er eine Unterschrift unter einen Vertrag als Einsatzfahrer gesetzt hat. "In den vergangenen Jahren ist die Formel 1 in Mexiko massiv gewachsen." Dank des angehenden McLaren-Stars.

Am Vorbilderhimmel schwebt der bei Gutierrez nicht, dafür aber ein anderer noch aktiver Pilot - auch wenn der noch um ein Formel-1-Comeback kämpft: "Robert Kubica ist ein Fahrer, den ich bewundere. Das tun viele", lobpreist er den Polen, der seit einem Rallye-Unfall im Februar 2011 keinen Formel-1-Boliden mehr pilotiert hat. "Für den Sport und sein Verlangen nach Konstanz ist Fernando Alonso ein gutes Beispiel. Zuvor war Ayrton Senna eine große Persönlichkeit und ein großer Champion", ergänzt Gutierrez. "So wie sie will doch jeder gerne sein."


Fotos: Esteban Gutierrez, Testfahrten in Barcelona