• 11.06.2012 03:21

Grosjean: "Bahrain war keine Eintagsfliege"

Der Franzose glaubte kaum der Boxentafel, die seine sensationelle Aufholjagd von Rang neun auf zwei bestätigte - Er widmet das Podium dem verunglückten Moreau

(Motorsport-Total.com) - Lotus nähert sich dem ersten Formel-1-Sieg mit kleinen Schritten. Am Sonntag machte Romain Grosjean beim Großen Preis von Kanada mit Rang zwei einen weiteren in Richtung des Premierenerfolges. Und das unter erschwerten Umständen: Die Reifen mussten lange durchhalten, der Franzose sich durch den dichten Verkehr kämpfen und auf einer neuen Strecke klarkommen. In der FIA-Pressekonferenz schildert er, was seine Videospielleidenschaft damit zu tun hat.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean hatte an der Ein-Stopp-Strategie des Lotus-Teams Zweifel

Frage: "Romain, ein tolles Resultat für dich und das Team. War es immer der Plan, nur einen Stopp zu machen?"
Romain Grosjean: "Wir dachten darüber nach und wollten später sehen, ob es klappt. Die Frage war, wie lange wir mit den superweichen Reifen, die sowohl in Q1 als auch in Q3 zum Einsatz gekommen waren, auf der Strecke bleiben konnten. Aber das Auto fühlte sich dann gut an. Als ich den härteren Reifen aufzog, wusste ich nicht, was Nico Rosberg oder Mark Webber vor mir machen würden."

"Es war also schwierig. Ich kämpfte mit ihnen und entfachte ziemlichen Druck, aber ich wusste, dass ich versuchen würde, nur einen Stopp zu machen. Als Mark endlich zur Box ging, waren meine Reifen noch immer frisch und ich realisierte, dass ich Dritter war. Ich sah, wie Fernando (Alonso, Anm. d. Red.) immer langsamer wurde und fuhr auf Rang zwei vor. Es war ein verrücktes Rennende."

"Ich dachte an Rang vier oder fünf, aber das Tempo bleib hoch und das Team machte mit dem Auto einen fantastischen Job, der Wagen ging hervorragend mit den Reifen um. Wir wussten, dass es bei Hitze besser gehen würde und hofften auf Sonnenschein. Der kam, das war gut für uns und es ist fantastisch, mein zweites Podium in dieser Saison feiern zu können."

Frage: "Du hast früh im Verkehr festgesteckt, was sicher interessant war. Was dachtest du?"
Grosjean: "Es war nicht einfach am Start, weil ich zunächst im Verkehr zu kämpfen hatte und ich nicht wusste, wer einen und wer zwei Stopps macht. Dann habe ich versucht, Rosberg an der Box zu überholen, was aber nicht funktioniert hat. Ich war wieder hinter ihm und wenn du einem Auto unmittelbar folgst, ist es nicht einfach, die Reifen zu schonen."

"Ich wusste, das wir versuchen würden, auf einen Stopp zu gehen. Aber ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Und dann sah ich Nico (Rosberg, Anm. d. Red.) in die Boxengasse abbiegen und dachte: 'Gute Nachrichten.' Dann schloss ich auf zu Mark, der das gleiche Tempo fuhr wie ich. Es war also nicht einfach, aber dann ging er auch zur Box. Ich war mir meiner Sache dann sicherer und konnte nicht glauben, dass ich innerhalb weniger Runden von Rang neun auf zwei vorgefahren war, wie es mir auf der Boxentafel angezeigt wurde."

"Ich verstand nicht wirklich, was passiert war. Aber ich wusste, dass wir schnell unterwegs waren. Das Team hatte erneut einen unglaublichen Job gemacht und mir ein tolles Auto in die Hand gegeben. Ich will dieses Resultat ihnen widmen, meinen Freunden und besonders Guillaume
Moreau, der am Le-Mans-Testtag einen Unfall hatte. Ich wünsche ihm gute Besserung. Ich bin sehr glücklich, dass ich ihn für das Rennen auf meinem Helm verewigt hatte."


Fotos: Romain Grosjean, Großer Preis von Kanada


Frage: "Du bist ein Neuling auf dieser Strecke und hast den Kurs offensichtlich schnell gelernt. Wie fühlst du dich?"
Grosjean: "Gut. Ich fühle mich fast wie zu Hause. Die Leute sprechen Französisch, die Stadt ist schön und die Menschen heißen mich willkommen. Es ist toll, hier zu sein. Die Strecke ist interessant, nicht einfach zu lernen. Aber wie wir immer sagen: Wenn du ein gutes Resultat einfährst, magst du die Strecke. Also mag ich jetzt Kanada und freue mich schon auf das kommende Jahr. Aber zuvor gibt es noch 13 Rennen. Hoffentlich können wir unser Tempo und unsere Ergebnisse bei- und das Team bei der Stange halten."

Frage: "Du hast gesagt, es sei dein Lieblingskurs auf der Playstation, wo du ihn auch gelernt hast. Denkst du also, die Playstation hat Anteil an deiner starken Leistung?"
Grosjean: "Ich sollte sagen X-Box oder Microsoft. Es stimmt, dass die Strecke im Videospiel meine liebste ist. Das ist spannend: Es ist deutlich unebener als auf dem Sofa sitzend an der X-Box."

Frage: "Was bedeutet das Podium verglichen mit dem in Bahrain? Der Start ins Wochenende war schließlich nicht einfach für dich."
Grosjean: "Es bedeutet eine Menge. Es bedeutet, dass wir in guter Form sind und uns jedes Mal verbessern. Wir hatten einen schlechten Freitag mit ganz anderen Bedingungen verglichen mit denen vom Sonntag. Ich musste die Strecke lernen, das richtige Setup war nicht einfach zu finden. Ich bin mir sicher, dass wir das besser hätten hinbekommen können, aber das haben wir jetzt für die restliche Saison im Hinterkopf."

"Wir arbeiten ziemlich gut, also bin ich mit dem Podium zufrieden. Nach sieben Rennen sind wir noch immer da und es bedeutet, dass Bahrain keine Eintagsfliege war. Wir kämpfen weiter mit guten Leistungen an der Spitze und das Team kommt mit dem E20 prima klar."

Frage: "Wie nahe ist der erste Sieg?"
Grosjean: "Der Abstand ist nicht so groß. Wir müssen nur im Qualifying bessere Leistungen bringen, denn das ist in dieser Saison nicht unsere Stärke. Die Freitage und Samstage waren bislang ziemlich schwierig, aber wir haben eine Menge über das Auto gelernt. Es ist gut wissen, dieses Ass für die nächsten Rennen im Ärmel zu haben. Lewis (Hamilton, Anm. d. Red.) ist vielleicht am Ende spazieren gefahren, wir nicht. Wir haben aber auch versucht, keinen Fehler mehr zu machen."

Romain Grosjean

Das zweite Podium nach Bahrain: Grosjean ist bald Stammgast Zoom

"Ehrlich gesagt: Als ich Vierter oder Fünfter war dachte ich, es sei ein gutes Resultat nach Startplatz sieben. Aber dann kam Fernando in Schwierigkeiten und ich schloss auf, danach zu Lewis. Es war kein einfaches Rennen, denn wir haben Auto und Reifen viel abverlangt. Wer nach zwanzig und ein paar zerquetschten Runden in die Box kommt und weiß, dass 70 gefahren werden müssen, ist vorsichtig."