Grosjean im Interview: Was er von Renaults Motoren-Exit hält

Ex-Formel-1-Pilot Romain Grosjean blickt auf seine bewegte Karriere zurück und ordnet die aktuelle Situation seiner Ex-Teams Renault und Haas ein

(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean, ehemaliger Formel-1-Pilot und mittlerweile IndyCar-Fahrer, verfolgt die Königsklasse noch immer sehr genau. Am Rande des Grands Prix von Mexiko erinnert er sich im Interview mit Motorsport.com, einer Schwesterseite von Motorsport-Total.com, an seine eigenen Anfänge.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean war bis 2020 in der Formel 1 aktiv Zoom

Grosjeans Karriere startete bei Renault, dem Team, das ihn früh förderte und ihm den Einstieg in die Formel 1 ermöglichte. Er beschreibt Renault als einen essenziellen Teil seiner Laufbahn: "Ohne sie wäre ich kein Rennfahrer geworden. Für mich war das also ein wichtiger Teil meiner Geschichte und meiner Rennfahrerkarriere."

Im Jahr 2005 trat er dem Nachwuchsprogramm des französischen Rennstalls bei, was ihm den Zugang zu wertvollen Ressourcen und die Möglichkeit bot, mit erfahrenen Piloten wie Fernando Alonso und Heikki Kovalainen zu arbeiten.

Grosjean: Falsche Zeit, falscher Ort

Grosjean erinnert sich begeistert an seine ersten Erfahrungen in einer Formel-1-Fabrik und an die Chance, in ein Formel-1-Auto zu steigen. "Das war ziemlich aufregend."

Sein Formel-1-Debüt im Jahr 2009 gestaltete sich jedoch schwierig. Als Ersatzfahrer für Nelson Piquet jun., der mitten in der Saison entlassen wurde, musste er ohne vorherige Simulatortests direkt in ein Rennwochenende gehen - eine Herausforderung, auf die sich Grosjean nicht vollständig vorbereitet fühlte.

"Es war die falsche Zeit und der falsche Ort", resümiert er. "War ich bereit? Nicht ganz. Und es war nicht einfach. In dieser Formel-1-Saison bestritt Grosjean sieben Rennen für Renault, bevor er die Serie am Ende des Jahres vorerst wieder verließ.

"Natürlich wünschte ich mir, dass ich sieben Grands Prix fahren könnte, um zu üben, mich aufzuwärmen und dann im nächsten Jahr die ganze Saison zu fahren. Das hat sich natürlich nicht so ergeben, aber trotzdem war es ein Glück, wenigstens schon sieben Grands Prix zu machen", blickt der Franzose zurück.

Beste Saison mit Mercedes-Motoren

2012 kehrte Grosjean in die Formel 1 zurück und fuhr wieder für Renault, diesmal unter dem Namen Lotus. Diese Zeit beschreibt er als ein Kapitel "voller Höhen und Tiefen".

Die Saison 2013 begann vielversprechend, doch finanzielle Schwierigkeiten führten 2014 zu einem Leistungsabfall. Dennoch erinnert sich Grosjean an die Saison 2015 als besonders erfolgreich, da das Team trotz geringem Budget oft in die Top 10 fahren konnte und er das Jahr auf Rang 11 in der Fahrerwertung abschloss.

In dem Jahr setzte das Lotus-Team anstelle von Renault-Motoren Triebwerke von Mercedes ein. "Der Mercedes-Motor war einfach fantastisch", schwärmt Grosjean noch heute. "Sie sind definitiv der beste Motor, also war es großartig, 2015 zu Mercedes zu wechseln, denn Renault hatte 2014 ein wenig zu kämpfen."


Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Renault/Alpine

Trotzdem findet der 38-Jährige es schade, dass Renault die Entscheidung getroffen hat, ab 2026 keine Formel-1-Motoren mehr zu produzieren. "Ich bin ein bisschen traurig, weil ich Franzose bin und das Werk seit 2005 kenne", sagt der Ex-Formel-1-Pilot.

In dem Zusammenhang würdigt Grosjean auch die beeindruckende Geschichte der Renault-Motoren, angefangen bei den frühen Motoren der Turbo-Ära bis hin zu den V10-Motoren, mit denen Fernando Alonso seine Weltmeistertitel gewann.

"Schwierige Zeiten" für Renault/Alpine

Er gibt jedoch zu, dass die Einführung des V6-Hybridmotors 2014 problematisch war, da die Leistung zunächst nicht mit der Konkurrenz mithalten konnte. "Aber mit Daniel Ricciardo und Red Bull haben sie immer noch Rennen gewonnen, es gab also Potenzial. Und ist es immer einfach, dem Motor die Schuld zu geben."

Die momentane Performance des Teams sieht Grosjean kritisch: "Es sind schwierige Zeiten. Sie scheinen keine solide Basis zu finden, um damit zu beginnen und daran zu arbeiten."

"Ich denke, das ist es, was sie jetzt tun müssen, aus meiner Sicht - und dann hoffentlich zu einem anständigen Platz zurückkehren. Ich weiß, dass sich Enstone so sehr verändert hat, seit ich weg bin. Und sie haben so viel investiert, dass ich hoffe, dass es eines Tages funktionieren wird", blickt der Franzose voraus.

Bezüglich der aktuellen französischen Fahrer in der Formel 1, Esteban Ocon und Pierre Gasly, die beide für Alpine fahren, hält Grosjean fest, dass es "nicht einfach zwischen den beiden" war. "Ich glaube nicht, dass sie die besten Freunde auf der Welt sind. Aber das wussten wir schon, bevor sie Teamkollegen wurden."

Nächstes Jahr wird das anders sein, denn dann wechselt zu Ocon ins Team von Haas. "Also, wir werden sehen. Aber ja, sie haben zwei französische Fahrer da draußen und sie geben ihr Bestes. Und das ist alles, was wir verlangen", sagt Grosjean.

Über Ocons Wechsel zu Haas, wo Grosjean seine letzten fünf Formel-1-Jahre verbrachte, äußert er sich positiv. "Haas wird besser und besser. Ich meine, Ayao Komatsu macht einen großartigen Job für das Team. Ich wünschte fast, ich hätte mit ihm arbeiten können. Ich denke also, dass Ocon dort eine große Chance hat."

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