• 20.03.2006 10:42

  • von Adrian Meier

Grand Prix kostet Belgien jährlich zehn Millionen

In der Schweiz gibt es viele Befürworter eines Formel-1-Rennens - Gegner befürchten jedoch ein ähnliches finanzielles Debakel wie in Belgien

(Motorsport-Total.com) - Einige Länder denken derzeit laut darüber nach, einen Formel-1-Grand-Prix veranstalten zu wollen. Auch in der Schweiz, wo am Donnerstag der Nationalrat über die Zulassung der Formel 1 in der Schweiz debattiert, gibt es viele Anhänger einer solchen Idee. Die Gegner eines Rennens verweisen jedoch auf das Beispiel Spa-Francorchamps in Belgien, wo der Grand Prix jährlich Millionen verschlingt.

Titel-Bild zur News: Rennstrecke von Spa-Francorchamps in Belgien

Der defizitäre Belgien-Grand-Prix liefert den Formel-1-Gegnern Argumente

Die schweizerischen Formel-1-Befürworter rund um Nationalrat Ulrich Giezendanner erhoffen sich von einem Rennen vor allem große wirtschaftliche Vorteile, wie das 'Bieler Tagblatt' berichtet. Giezendanner gehe demnach von einer Wertschöpfung von 25 bis 45 Millionen Euro und etwa 1.400 bis 2.500 neuen Arbeitsplätzen aus.#w1#

Negativbeispiel Belgien

Renngegner verweisen jedoch auf Belgien, wo die wallonische Regionalregierung ursprünglich ebenfalls von einem Geldsegen und Werbung für den Tourismus ausgegangen war. Allerdings geriet das Traditionsrennen in den Ardennen in den letzten Jahren im Gegensatz dazu eher negativ in die Schlagzeilen. So wurde das Rennen im Jahr 2003 aufgrund eines Tabakwerbeverbotes kurzfristig abgesagt. Daraufhin bemühten sich viele Politiker um eine schnelle Rückkehr.

Dementsprechend herrschte Erleichterung, als Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone das Rennen 2004 wieder in den Rennkalender aufnahm. Jedoch wurde erst nach und nach bekannt, zu welchen Konditionen die Belgier einen neuen Vertrag abgeschlossen hatten. Nachdem im Jahr 2005 die Zuschauerzahlen hinter den Erwartungen zurückblieben und der lokale Veranstalter Konkurs anmelden musste, enthüllte die wallonische Regierung einige Details. So müsse das Rennen jährlich mit rund zehn Millionen Euro Steuergeldern subventioniert werden, um den Betrieb zu sichern.

Teure Aussichten

Eine Absage des defizitären Rennens jedoch würde die Belgier noch mehr Geld kosten, denn in diesem Fall würde Ecclestone bis mindestens in das Jahr 2010 jährlich umgerechnet etwa 12,5 Millionen Euro Entschädigung erhalten. Anfang Februar verkündete die wallonische Regierung dann zwar, mit Ecclestone einen neuen Vertrag mit besseren Konditionen ausgehandelt zu haben, jedoch ist ein solches Papier bisher nicht unterschrieben.

In der Saison 2006 fällt das Rennen zudem erneut komplett aus. Zunächst muss der Kurs, der für viele Formel-1-Piloten die Lieblingsstrecke darstellt, umgebaut und modernisiert werden. Die Kosten für diese Maßnahmen müssen dabei natürlich wieder von den Steuerzahlern getragen werden. Neben dem belgischen Grand Prix ist in den letzten Monaten auch der Hockenheimring wegen einer finanziellen Krise in die Schlagzeilen geraten und gibt den Schweizer Grand-Prix-Gegnern weiteren Aufwind.