• 05.11.2010 20:40

  • von Britta Weddige

Glück und Pech: Mansell über die Titel-Lotterie

Nigel Mansell beobachtet begeistert die immer neuen Wenden im Titelkampf 2010: Glück, Pech und Fehler sorgen für viel Spannung

(Motorsport-Total.com) - Wenn es in Brasilien und Abu Dhabi zum Titelshowdown kommt, wird auch Nigel Mansell das Geschehen gebannt verfolgen. Der frühere Weltmeister ist begeistert vom bisherigen Saisonverlauf, denn so spannend und unvorhersehbar war der Kampf um die Weltmeisterkrone selten. Ferrari und Fernando Alonso haben am Sonntag in São Paulo den ersten Matchball, doch laut Mansell ist das Rennen noch lange nicht entschieden.

Titel-Bild zur News: Nigel Mansell

Nigel Mansell ist begeistert von den vielen Wenden im Titelkampf

"Es war absolut bemerkenswert, wie Ferrari zurückgekommen ist. Ferrari und Alonso haben einen unglaublichen Job gemacht", erkennt Mansell im Interview mit 'talkSPORT' an. Aber was die Titelentscheidung angeht, sei weiter alles offen: "Es stehen immer noch zwei Rennen aus und es gibt ein neues Punktesystem, und da sind noch andere, die es schaffen können. Zwei andere können es definitiv schaffen, und es gibt noch zwei Außenseiter."

Der frühere Weltmeister warnt davor, einen der Kandidaten zu früh abzuschreiben. Denn das Blatt wende sich in dieser Saison sehr schnell. "Sie alle hatten Glück und Pech. Deshalb ist es in diesem Jahr so interessant", erklärt der Brite. "Alle von ihnen hatten ihre Höhen und Tiefen. Wenn es ein bisschen ruhiger gewesen wäre, dann wäre einer von ihnen schon längst zum Weltmeister gekrönt."

Mark Webber

Ende einer WM-Führung: Mark Webbers Auto nach dem Crash in Südkorea Zoom

Als Beispiel nennt er Red-Bull-Pilot Mark Webber und dessen Ausfall in Südkorea: "Wenn er einfach dort geblieben wäre, wo er war, dann würde er die Weltmeisterschaft jetzt mit mindestens 25 Punkten anführen. Er war hervorragend in Form, und jetzt findet er sich auf dem zweiten Platz wieder. Das ist eine interessante und faszinierende Situation."

Mansell gehört zu jenen, die dem Australier nach schwierigen Jahren den Titel gönnen würden: "Er hat in diesem Jahr diese große reelle Chance. Und ich denke, dass jeder mit ihm mitgefühlt hat, als er im letzten Rennen von der Strecke in die Leitplanke gerutscht ist. Aber die Sache ist: Es wird auf der Strecke, nicht neben der Strecke entschieden. Man gewinnt den Titel, wenn man die meisten Punkte sammelt. Ich denke, jeder wünscht ihm für dieses Wochenende alles Glück, das er haben kann."

Auch Webbers Teamkollege Sebastian Vettel sei in Südkorea "ein fantastisches Rennen" gefahren - bis wenige Runden vor Schluss sein Motor platzte. "Man muss schon sagen, dass Red Bull in den letzten paar Rennen nicht gerade viel Glück hatte", so Mansell. Ohne den Motorschaden wäre Vettel als WM-Führender zum vorletzten Rennen nach Brasilien gekommen. Den Speed, Weltmeister zu werden, hätte der junge Deutsche auf jeden Fall: "Er ist unglaublich schnell!"

¿pbvin|512|3250||0|1pb¿Doch auch Vettel ist bisher nicht reibungslos durch die Saison gekommen: "Er hätte den Titel auch schon gewinnen können. Aber es gab den Zwischenfall in der Türkei, wo er seinen Teamkollegen gerammt hat und ausgeschieden ist, das Pech mit dem Motorschaden beim letzten Rennen und dann natürlich den furchtbaren Bremsfehler in Spa, wo er Jenson Button aus dem Rennen geworfen hat."

Gleiches gilt für Mansells Landsmann, McLaren-Pilot Lewis Hamilton. "Lewis hatte viel Pech, auch er hätte ein paar Rennen gewinnen können und hatte ein paar Ausfälle", sagt Mansell. Sein Auto sei auf alle Fälle konkurrenzfähig genug: "Aber Lewis ist ein paar Mal zu sehr an die Grenzen gegangen, und er hatte Rennen, die für ihn schlecht ausgegangen sind, wenn er hätte gewinnen können. Sonst könnte Lewis die Weltmeisterschaft schon lange anführen."

Doch Mansell betont, dass auch sein früherer Arbeitgeber Ferrari und Alonso Fehler gemacht haben, "in Monaco, in Silverstone und bei anderen Rennen. Auch Fernando könnte den Titel schon in der Tasche haben." So darf man gespannt sein auf Glück, Pech und Fehler im vorletzten Rennen in São Paulo - und darauf, wie die Gesamtwertung am Sonntagnachmittag aussieht.