• 13.04.2013 16:10

  • von Dieter Rencken aufgezeichnet

Grosjean: "Sind in die richtige Richtung gegangen"

Romain Grosjean bekommt im Qualifying endlich die mysteriösen Abstimmungsprobleme in den Griff und fährt prompt auf Startplatz sechs

(Motorsport-Total.com) - Bis zum Beginn des Qualifyings lief für Romain Grosjean beim Großen Preis von China in Schanghai nur wenig zusammen, doch pünktlich zum Zeittraining gelang dem Franzosen eine deutliche Leistungssteigerung. Der Lotus-Pilot fuhr auf Startplatz sechs und verringerte den Abstand zur Spitze auf 0,880 Sekunden. Im Interview erklärt der Franzose, welche Ursachen dieser Leistungssprung hatte. Außerdem blickt Grosjean voraus aufs Rennen, wo auch seiner Meinung nach die Reifen die alles entscheidende Rolle spielen werden.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean und Lotus kamen den Abstimmungsproblemen auf die Spur Zoom

Frage: "Romain, du hast gestern gesagt, dass sich das Auto mysteriös anfühlt. War das heute besser?"
Grosjean: "Ja, im Qualifying gab es kein wirkliches Problem, sondern nur viele Kleinigkeiten, die sich auswirken. Selbst heute Morgen im dritten Freien Training war es eine Katastrophe. Dort war ich 18. und haben meine Runde nicht zusammenbekommen. Wir haben dann versucht, das Auto so gut wie möglich zu verbessern."

"In Q1 bin ich an diesem Wochenende meine erste Runde mit wenig Benzin auf den weichen Reifen gefahren. Die musste ich erst einschätzen. Nach dem ersten Run habe ich dann gesagt 'Gebt mir ein bisschen mehr Frontflügel, verstellt die Balance' uns so weiter. Aber man muss sehen, wo wir vor dem Qualifying standen. Außerdem haben wir eine Abstimmung gewählt, von der wir nur dachten, dass sie die beste ist. Aber damit sind wir in die richtige Richtung gegangen."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass ihr das Problem gelöst habt?"
Grosjean: "Wir haben herausgefunden, was uns in diese Situation gebracht hat. Hoffentlich ist es nun verschwunden."

Missverständnis bei der Abstimmung

Frage: "Ist es ein Problem mit dem Auto oder mit der Abstimmung?"
Grosjean: "Das kann Alan Permane (Chefingenieur, Anm. d. Red.) sicherlich besser erklären. Es war ein Missverständnis zwischen dem was wir hatten, und dem, von dem wir dachten es zu haben."

Frage: "Also lag es eher an der Abstimmung und nicht an einem Bauteil?"
Grosjean: "Ja."

Frage: "Trat das Problem nur bei dir auf oder hätte es auch Kimi betreffen können?"
Grosjean: "Ich denke, es betraf vor allem mich, denn seit Melbourne hatten wir Problem, unsere Abstimmung weiterzuentwickeln. Kimi arbeitet mit seiner eigenen Abstimmung und hat nur kleine Veränderungen vorgenommen. Bei ihnen waren die Computerberechnungen ausgeglichen. Wir hingegen hatten eine Abstimmung gefunden, von der wir dachten, dass sie die beste wäre, aber was war nicht der Fall."

Frage: "Das Problem trat also schon in Melbourne auf und führte dazu, dass seid dort mit einer völlig falschen Abstimmung gefahren seid?"
Grosjean: "Ja."


Fotos: Romain Grosjean, Großer Preis von China


Frage: "Und nun bist du zuversichtlich für das Rennen?"
Grosjean: "Ja, das Auto hat sich am Ende des Qualifyings gut angefühlt. Mit diesen Reifen ist es einfach, Zeit zu verlieren oder zu gewinnen. Ich habe alleine in der ersten Kurve drei Zehntelsekunden auf Kimi verloren, weil ich dort einen großen Fehler gemacht habe. Du gehst schnell in diese Kurve und weißt, dass du nur diese eine Chance hast. Das macht dir das Leben nicht einfacher. Aber die Reifen haben gut funktioniert, das Rennen wird interessant."

Frage: "Hast du darüber nachgedacht, in Q3 die mittelharten Reifen zu fahren?"
Grosjean: "Nein, das war eine umkomplizierte Entscheidung."

Frage: "Am Freitag war Lotus auf den mittelharten Reifen nicht so gut wie auf den weichen. Denkst du, dass dieses Problem gelöst wurde?"
Grosjean: "Gestern haben wir auf den weichen Reifen mehr Zeit gefunden als die anderen, aber das war mit viel Benzin am Bord. Wir schaffen es, sie besser zum arbeiten zu bringen."

Grosjean rechnet mit drei bis vier Stopps

Frage: "Wie lange werden deiner Meinung nach die weichen Reifen halten? Einige Teams sagen zehn Runden, andere sprechen vor drei oder vier?"
Grosjean: "Es wird irgendwo in der Mitte liegen, aber auf jeden Fall wird es sehr kurz sein."

Frage: "Wie viele Stopps erwartest du morgen? Drei oder vier?"
Grosjean: "Einige werden versuchen, mit zwei Stopps durchzufahren. Dazu muss man aber sehr mutig sein. Bei meisten werden wohl drei oder vier Mal stoppen. Wenn der Reifen schon auf den ersten beiden Runden deines Stints Graining bekommt, wird es ein Alptraum."

Frage: "Bist du zuversichtlich, dass der Reifenabbau hier ähnlich gut verläuft wie in Melbourne?"
Grosjean: "Ich denke, wir haben einige Dinge aus Melbourne verstanden und sollten morgen alles richtig machen. Wir müssen das Auto so weit wie möglich darauf einstellen, den Frontflügel und den Reifendruck."

Frage: "Es ist nun das dritte Wochenende, an dem ihr das DRS im Freien Training und Qualifying nicht mehr uneingeschränkt verwenden dürft. Spürst du einen Unterschied?"
Grosjean: "Ja, es ist im Auto jetzt nicht mehr so ein Alptraum. Der Einsatz des DRS war manchmal sehr schwierig. Du fährst Vollgas, aktivierst das DRS und weißt nicht genau, wie viel Abtrieb du verlierst. Jetzt aktivieren wir es nur noch auf der Geraden. In Malaysia haben wir viele Überholmanöver dadurch gesehen, das hat sich anscheinend nicht geändert. Mir gefällt es."