• 05.11.2004 09:55

  • von Marco Helgert

Große Zuversicht bei Jordan

Das Jordan-Team wieder im Aufwind: Die Motorensituation scheint gelöst und die Suche nach einem Investor schreitet voran

(Motorsport-Total.com) - Die Grundstimmung im Jordan-Team war im September am Boden. Noch vor der offiziellen Verkündung des Formel-1-Ausstiegs von Ford ließ Eddie Jordan durchsickern, dass sein Team vor dem finanziellen Kollaps steht. "Es hat keinen Sinn mehr, weiterzumachen", erklärte er Mitte September der 'Münchner Abendzeitung'. Demnach stünde er auch keinem Mitarbeiter im Weg, der das Team verlassen wolle.

Titel-Bild zur News: Timo Glock (Jordan-Ford EJ14)

Überlebenskampf: Kann Jordan auch 2005 in der Formel 1 antreten?

Nur einen Tag danach der nächste Schock für den Iren: Ford steigt aus der Formel 1 aus und nimmt Cosworth gleich mit. Somit litt das Team ab sofort nicht nur unter finanzielle Sorgen, plötzlich hatte man auch keine Aggregate für die kommende Saison. Ein erstes Angebot von Cosworth war klar überteuert und Jordan ließ kaum ein gutes Haar am ehemaligen Partner.#w1#

"Wissen sie, was sie vorgeschlagen haben? Sie haben den Preis für die Motoren, die nicht einmal weiterentwickelt worden wären, einfach verdoppelt. Dieses Verhalten ist unglaublich, dabei kratze ich nur an der Oberfläche", erklärte der Teamchef Anfang Oktober dem 'Guardian'. "Ich bekomme nicht einmal einen Termin, um mit irgendwem darüber sprechen zu können. Das ist schon ein sehr, sehr trauriger Zustand, finde ich."

Der Tiefpunkt des Jordan-Teams

Auf Ford/Cosworth konnte und wollte der Ire nun nicht mehr setzen, zumal der Zeitplan für den Bau des nächstjährigen EJ15 ohnehin ins Stocken geriet. Die Entscheidung könnte durchaus weise gewesen sein, denn die Zukunft von Cosworth ist trotz aller Spekulationen auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gelöst.

An Alternativen mangelte es jedoch. Toyota lehnte noch am Rande des Japan-Grand-Prix' Lieferungen von Kundenmotoren ab. Die Zeit reiche nicht aus, um bereits 2005 ein zweites Team zu beliefern. Doch nur zwei Wochen später die Kehrtwende. In Brasilien trafen sich die Teamchefs, um eigene Reformvorschläge zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang dürfte sich auch Toyotas Meinung geändert haben.

Toyota-Präsident John Howett ruderte in Sao Paulo zurück. "Wir haben gesagt, dass wenn es eine Krise zu geben scheint, wir bereit sind, Unterstützung zu leisten, wir befinden uns jedoch schon drei Wochen hinter unserer idealen Deadline, aus diesem Grund wird es von Tag zu Tag schwieriger", so Howett. "Die Leute haben sich mit uns unterhalten, aber bisher gibt es nichts Konkretes, das ist alles, was ich dazu sagen kann."

Die Krise ist da und konkreter wurden die Gespräche nach dem letztem Rennen in Brasilien wohl auch, denn aus Silverstone, der Teambasis von Jordan, drangen nun keine negativen Nachrichten mehr nach außen. "Wir sind nun zu 99 Prozent sicher, dass wir im kommenden März beim Australien-Grand-Prix dabei sein werden. Es waren Nerven aufreibende vergangene Wochen, aber nun blicken wir auf die Zukunft", erklärte Marketingdirektor Ian Phillips dem 'Guardian' kürzlich.

Rettung aus Japan und China?

Auch wenn Toyota als Motorenpartner nur kolportierte zehn Millionen Dollar für Kundentriebwerke verlangt, so bleibt ein Fragezeichen hinter dem Team: Kann Eddie Jordan ein Budget zusammenbekommen, das ein Überleben sichert? Bereits im Sommer gab es Spekulationen, dass Jordan das offizielle Team Dubais werden könnte, doch das Königreich stellt ab 2006 ein eigenes Team.

Auch Christian Horner, der aus der Formel 3000 in die Formel 1 aufsteigen wollte, wurde als potenzieller Käufer gehandelt, nun aber scheint sich sein Arden-Team auf den Aufbau einer Renntruppe für die neue GP2-Serie zu konzentrieren. Neuen Schwung brachten Berichte, wonach die Teamführung von Jordan in dieser Woche nach Peking reiste, um mit chinesischen Investoren zu verhandeln. In Asien selbst wird 'PetroChina' hinter dieser Aktion vermutet.

Die Stimmung bei Jordan ist gefestigt, wenn nicht gar optimistisch. Ein kleines Indiz dafür, dass sich bei den "Gelben" etwas bewegt, ist das Verhalten des Hauptsponsors 'Benson + Hedges'. Die Meldung, dass die 'Gallaher'-Gruppe sich zurückziehen würde, kam keineswegs überraschend, wohl aber die Reaktion des Unternehmens. Man wolle abwarten und sich erst später entscheiden - dies könnte ein Indiz dafür sein, dass bei Jordan einiges in Bewegung ist.