• 10.07.2002 10:19

Gustav Brunner analysiert den neuen Hockenheimring

Dank Simulationen kennt Toyotas Technischer Direktor Gustav Brunner schon jetzt die Knackpunkte des neuen Hockenheimrings

(Motorsport-Total.com) - Moderne Simulationstechnik macht es möglich, dass die Rennwagen bereits ihre Runden auf der modifizierten Piste drehten, bevor diese fertig gestellt war. Gustav Brunner, Technischer Direktor des Toyota-Teams, weiß deshalb bereits schon recht genau, welche Herausforderungen die Ingenieure auf der jetzt knapp 4,5 Kilometer langen Piste erwarten.

Titel-Bild zur News: Gustav Brunner

Gustav Brunner erwartet für die Formel 1 eine positive Neuerung

"Wir haben", erklärt Routinier Brunner, "von Rennstrecken-Architekt Hermann Tilke exakte Unterlagen mit allen Daten erhalten, die sofort in unser Simulationsprogramm eingespeist wurden. Daher wissen wir, wie unsere Autos für diesen Kurs abgestimmt werden müssen."

Die Reduzierung der Hochgeschwindigkeitsabschnitte und die zusätzlichen Kurven haben natürlich Auswirkungen auf das Setup der Aerodynamik. "Der Hockenheimring war bis 2001 die schnellste Strecke", sagt der österreichische Ingenieur, "und entsprechend werden wir mit maximalem Anpressdruck fahren. Auch die erste Kurve wurde ja umgebaut. Sie ist jetzt enger. Also muss früher gebremst werden, deshalb wird die Start-und-Ziel-Gerade langsamer. Außerhalb des Motodroms haben die Umbauten den Circuit sogar völlig verändert."

Mit der über einen Kilometer langen "Parabolika" umfasst der neue Streckenabschnitt allerdings auch eine sehr schnelle Passage. Brunner erwartet, dass dort knapp über 300 km/h erreicht werden, und er begründet seine Vorhersage: "Wenn man sich die Top-Speeds von Silverstone anschaut und berücksichtigt, dass wir in Hockenheim mit noch etwas mehr Anpressdruck als beim GP von England fahren, dann werden die Rennwagen auf der Parabolia wohl bis circa 305 km/h beschleunigen."

"Anschließend geht es dann durch eine Haarnadelkurve mit ganz engem Radius. Dort werden die Fahrer mit maximalem Lenkradeinschlag im ersten Gang ganz langsam herumrollen. Beim Anbremsen kann mit Sicherheit überholt werden. Deshalb ist es ein interessanter Platz für die Zuschauer. Die Streckenskizze zeigt, dass die Tribunen dort genau richtig postiert wurden."

Im Bereich der 90-Grad-Linkskurve vor der Mercedes-Tribune erwartet der Toyota-lngenieur gewisse Probleme: "Richtungsänderungen dieser Art in Verbindung mit Beschleunigung bringt eigentlich immer Untersteuern". Brunner schätzte immer schon den rauen und deshalb recht griffigen Pistenbelag des Hockenheimrings. Der neue Asphalt, das weiß er bereits, soll noch mehr Grip haben. "Das ist eine sehr gute Nachricht", freut sich der 51-Jährige, "denn Strecken mit wenig Grip mag ich persönlich gar nicht. Pisten mit einem hohen Grip-Level sind gut für den Sport - dann kann überholt werden. Dort sind ganz einfach bessere Rennen möglich."

Nachdem bisher in Hockenheim der Motor die wichtigste technische Komponente des Gesamtpakets war, rücken jetzt andere Bereiche in den Vordergrund. Brunner spricht beispielsweise von "drei harten Bremspunkten" auf der neuen Anlage. Insgesamt werde jetzt wohl das "Auto wichtiger als der Motor" werden. Und er sieht einen weiteren Faktor, dessen Bedeutung zugenommen hat: "Das Fahren bekommt eine größere Bedeutung. Die Piloten brauchen an einigen Stellen sehr viel Fahrgefühl."

Auch im Motodrom, wo die klassische Streckenführung nur geringfügig modifiziert wurde, erleben die Zuschauer Neues. "Mit mehr Flügel", so Brunner, "ist die Motodrom-Eingangskurve ganz sicherlich pfeilschnell. Auch die Sachs-Kurve wird interessant werden, in der Linkskehre erwarte ich gute Manöver. Aufgrund der Überhöhung kann man auch auf dem Außenradius relativ gut fahren, Ich konnte mir vorstellen, dass man dort sogar wieder überholen kann."

Als Resultat der intensiven Vorbereitung erwartet Gustav Brunner keine Orientierungs-Phase auf dem neuen Hockenheimring: "Es wird keine Überraschungen geben. Wir werden die Strecke bereits am ersten Trainingstag voll im Griff haben. Aufgrund der Simulation gibt es auf neuen Strecken keine Geheimnisse mehr."

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